Der Saal 600, Schauplatz der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse 1946-1949. (Foto: Wolfram Göll)
Kabinett

Justizpalast soll Weltkulturerbe werden

Umfangreiche Kulturförderung für Franken: Die Wiege des Völkerstrafrechts, der Nürnberger Justizpalast, soll in die Unesco-Liste aufgenommen werden. Wichtige Kunstwerke kehren nach Franken zurück. Die Landesausstellung 2022 findet in Ansbach statt.

Das bayerische Kabinett hat bei seiner Sitzung in Nürnberg wichtige Beschlüsse gefasst, die die Kultur in Franken fördern sollen: Der Nürnberger Justizpalast soll Unesco-Weltkulturerbe werden, wertvolle Gemälde sollen von München in ihre fränkische Heimat zurückkehren, die bayerische Landesausstellung 2022 soll unter dem Titel „Typisch fränkisch“ in Ansbach stattfinden, die Nürnberger Akademie der Bildenden Künste wird zur Kunstschule der Digitalität „Bauhaus 4.0 Nürnberg“ erweitert.

Geburtsstätte des Völkerstrafrechts

Der Ministerrat hat sich dafür ausgesprochen, den Nürnberger Justizpalast an der Fürther Straße in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufzunehmen. Der Justizpalast ist der Weltöffentlichkeit durch die Kriegsverbrecherprozesse bekannt, in dem die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs und der Juden-Vernichtung aufgearbeitet wurden. Der Hauptkriegsverbrecherprozess gegen 22 Angeklagte fand vom 20. November 1945 bis 1. Oktober 1946 im Schwurgerichtssaal 600 im Ostbau des Gebäudes statt. Mit der Verabschiedung der in dem Hauptkriegsverbrecherprozess entwickelten „Nürnberger Prinzipien“ durch die Vereinten Nationen im Jahr 1950 wurde der Saal 600 zur Geburtsstätte des Völkerstrafrechts.

Der Freistaat hat nahe des Saals 600, der immer noch regelmäßig für Schwurgerichtsprozesse verwendet wird, ein Memorium für Besucher eingerichtet. Wenn der nahegelegene Neubau des Strafjustizzentrums fertiggestellt ist, soll der Saal 600 in ein Denkmal und ein Museum umgewidmet werden. Der Freistaat verfolgt das Ziel, dass der gesamte Justizpalast ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wird, dafür soll eine erneute Bewerbung zum 1. Februar 2024 erfolgen. Im Einvernehmen mit der Stadt Nürnberg wird der Freistaat Bayern das Vorbereitungsverfahren weiter vorantreiben. Bayern ist bisher mit acht Stätten auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes vertreten.

Wichtige Kunstwerke kehren nach Franken zurück

Außerdem führt die bayerische Staatsregierung bedeutende Kunstwerke in ihre fränkische Heimat zurück. Unter anderem sollen die Gemälde „Salomé mit dem Haupt Johannes des Täufers“ und „Madonna mit Kind und Weintraube“ von Lucas Cranach dem Älteren in die Heimatstadt Kronach des Malers wechseln, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Rande einer Kabinettssitzung in Nürnberg ankündigte. Die Bilder wurden von Cranach, einem der wichtigsten Maler der Frührenaissance, im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts geschaffen. Die Gemälde befinden sich derzeit im bayerischen Nationalmuseum und in der Alten Pinakothek in München.

Außerdem soll eine silberne Reliquienbüste des Heiligen Zeno aus der Zeit um 1440 von München zurück ins Germanische Nationalmuseum nach Nürnberg wechseln, kündigten Söder und Kunstminister Bernd Sibler (CSU) an. Die Büste war bisher als Dauerleihgabe in der Landeshauptstadt. Die Werke sollen noch einmal in München ausgestellt und dann im Februar oder März an ihren neuen Bestimmungsort gebracht werden. Gleiches gilt für das Gemälde „Mainlandschaft“ des Künstlers Hans Thoma, das künftig auf der Würzburger Festung Marienberg ausgestellt werden soll.

Landesausstellung 2022 in Ansbach

2022 soll es im mittelfränkischen Ansbach eine Landesausstellung geben, die sich unter dem Titel „Typisch Fränkisch“ mit dem fränkischen Kulturbegriff auseinandersetzt und die Unterschiede der einzelnen Regionen in Franken herausarbeiten soll. Kriterien für die Auswahl des Ortes waren unter anderem der touristische Hintergrund der Bewerberorte, das Ausstellungsgebäude und der Bezug des Ortes zum Thema der Landesausstellung. Die Stadt Ansbach überzeugte die Jury dabei vor allem mit der barocken Orangerie im Hofgarten der Residenz und weiteren Ausstellungsflächen.

Es ist die erste bayerische Landesausstellung, die in Westmittelfranken stattfinden wird. Die derzeitige bayerische Landesausstellung 2019 „Hundert Schätze aus tausend Jahren“ läuft noch bis zum 8. März in Regensburg. 2020 wird die Reihe mit „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ in Aichach und Friedberg fortgeführt. 2021 folgt im Schloss Herrenchiemsee die Landesausstellung „Götterdämmerung II – die letzten Monarchen“.

Nürnberger Kunstakademie wird „Kunstschule der Digitalität“

Der Freistaat baut die Metropolregion Nürnberg zu einem digitalen Zentrum für Kultur und Kreativität aus. Die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg wird dabei zur Kunstschule der Digitalität „Bauhaus 4.0 Nürnberg“ weiterentwickelt. Vorhandene kreative Potenziale sollen gestärkt, Akteure besser vernetzt und innovative Ausbildungsangebote an interdisziplinären Schnittstellen entwickelt werden. „Bauhaus 4.0 Nürnberg“ soll als Teil der Hightech-Agenda Bayern das Innovationslabor der Zukunft werden. Damit begleitet der Freistaat die Herausforderungen, die die digitale Zukunft auch an Kunstschaffende und Kreative stellt, wie die Staatsregierung erklärt.

Die neue Kunstschule der Digitalität soll neue Möglichkeiten eröffnen, künstliche Intelligenz und digitale Technologien für Kunst, Kultur und Design nutzbar zu machen. Im Fachbereich Design wird ein deutlicher Schwerpunkt auf Digitalem Grafik-Design und Digitaler Visueller Kommunikation liegen. Neu aufgebaut werden der Fachbereich Produktdesign sowie der Fachbereich „artistic experimentation / immaterial creations / fluid forms / spatial practices“. In einem neuen Digital Lab können Hochschul- und Kultureinrichtungen zusammen neue digitale Nutzungsfelder in Forschung und Anwendung erschließen. Ebenfalls neu hinzu kommt ein sogenanntes „Fabrication Laboratory“, das als Schnittstelle zwischen „Digital Forming“ und computergesteuerter Produktion fungiert.