Eine eigene Universität mit technischem Schwerpunkt für 5000 bis 6000 Studenten wird in Nürnberg angesiedelt. (Foto: Imago/Westend61)
Kabinett

Nürnberg bekommt Universität

Nürnberg bekommt eine eigene Universität – eine „historische Entscheidung“ laut Finanzminister Söder. Außerdem beschloss das Kabinett: Leutershausen erhält ein Museum für den Flugpionier Weißkopf, Straßen- und Schienenwege werden verbessert.

Nürnberg soll nach dem Willen der Staatsregierung eine eigene Universität bekommen. Das sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nach einer Kabinettssitzung im mittelfränkischen Feuchtwangen (Kreis Ansbach). „Nürnberg wird Sitz einer eigenen Universität“, so Seehofer. Anfang Mai hatte das Kabinett in Nürnberg den Grundsatzbeschluss gefasst, dass es einen neuen Hightech-Campus in der Südstadt im Bereich des Rangierbahnhofs mit Platz für 5000 bis 6000 Studenten geben soll – aber noch nicht, ob dieser angeschlossen an die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen mit ihren 39.000 Studenten oder eigenständig fungieren soll.

Eine historische Entscheidung.

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU)

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) nannte die Weichenstellung für die Universität in Nürnberg eine „historische Entscheidung“. Geplant sei ein Campus mit Wohnen und Studieren an einem Ort. Der Bau der „international und technisch ausgerichteten Universität“, soll laut Söder etwa zehn Jahre dauern. Die Investitionskosten belaufen sich auf etwa eine Milliarde Euro. Die FAU samt Technischer Fakultät soll in Erlangen bleiben. Seehofer kündigte weitere Kooperationen mit Siemens an. Für die Universitätsgründung sollen Experten aus ganz Deutschland engagiert werden.

„Ludwig-Erhard-Lehrstuhl“ in Fürth

Einen „gedanklichen Luftsprung“ machte Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) nach der Nachricht, wie er zur Nürnberger Zeitung (NZ) sagte. „Das ist absolut positiv.“ Wichtig sei es nun, dass Nürnberg ein Alleinstellungsmerkmal bekomme, einen eigenen „wissenschaftlichen Leuchtturm, etwas, was es sonst in Bayern noch nicht gibt“, so Fraas weiter in der NZ. Was Kooperationen mit anderen Universitäten oder Hochschulen nicht ausschließe. Man müsse nun alles tun, damit die Universität Nürnberg ein Erfolg werde. Der Betrag von einer Milliarde Euro dafür sei eine klare Ansage. Fraas: „Daraus kann man etwas machen.“

Die FAU, mit 39.000 Studenten mit Abstand größte Universität Nordbayerns, wird weiter gestärkt, indem sie einen „Ludwig-Erhard-Lehrstuhl für Soziale Marktwirtschaft“ in dessen Geburtsstadt Fürth erhält. Der Freistaat will das Ludwig-Erhard-Haus in Fürth zu einem Dokumentations-, Begegnungs- und Forschungszentrum weiterentwickeln und – so der Kabinettsbeschluss– „jungen Menschen wirtschaftliche Zusammenhänge nahe bringen und sie zu unternehmerischer Tätigkeit motivieren“. Der Ludwig-Erhard-Lehrstuhl soll als Stiftungsprofessur im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der FAU am Standort Fürth eingerichtet werden. Das Haus soll bis Ende 2017 eröffnet werden.

Museum für Flugpionier Weißkopf

Außerdem will der Freistaat dem fränkischen Flugpionier Gustav Weißkopf mit einem Museum in dessen mittelfränkischer Geburtsstadt Leutershausen (Landkreis Ansbach) ein Denkmal setzen. Die Finanzierung für den Bau des rund 10,5 Millionen Euro teuren Komplexes sei nun gesichert, teilte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach der Kabinettssitzung in Feuchtwangen mit.

