Eine Gruppe von Kindern unter einem Baum im Flüchtlingscamp in Kenia. (Bild: Michael Gottschalk/photothek.net)
Initiative

Direkter Draht nach Afrika

Ansprechpartner, Einzelberatungen, Training und Geld - das sollen bayerische Unternehmer künftig bekommen, wenn sie direkte Kooperationspartner in Ostafrika suchen. Wer Interesse hat, kann sich ab sofort um Unterstützung bewerben.

Bayerischen Unternehmern soll der Zugang zu den Wachstumsmärkten in Ostafrika erleichtert werden. Dazu haben Bundesentwicklungsminister Gerd Müller und Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), eine gemeinsame Initiative auf den Weg gebracht.

Langfristige Kontakte zahlen sich am Ende meist aus.

Dieter Kempf, BDI-Präsident

Sie bietet verschiedene Anknüpfungspunkte zu Betrieben unterschiedlichster Branchen in Kenia, Uganda oder Tansania. In Schulungen zu betriebswirtschaftlichen Kernthemen können Unternehmer beispielsweise ihr Expertenwissen an ostafrikanische Mittelständler vermitteln und gleichzeitig Kontakte zu Unternehmen in der Region knüpfen. Insgesamt fünf Millionen Euro stellen die Institutionen dafür zur Verfügung. „Wer die Hilfe annimmt, wird der Erste sein, der in Afrika Geschäfte macht“, sagte Müller bei der Vorstellung des Projektes im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München.

Eine längerfristige Form der Zusammenarbeit bietet sich durch Lerntandems, bei denen ein Unternehmer einen Betrieb aus Ostafrika über einen längeren Zeitraum hinweg coacht und berät. Die Partner können dabei ihre geschäftlichen Schnittstellen ausbauen und erste Projekte gemeinsam entwickeln. Dabei erhalten sie finanzielle Unterstützung von BDI und BMZ. Das Angebot zur Vernetzung ergänzen klassische B2B Formate und Informationsveranstaltungen. „Langfristige Kontakte sind eines der Markenzeichen der deutschen Wirtschaft und zahlen sich am Ende meist aus“, sagte der BDI-Präsident.

Chancen statt Krisen

Warum bislang nur rund 1000 deutsche Unternehmen in Afrika investieren, hat laut Müller einen Grund: Kriege, Krisen und Katastrophen dominieren das Afrikabild. Dabei sei der Kontinent 85 Mal so groß wie Deutschland und müsse differenziert betrachtet werden. Die neue Initiative beschränkt sich deshalb auf Kooperationen mit Betrieben in Ostafrika.

Für Müller ist Afrika ein Chancenkontinent. Denn die Bevölkerung wird sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Daraus ergeben sich für die Wirtschaft Potenziale, die jungen afrikanischen Gesellschaften zu entwickeln – bei der Basisinfrastruktur, bei Nahrungsmitteln und Energietechnik.

Energietechnik ist die Zündkraft für Entwicklung in Afrika.

Gerd Müller, Bundesentwicklungsminister

90 Prozent der Bevölkerung haben noch keinen Zugang zu Strom. Das müsse laut Müller der entscheidende Impuls für die Wirtschaft sein um Wachstum zu generieren. Sobald es gelingen würde, Sonnenenergie über Tage zu speichern und zu leiten, glaubt der Minister an den Durchbruch für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas.

Saft statt Frucht

Welche Rolle spielt China als Partner für die deutsche Entwicklungshilfe in Afrika und wie bleibt die Wertschöpfung bei den Menschen? Darüber hat der BAYERNKURIER mit Bundesentwicklungsminister Gerd Müller gesprochen. Lesen Sie hier das komplette Interview.

Doch auch die afrikanischen Länder müssten ihren Teil zur Entwicklung beitragen: „Dazu gehören die Achtung der Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung und Rechtssicherheit für Investoren. Länder, die diese Standards erfüllen, bekommen die Zusage der G20 für Investitionspartnerschaften in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Ausbildung“, sagte Müller.

Probleme lösen durch Partnerschaften

Das gemeinsame Vorhaben in Ostafrika ist auch ein Baustein zur Umsetzung des Marshallplans mit Afrika, den Müller angeregt hat. Kerngedanke des Marshallplans ist es, politische Reformen in Afrika zu fördern, private Investitionen zu hebeln und den Handel mit afrikanischen Staaten fairer zu gestalten. „Unser Wohlstand baut auf den Ressourcen von Afrika auf und glauben Sie nicht, wir können Mauern bauen und sie draußen lassen. Lösen wir die Probleme nicht gemeinsam durch Partnerschaften, kommen sie zu uns“, appellierte Müller ans Publikum.

Unser Wohlstand baut auf den Ressourcen von Afrika auf.

Gerd Müller, Bundesentwicklungsminister

Die Aufgabe der G20-Staaten sieht der Minister darin, verbindliche Zielvorgaben zu vereinbaren, damit globaler Güteraustausch auf der Basis von sozialen und ökologischen Mindeststandards erfolge. Aber auch jeder einzelne könne etwas tun. Müller rät jedem Verbraucher dazu, Nachhaltigkeitsstandards im Konsum zur Grundlage seines Lebens zu machen: fair gehandelte Produkte einkaufen, sei es Kaffee, Obst, Kleidung oder Elektronik. So könne Druck auf die Hersteller erzeugt werden.

Partner für Afrika

In den vergangenen vier Jahren hat das BMZ sein Budget für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft um 60 Prozent auf über 130 Millionen Euro aufgestockt. Auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft DEG, eine Tochter der KfW Bankengruppe, baut ihr Angebot zur Privatwirtschaftsförderung in Afrika aus. Die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) begleitet als zentrale Ansprechpartnerin interessierte Unternehmen und Verbände bei ihrem entwicklungspolitischen Engagement in Afrika.