Bayerns Bildungssystem schneidet gut ab. (Bild: Fotolia/Oksana Kuzmina)
Bildung

„Jedes Kind hat alle Chancen“

Großes Lob für Bayerns kontinuierliche Bildungspolitik: Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände sieht das gegliederte Schulwesen als Garant für die gute Qualität des Bildungssystems in Bayern.

Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (abl) sieht Bayerns Bildungserfolg im differenzierten Schulsystem und der verlässlichen Schulpolitik der Staatsregierung verankert.

Hohe Qualität

„Jedes Kind hat alle Chancen, leistungsgerecht und begabungsgerecht gefördert zu werden und alle Übergänge zu schaffen“, sagte abl-Präsident Jürgen Böhm, der zugleich Vorsitzender des Bayerischen Realschullehrerverbandes (brlv) ist, am Mittwoch in München. Jede Schule bereite auf einen anderen Abschluss vor.

Jedes Kind hat alle Chancen.

Jürgen Böhm, abl

Auch in der Bevölkerung ist das gegliederte Schulsystem hoch angesehen: In einer aktuellen Umfrage des Allensbacher Instituts sprachen sich 73 Prozent der Befragten mit Kindern im schulpflichtigen Alter dafür aus – quer durch alle gesellschaftlichen Schichten.

Bayern liegt konstant vorne

Die abl berief sich vor allem auf den Bildungstrend 2018 des bundesweiten Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin. Das IQB prüft regelmäßig die Leistungen von Schülern der 16 Bundesländer. Bei der letzten Erhebung, die vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde, wurden knapp 45.000 Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften getestet. Laut Bildungstrend ist Bayern das einzige Bundesland, das seit Jahren konstant in der Spitzengruppe liegt.

Auch im kürzlich veröffentlichten Bildungsmonitor 2019 lag Bayern vorn. Dieser wird von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erarbeitet und vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln jährlich in Auftrag gegeben. Gegenüber dem Vorjahr verbesserte sich Bayern vom dritten auf den zweiten Platz. Besonders gut schnitt hier der Freistaat beispielsweise in den Handlungsfeldern „Berufliche Bildung“ (Platz 1) oder „Schulqualität“ (Platz 2) ab.

Erfolgsfaktor Verlässlichkeit

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, bewertete vor allem die kontinuierliche Politik der vergangenen Jahrzehnte als Erfolgsfaktor. Meidinger lobte die Verlässlichkeit: Abgesehen vom laut Meidinger „Sündenfall des achtjährigen Gymnasiums“ habe der Freistaat anders als andere Bundesländer schnelle Reformen immer vermieden.

Wichtig sei aber auch die Qualität der Lehrer: So betrage in Bayern der Anteil von Quereinsteigern in die Schulen weniger als ein Prozent, betonte Meidinger. In Berlin dagegen brächten zwei von drei neu eingestellten Grundschullehrern keine pädagogische Ausbildung mit.

Der bundesdeutsche Vergleich zeige: Ostdeutsche Bundesländer, aber auch Baden-Württemberg, hätten sich im Vergleich zu früheren Erhebungen massiv verschlechtert. Die abl führt das neben den vielen Quereinsteigern insbesondere auf den Lehrermangel zurück. Meidinger, Direktor eines bayerisches Gymnasiums, wies auf das Vorbild Bayern hin: Hier bekämen Schüler mehr Unterricht als in anderen Bundesländern – in allen Schularten. So würden beispielsweise im neuen neunjährigen Gymnasium 285 Jahreswochenstunden unterrichtet, in den meisten anderen Bundesländern dagegen nur 265.

Verbesserungsbedarf

Nichtsdestotrotz sieht die Arbeitsgemeinschaft Verbesserungsbedarf auch im Freistaat. So müssten noch mehr Lehrer eingestellt und die Pädagogen zudem von bestimmten Aufgaben entlastet werden.

Die Einschätzung der Lehrerverbände zeigt, dass an den Schulen in Bayern sehr viel Positives geleistet wird.

Michael Piazolo, Kultusminister Bayern

Kultusminister Michael Piazolo (FW) erklärte nach der abl-Pressekonferenz: „Ich freue mich, dass sich die Position der Lehrerverbände mit meinen bildungspolitischen Vorstellungen deckt. Ein differenziertes und durchlässiges Schulwesen, wie wir es in Bayern haben, bietet den Schülerinnen und Schülern die besten Bildungschancen“, so der Minister. „Die Einschätzung der Lehrerverbände zeigt, dass – trotz der vielfältigen Herausforderungen – an den Schulen in Bayern sehr viel Positives geleistet wird. Die damit verbundene Wertschätzung der Arbeit unserer Lehrkräfte gibt ihnen Rückenwind für ihre wichtige pädagogische Arbeit“, so Piazolo weiter.

Die ABL

Die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerverbände (abl) wurde 1979 gegründet, um die gemeinsamen schul-, bildungs- und berufspolitischen Ziele der Lehrerverbände aus den verschiedenen Schularten öffentlich zu vertreten. Sie setzt sich seit 40 Jahren insbesondere für Erhalt und Weiterentwicklung des differenzierten Schulwesens ein, in dem aus ihrer Sicht jedes Kind begabungsgerecht gefördert und gefordert werden kann.

Der Arbeitsgemeinschaft gehören der Bayerische Philologenverband (bpv), der Bayerische Realschullehrerverband (BRLV), die Katholische Erziehergemeinschaft in Bayern (KEG) und der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern (VLB) an. Die in der abl zusammengeschlossenen Verbände vertreten die Interessen von rund 60.000 Lehrkräften.