Der Zwiefache wird musiziert, getanzt und auch gesungen (Foto: Peter Litvai).
Tradition

Zwiefach feiern!

Die Aufnahme der Musikgattung ins Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes ist Grund genug für die Niederbayern, den Zwiefachen im September und Oktober gleich zwei Monate lang mit einem breiten, inklusiven Festival zu feiern.

Der Bezirk Niederbayern ist in Feierlaune – mit einem zweimonatigen Festival lässt er den Zwiefachen hochleben! Grund dafür ist die Aufnahme der Musikgattung ins Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Im September und Oktober 2017 zeigt ein buntes Programm in der ganzen Region, wie vielfältig uns der Zwiefache begegnet: 60 Veranstaltungen präsentieren die reizvolle Musikgattung mit dem Wechsel zwischen Zweiviertel- und Dreivierteltakt. Vom Musikantenstammtisch bis zum Zwiefachen-Tanzkurs, von der offenen Bühne bis zum musikalisch umrahmten Vortragsabend ist für jeden etwas dabei. Musikanten und Wirtsleute aus der ganzen Region bringen sich dabei mit eigenen Veranstaltungen ins Festival ein und veranstalten Wirtshausabende, Volkstänze und Musikantentreffen.

Der Bezirk Niederbayern mischt mit

Auch das Kulturreferat des Bezirks Niederbayern hat sich zahlreiche Beiträge ausgedacht: Das Volksmusikpicknick am 9. September in den Grünanlagen des Bezirksklinikums Mainkofen bietet Jung und Alt die Gelegenheit zum Musik hören, Tanzen, Schauen und Genießen – auch mitreißende Zwiefache stehen dabei auf dem Programm, gespielt von der Niederalteicher Klarinettenmusi. Zwiefache halten ebenso Einzug in die herbstlichen Literaturlesungen des Bezirks, die in allen niederbayerischen Landkreisen stattfinden und die Bayern und ihre Geschichte beleuchten. Kammermusikalische Konzerte zeigen, wie der Taktwechsel auch Eingang in klassische Kompositionen gefunden hat, und Mitmachveranstaltungen laden zum gemeinsamen Singen und Musizieren von Zwiefachen ein. Auch interkulturelle Begegnungen sind vorgesehen, bei denen gemeinsam taktwechselnde Musik aus verschiedenen Kulturkreisen gespielt wird und der Zwiefache etwa auf indische Taal-mala-Melodien trifft.

Die überregionale Verbreitung, die breite Akzeptanz und Präsenz des Zwiefachen in der Bevölkerung sowie der inklusive Charakter dieser Kulturform sind bemerkenswert.

Auszug aus dem offiziellen Schreiben des nationalen Expertenkomitees

Immaterielles Kulturerbe

Der Zwiefache gehört zum immateriellen Kulturerbe Bayerns. Mitte November 2016 wurde er im Rahmen eines Festakts in die bayerische Landesliste immaterieller Kulturgüter aufgenommen. Das Kulturreferat des Bezirks Niederbayern hatte den Antrag stellvertretend für eine breite Trägerschaft gestellt.

Wenige Wochen später, im Dezember 2016, erfuhr der Zwiefache auch auf nationaler Ebene Beachtung: Der Zwiefache wurde im Dezember in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das nationale Expertenkomitee aus Vertretern der deutschen UNESCO-Kommission und der Kultusministerkonferenz würdigte den Vorschlag als überregional identitätsstiftende Kulturform, die in großer Vielfalt und Lebendigkeit existiert und generationsübergreifend begeistert. Positiv hervorgehoben wurde vor allem auch die kreative Methode zur Einbindung der Kulturträgergemeinschaft in das Antragsverfahren. Eine – vom Kulturreferat des Bezirks Niederbayern initiierte – unter Musikanten aus ganz Bayern durchgeführte Umfrage hatte im Vorfeld bestätigt, dass die Musikgattung „Zwiefacher“ im aktuellen Repertoire von Instrumentalmusik- und Gesangsgruppen fest verankert ist und auch auf Volkstanzveranstaltungen und Musikseminaren regelmäßig praktiziert wird. Dies beeindruckte auch das nationale Expertenkomitee: „Die überregionale Verbreitung, die breite Akzeptanz und Präsenz des Zwiefachen in der Bevölkerung sowie der inklusive Charakter dieser Kulturform sind bemerkenswert“, heißt es im offiziellen Schreiben.

Der Zwiefache

Beim Zwiefachen handelt es sich um eine überlieferte, typische bayerisch-böhmische Musikgattung, die sowohl musiziert, getanzt als auch gesungen wird. Seine Besonderheit besteht im – auch unregelmäßigen – Wechsel zwischen Dreivierteltakt (Walzer) und Zweivierteltakt (Dreher). Zu den bekanntesten Beispielen gehören etwa „Unser oide Kath“ oder „Leit, Leit, Leitl miasst’s lustig sei“.

Das Gesamtprogramm des Festivals ist hier einsehbar, das Programmheft kann unter kultur@bezirk-niederbayern.de und Tel. 0871/97512-730 kostenfrei angefordert werden. (PM)