Nur wenige Facharbeiter
Beunruhigende Zahlen des Münchner ifo-Instituts: Zwei Drittel der jungen Syrer erreichen im Lesen und Rechen nicht Grundkompetenzniveau und sind kaum ausbildungsfähig. Allein für die ersten zwölf Monate wird die Aufnahme von 1,1 Millionen Migranten 21 Milliarden Euro kosten. Der Blick nach Schweden bestätigt: 48 Prozent der Einwanderer im arbeitsfähigen Alter sind dort arbeitslos.
Asyldebatte

Nur wenige Facharbeiter

Beunruhigende Zahlen des Münchner ifo-Instituts: Zwei Drittel der jungen Syrer erreichen im Lesen und Rechen nicht Grundkompetenzniveau und sind kaum ausbildungsfähig. Allein für die ersten zwölf Monate wird die Aufnahme von 1,1 Millionen Migranten 21 Milliarden Euro kosten. Der Blick nach Schweden bestätigt: 48 Prozent der Einwanderer im arbeitsfähigen Alter sind dort arbeitslos.

Junge Flüchtlinge aus Syrien sind überwiegend sehr schlecht ausgebildet, warnt Ludger Wößmann, Volkswirt des Müncher Instituts für Wirtschaftsforschung ifo: „Wir müssen leider davon ausgehen, dass zwei Drittel der Flüchtlinge aus Syrien von ihrem Bildungssystem für eine Beteiligung an einer modernen Gesellschaft nicht ausreichend ausgebildet wurden.“ Daten aus Syrien deuteten auf ein schlechtes Niveau der dortigen Ausbildung hin, so der Münchner Bildungsökonom. Bei internationalen Tests im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich im Jahre 2011 hätten 65 Prozent der Syrer in der 8. Klasse im Lesen und Rechnen nicht einmal Grundkompetenzen erreicht. „Zwei Drittel der Achtklässler in Syrien haben 2011, also noch vor Ausbruch des Bürgerkrieges, nicht einmal ein Kompetenzniveau erreicht, das der untersten Stufe des Pisa-Tests entspricht“, erläuterte Wößmann den Befund kürzlich für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Diese Jugendlichen könnten zwar in ihrer Muttersprache einfachste Aufgaben lösen, seien aber nicht in der Lage, etwa Preise von einer Währung in eine andere umzurechnen. Ähnlich schlecht wie zwei Drittel der Jungen Syrer schneiden in Deutschland nur 16 Prozent der vergleichbaren Schüler ab.

Zwei Drittel der Achtklässler in Syrien haben 2011, also noch vor Ausbruch des Bürgerkrieges, nicht einmal ein Kompetenzniveau erreicht, das der untersten Stufe des Pisa-Tests entspricht.

Ludger Wößmann (ifo)

Wößmann zufolge entspricht der Bildungsrückstand der jungen Syrern etwa vier bis fünf Schuljahren: „Viele Syrer haben nicht die Voraussetzungen erworben, um zum Beispiel eine Vollausbildung in Deutschland zu meistern.“ Dazu passt eine Bilanz der Handwerkskammer für München und Oberbayern, die das ifo-Institut gleich mitliefert: 70 Prozent jener Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die vor zwei Jahren eine Ausbildung begonnen hatten, haben sie wieder abgebrochen. Vom Asylantrag bis zur vollen Integration in den Arbeitsmarkt dauere es zwischen sieben und zehn Jahren, meint denn auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) Eric Schweitzer: „Die Flüchtlinge kommen auch nicht als Fachkräfte zu uns und werden den Fachkräftemangel in Deutschland eher nicht lösen.“ Einer anderen ifo-Studie zufolge sehen denn auch 41 Prozent der Firmen in Deutschland in ihren Branchen das größte Beschäftigungspotenzial für Migranten als ungelernte Hilfsarbeiter: „59 Prozent allerdings sehen auch dafür nur geringe Chancen.”

Hohe Analphabetenrate

Was für Syrien gilt, gilt ebenso für die meisten mittelöstlichen oder afrikanischen Herkunftsländer, aus denen derzeit so viele Migranten nach Deutschland strömen. Die Qualifikationsstruktur der Einwanderer aus den Krisenstaaten Syrien, Irak, Nigeria und Afghanistan sei wahrscheinlich schlecht, meldete das ifo-Institut schon im vergangenen September: „Nach Daten der Weltbank läge selbst unter den 14- bis 24-jährigen der Anteil der Analphabeten in diesen Ländern bei 4, 18, 34 und 53 Prozent.“ Es gibt andere, noch unerfreulichere Zahlen: Das für internationales Zahlenmaterial gerne zu Rate gezogene aktuelle und öffentlich zugängliche World Factbook des US-Geheimdienstes CIA gibt für Syrer ab 15 Jahren eine Analphabetenrate von 13,6 Prozent an. Für Irak verzeichnet das CIA-Factbook 20,3 Prozent Analphabeten, für Nigeria 40,4 und für Afghanistan 61,8 Prozent. Für die arabische Welt sprach im Jahr 2009 die Unesco von 40 Prozent Analphabeten. In der französischen Tageszeitung Le Monde widersprach prompt ein Professor in Marokko: „Die Hälfte der arabischen Bevölkerung ist analphabetisch.“ Interessant: In Pakistan, auch ein für Deutschland und Europa zahlenmäßig wichtiges Migranten-Herkunftsland liegt die Analphabetenrate bei 42 Prozent und steigt sogar wieder: „Immer mehr Analphabeten in Pakistan“, titelte die Neue Zürcher Zeitung im Oktober 2014.