Mittelfranken hat ein starkes Fundament aus leistungsfähigen Unternehmen, traditionellem Handel, reichen Kulturschätzen, intakter Naturlandschaft und vor allem den vielen kreativen Menschen.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)

Neben dem Freistaat beteiligten sich Bund und EU an den Baukosten. Auf die im strukturschwachen Westmittelfranken gelegene Kommune Leutershausen kämen 1,7 Millionen Euro zu. Noch nicht ganz klar sei, wer künftig für die laufenden Unterhaltskosten des Gustav-Weißkopfs-Museums aufkomme. „Die Staatsregierung hofft aber, noch einen Förderer oder Sponsor zu finden“, sagte Herrmann. Weißkopf gelang möglicherweise noch vor den US-Brüdern Wright zu Beginn des 20. Jahrhunderts der erste Motorflug der Luftfahrtgeschichte, die historische Nachweislage ist aber schwierig. Beteiligen will sich der Freistaat auch an der Erweiterung des Dokumentationszentrums in Nürnberg.

Gesundheitsministerium wandert von München nach Nürnberg

Insgesamt sieht Seehofer die Entwicklung Mittelfrankens absolut positiv: „Mittelfranken hat ein starkes Fundament aus leistungsfähigen Unternehmen, traditionellem Handel, reichen Kulturschätzen, intakter Naturlandschaft und vor allem den vielen kreativen Menschen, die hier leben und arbeiten.“ Diese Entwicklung unterstütze der Freistaat nachhaltig, so Seehofer – unter anderem mit Investitionen und Behördenverlagerungen.

So wird derzeit das bayerische Gesundheitsministerium von München nach Nürnberg verlagert. Ende des Jahres 2017 werden voraussichtlich bereits bis zu 35 Beschäftigte am Dienstsitz Nürnberg tätig sein. Das Landesamt für Statistik hat derzeit in Fürth 286 Beschäftigte und in Schweinfurt 203. In 2017 und 2018 sollen jeweils weitere 50 Arbeitsplätze aus München dorthin verlagert werden. Im Landesamt für Schule in Gunzenhausen und im Prüfungsamt des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, das im November 2017 den Betrieb aufnehmen soll, werden es 136 Arbeitsplätze sein. Insgesamt profitiert Mittelfranken mit acht Projekten im Umfang von 561 Personen (201 Arbeitsplätze und 360 Studienplätze).

Viel Geld für Straße und Schiene

Viel Geld stecken Freistaat und Bund in die Verbesserung der Verkehrswege: Ein vordringliches Projekt ist der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs im Stadtgebiet Nürnberg. Bis 2019 soll der dreispurige Ausbau der A6 zwischen Kreuz Nürnberg-Ost und Schwabach-West abgeschlossen sein, wie Verkehrsminister Joachim Herrmann sagte. Die Ausschreibung für den dreispurigen Ausbau der A3 zwischen Biebelrieder Kreuz und der Kanalbrücke bei Erlangen läuft derzeit, hier ist als Bauzeit 2019 bis 2026 angesetzt. Das Projekt wird wie die A8 München-Augsburg in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) ausgeführt. Außerdem werden viele Bundesstraßen, Staats- und Kommunalstraßen ausgebaut sowie ein Netz an Radfernwegen angelegt. Allen bei Staatsstraßen sind in Mittelfranken 44 Baumaßnahmen mit rund 125 Millionen Euro Kosten geplant, für die Kommunalstraßen flossen binnen 10 Jahren 175 Millionen Euro Fördermittel nach Mittelfranken.

Im Dezember 2017 wird das letzte Teilstück der ICE-Neubaustrecke zwischen Oberfranken und dem Thüringer Wald in Betrieb gehen. Damit verkürzt sich die Reisezeit von Nürnberg nach Berlin auf unter drei Stunden. Der Bedarfsplan Schienenwege sieht außerdem den Ausbau der Verbindungen von Nürnberg nach Ebensfeld, Marktredwitz/Staatsgrenze Tschechien, Regensburg und Würzburg vor, wie Herrmann erläuterte. Weitere Zukunftsprojekte sind der Ausbau des bereits 224 km langen Netzes der S-Bahn Nürnberg und die Errichtung der Stadt-Umland-Bahn (StUB) zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach. Auch der U-Bahn-Bau in Nürnberg geht weiter voran: Am 22. Mai 2017 werden die Bahnhöfe Klinikum Nord sowie Nordwestring an die Linie U3 angeschlossen.