Niedrigste Arbeitslosenquote aller Zeiten
3,2 Prozent der Menschen in Bayern haben keinen Job - ein historischer Niedrigstand. Doch der Mindestlohn verringert laut Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in vielen Regionen die Beschäftigungschancen. Deshalb fordert Aigner Klarheit über die Effekte der Regelung. Außerdem wichtig für die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt: den Handelsbeziehungen mit Großbritannien eine neue Basis zu geben.
Arbeitsmarkt

Niedrigste Arbeitslosenquote aller Zeiten

3,2 Prozent der Menschen in Bayern haben keinen Job - ein historischer Niedrigstand. Doch der Mindestlohn verringert laut Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in vielen Regionen die Beschäftigungschancen. Deshalb fordert Aigner Klarheit über die Effekte der Regelung. Außerdem wichtig für die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt: den Handelsbeziehungen mit Großbritannien eine neue Basis zu geben.

Der bayerische Arbeitsmarkt hat sich im Juni weiterhin robust entwickelt. Die Arbeitslosenquote in Bayern betrug im Juni 2016 durchschnittlich 3,2 Prozent und ist damit gegenüber dem Vormonat und dem Vorjahresmonat um 0,2 Prozentpunkte gefallen. Damit ist die Quote aktuell die niedrigste, die je in Bayern gemessen wurde. Im ersten Halbjahr lag die Zahl der arbeitslosen Menschen in Bayern kontinuierlich unter dem Vorjahreswert. Aktuell waren im Juni rund 8.300 Menschen weniger arbeitslos als im Vormonat.

Es gibt nach wie vor Stellenaufbau auf hohem Niveau, und die Arbeitslosenquote in Bayern liegt so nahe am Vollbeschäftigungsniveau wie noch nie.

Ilse Aigner, Bayerische Wirtschaftsministerin

Mindestlohn hemmt Beschäftigung

Die Bayerische Staatsregierung geht davon aus, dass im Jahresdurchschnitt 2016 in Bayern weniger als 250.000 Menschen keinen Job haben. Aigner betont, dass flexible Arbeitsmärkte als entscheidender Faktor für Beschäftigungserfolge erhalten werden müssen: „Deshalb ist es gut, dass die Erhöhung des Mindestlohns auf 8,84 Euro in den engen Grenzen geblieben ist, die sich die Kommission selbst auferlegt hat.“

Es bleibt dabei: Der Mindestlohn verringert in vielen Regionen und Branchen Beschäftigungschancen und ist für Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose eine zu hohe Hürde.

Ilse Aigner, Bayerische Wirtschaftsministerin

„Wir brauchen jetzt schnell mehr Klarheit über die tatsächlichen Beschäftigungseffekte des Mindestlohns, die nicht durch konjunkturelle Entwicklungen überdeckt werden“, so die Ministerin.

Brexit bringt Unsicherheiten

Der Brexit macht Familienministerin Emilia Müller jedoch Sorgen. Wichtig sei nun, den Handelsbeziehungen mit Großbritannien eine neue Basis zu geben. Großbritannien ist mit 8,6 Prozent der Ausfuhren der zweitgrößte Exportmarkt Bayerns.

Das Ergebnis des Referendums zum Brexit ist für die exportorientierte bayerische Wirtschaft mit großen Unsicherheiten verbunden und kann negative Auswirkungen auf den bayerischen Arbeitsmarkt nach sich ziehen.

Emilia Müller, Sozialministerin

Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit

Um Menschen, die bereits seit längerer Zeit keinen Arbeitsplatz haben wieder in den Job zu bringen, wurden 2010 in Bayern zwei Modelle gestartet. Die Bilanz für die beiden Projekte „Perspektiven für Familien“ in Nürnberg und „Tandem“ in Fürth fällt positiv aus. In der zweiten Projektphase seit Juli 2013 konnten über 45 beziehungsweise 50 Prozent der Teilnehmer wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Unsere Forderung an den Bund bleibt aber bestehen, diesen ganzheitlichen Ansatz in die Regelstrukturen der Arbeitsförderung und Grundsicherung zu überführen. Gleichzeitig ist es aber auch notwendig, hierfür zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen. Denn nur so kann die Integration Langzeitarbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt gelingen.

Emilia Müller, Sozialministerin

Aktuell sind in Deutschland rund eine Million Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, in Bayern mehr als 62.000. Die Modellprojekte starteten im Juli 2010 als Teil des von der Bayerischen Staatsregierung aufgelegten Strukturprogramms Nürnberg/Fürth. Sie richten sich an Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen. Dabei wird die gesamte Familie, vor allem die Kinder, gefördert. So stimmen sich Jugendamt und Jobcenter aufeinander ab. Die insgesamt mit 10 Millionen Euro dotierten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen werden nun bis Ende 2016 fortgeführt.

Tausende Flüchtlinge finden Job

Auch die Integration von Flüchtlingen in den bayerischen Arbeitsmarkt funktioniert besser als erwartet. Im ersten Halbjahr 2016 haben knapp 12.000 Asylbewerber, geduldete und anerkannte Flüchtlinge einen Job gefunden. Das geht aus Zahlen hervor, die die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) in München vorstellte. Die bayerische Wirtschaft, die Staatsregierung und die BA hatten sich das Ziel gesetzt, in diesem Jahr 20.000 und bis 2019 weitere 40.000 Flüchtlinge einen Arbeitsplatz zu vermitteln. Allerdings gehe ein Großteil der Beschäftigten erfahrungsgemäß nur einem Helferjob nach. Deshalb müsse das Ziel jetzt sein, diese Menschen weiterzuqualifizieren, sagte Markus Schmitz, Chef der Regionaldirektion.

Arbeitslosigkeit auf Niveau von 2015

Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wegen der Flüchtlinge wird in diesem Jahr nicht erwartet. Stattdessen soll sie sich auf dem Niveau von 2015 bewegen, als gut 256.000 Menschen erwerbslos waren. Klar ist aber auch, dass die Migration die Statistik dämpft: „Wir hätten ohne Flüchtlinge natürlich deutlich weniger Arbeitslosigkeit“, sagte Schmitz. Im Juni waren in Bayern 26.114 Menschen aus den 15 Haupt-Asylzugangsländern ohne Arbeit. Unter ihnen sind laut BA aber viele Jobsuchende, die schon vorher hier gelebt haben. Von jenen Menschen, die während der Flüchtlingskrise gekommen sind, waren im Juni 14.412 erwerbslos.

Quelle: dpa/AS