Die Hälfte der arabischen Bevölkerung ist analphabetisch.

Le Monde

Weitere Unklarheit schafft nun eine begrenzte Umfrage des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Von 1245 befragten Syrern, die zwischen April und September diesen Jahres in Griechenland angekommen sind, gaben 86 Prozent an, eine weiterführende Schule oder eine Universität besucht zu haben. 16 Prozent der Befragten gaben an, Studenten zu sein. Jeweils fünf Prozent wollen zuletzt als Ingenieure oder Lehrer gearbeitet haben, vier Prozent als Pharmazeuten, Ärzte oder Chemiker. Aus gutem Grund fordert nun das ifo-Institut, das Bildungsniveau der Flüchtlinge systematisch zu erfassen: „Wir stochern derzeit im Nebel“, so Ludger Wößmann. „Niemand weiß wirklich, über welche Qualifikationen die Menschen verfügen. Nicht einmal die Sprachkenntnisse werden derzeit systematisch untersucht.”

Beunruhigende Integrationsbilanz in Schweden

Solange diese Daten in Deutschland nicht vorliegen, lohnt der Blick über die Grenze. Etwa nach Schweden, das dieses Jahr ungefähr 200.000 Migranten aufnehmen wird und seit drei Jahrzehnten sozusagen das europäische Super-Einwanderungsland für Migranten aus Pakistan, Somalia oder nun auch aus Syrien ist: Seit 1980 ist unter den knapp 10 Millionen Schweden der Anteil der Einwanderungsbevölkerung aus nicht-westlichen Ländern von einem auf heute etwa 16 Prozent gestiegen. Doch die schwedische Integrationsbilanz darf beunruhigen, berichtete kürzlich der in Schweden aufgewachsene iranische Kurde und nun in den USA erfolgreiche Volkswirt Tino Sanadaji der kanadischen Tageszeitung The Globe and Mail: 48 Prozent der Einwanderer im arbeitsfähigen Alter arbeiten nicht. Selbst nach 15 Jahren Aufenthalt in Schweden erreicht ihre Beschäftigungsrate nur etwa 60 Prozent. 42 Prozent aller Langzeitarbeitslosen in Schweden sind Einwanderer.

Das Argument, dass diese Migranten lebenswichtig sind, um die Wirtschaft anzukurbeln − dass sie wie durch Zauberhand Wirtschaftswachstum generieren und die Europäer vor dem demographischen Niedergang retten − ist pure Phantasterei.

The Globe and Mail

„Der Unterschied zwischen der Arbeitslosenquote Zugewanderter und Einheimischer ist in keinem westlichen Industriestaat größer“, schrieb dieser Tage auch die Neue Zürcher Zeitung. Das Phänomen hat eine teure Folge, so wieder Sanandaji: 58 Prozent aller Sozialleistungen, die in Schweden ausgezahlt werden, gehen an die Migrantenbevölkerung. Es sei nicht möglich, zugleich offene Grenzen und einen Sozialstaat zu haben, folgert Sanandaji: „Wenn man allen Bürgern großzügige Sozialleistungen anbietet, und wenn dann von außen jeder kommen und sie auch erhalten kann, dann wird eine sehr große Zahl von Leuten genau das tun.“ Fast noch düsterer ist die Einschätzung der Globe and Mail: „Das Argument, dass diese Migranten lebenswichtig sind, um die Wirtschaft anzukurbeln − dass sie wie durch Zauberhand Wirtschaftswachstum generieren und die Europäer vor dem demographischen Niedergang retten − ist pure Phantasterei.”

Deutschland: Kosten für die ersten zwölf Monaten

Eine Kostenschätzung hat jetzt auch das ifo-Institut vorgelegt: Den Münchner Wirtschaftsforschern zufolge wird Deutschland allein für die etwa 1,1 Millionen Migranten, die nur dieses Jahr ins Land geströmt sind, in den ersten zwölf Monaten 21,1 Milliarden Euro aufbringen müssen für Unterbringung, Ernährung, Kitas, Schulen, Deutschkurse, Ausbildung und Verwaltung. Wie viele Millionen Flüchtlinge aber noch in den kommenden Jahren nach Deutschland kommen, steht in den Sternen. Das schaffen wir nicht.