Alle Sicherungen durchgebrannt sind offensichtlich bei Grünen-Chef Robert Habeck. (Foto: Imago/epd)
Schlammschacht

Habeck vergreift sich massiv im Ton

Kommentar Alles, was der CSU und Parteichef Seehofer schadet, ist SPD und Grünen recht: Kübelweise Schmutz kippen sie aus, rücken die CSU in die Nähe von Nazis, Volksverhetzern und Amokläufern. Nun soll Seehofer auch noch am Özil-Rücktritt schuld sein.

Der bayerische Landtagswahlkampf ist mittlerweile zu einer üblen Schlammschlacht geworden, in der alle meinen, Kübelweise Schmutz über der CSU auskippen zu dürfen: Im Verein mit linken Medien werfen SPD, Grüne und Linksradikale der CSU alles vor, was sie ablehnen. Die klare und rechtsstaatliche Asylpolitik der CSU rücken sie in die Nähe von Volksverhetzung (Protestkundgebungs-Titel „Ausgehetzt“), NS-Ideologie (Plakate auf jener Kundgebung) und kriminellen Handelns („Ab sofort sind die bisher 1400 Toten im Mittelmeer auch Ihre Toten“, Ex-Bayern-SPD-Chefin Renate Schmidt).

Den Vogel schießt nun aber einer ab, der in der Erzählung der linksgrünen Medien als nobler Feingeist gilt, als Küstenphilosoph – und der als promovierter Literaturwissenschaftler und Romanschriftsteller in der Tat ganz bestimmt in der Lage ist, jedes Wort genau zu wägen: Robert Habeck, Parteivorsitzender der Grünen, Ex-Umweltminister und Ex-Vize-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Dieser Mann redet nicht einfach so daher, sondern feuert seine Pfeile zielgenau ab.

Habecks verbaler Amoklauf

Ausgerechnet am zweiten Jahrestag des blutigen Münchner Amoklaufes warf er der CSU vor, sie sei im „Amok-Modus“. In der ZDF-Sendung „Maybritt Illner“ brüllte er die Digitalisierungs-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) nieder: „Sie vergiften den Diskurs! Sie treiben die Republik in Unruhe! Sie killen fast Europa!“

In seinem blinden Kampagneneifer gegen die CSU ist ihm keine Schuldzuweisung zu billig und niveaulos.

CSU-Generalsekretär Markus Blume über Robert Habeck

Da offensichtlich bereits alle Hemmungen gefallen waren, warf Habeck dem Bundesinnenminister Seehofer jetzt auch noch vor, er sei am Rücktritt des Fußballers Mesut Özil aus der Nationalmannschaft schuld. „Wenn der Sportminister sagt, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, dann ist das klar als Ausladung an alle muslimischen Spieler zu verstehen“, sagte Habeck der Rheinischen Post. „Das Signal, das so an Menschen mit unterschiedlichen Wurzeln gesendet wird, ist fatal. Denn sie spüren genau, wie sie in unserem Land immer stärker ausgegrenzt und stigmatisiert werden.“ Seehofer hatte im März in der Bild-Zeitung erklärt: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt.“ Die hierzulande lebenden Muslime gehörten aber „selbstverständlich“ dazu, hatte er damals ausdrücklich betont.

Scheinheiligkeit der Grünen

Was Habeck dabei bewusst ignoriert, ist die Tatsache, dass die öffentliche Kritik an Özil – auch von Seiten der Grünen – sich keineswegs an dessen Religion oder Herkunft entzündet hatte, sondern daran, dass er sich im Präsidentschaftswahlkampf mit dem türkischen Despoten Erdogan hatte fotografieren lassen, und an der schwachen Leistung bei der WM. Özil hatte zwei Monate zu der Kritik geschwiegen und dann in einer vor Kritikunfähigkeit und Selbstmitleid triefenden Erklärung der deutschen Gesellschaft pauschal Rassismus vorgeworfen sowie seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Daraufhin jubelte der von ihm gehuldigte türkische Despot, Özil sei ein „wahrer Patriot“, und er, Erdogan, küsse „Özils Augen“.

CSU-Generalsekretär Markus Blume wirft Habeck völlig zutreffend eine parteipolitische Instrumentalisierung des Rücktritts von Mesut Özil vor. Der Grüne vertiefe mit seinen Aussagen die gesellschaftliche Spaltung, die er selbst beklage. „In seinem blinden Kampagneneifer gegen die CSU ist ihm keine Schuldzuweisung zu billig und niveaulos“, sagt Blume. Bei Habeck habe „politische Scheinheiligkeit“ Methode. „Heute Özil, am letzten Sonntag Amok: Am Jahrestag des Amoklaufs von München der CSU „Amok-Modus“ vorzuwerfen, ist eine beispiellose Unanständigkeit. Da wäre mal eine Entschuldigung fällig.“

Zwei Drittel halten Özil-Kritik nicht für rassistisch

In Sachen Özil ist die Haltung der Mehrheit der Deutschen übrigens eindeutig: Zwei Drittel der Bundesbürger bewerten laut „Civey“ die öffentliche Kritik an Özil nicht als rassistisch motiviert. 66,6 Prozent der Bürger beantworteten eine entsprechende Frage mit „eher nein“ oder „nein, auf keinen Fall“. Weniger als ein Drittel (28,7 Prozent) der Menschen glaubt hingegen, dass die öffentliche Kritik an Özil auch einen rassistischen Hintergrund habe. Heruntergebrochen auf die Wähler einzelner Parteien sehen vor allem Sympathisanten der AfD (87,9), der FDP (76,3) und von CDU und CSU (74,3) keine rassistischen Motive.

Özil leistet der Integration einen Bärendienst

Der Vorsitzende des „AK MIG“ der CSU, Ozan Iyibas, hat sich auf Facebook zur Debatte um den Özil-Rückzug geäußert:

#Was #für #ein #Affentheater #Özil #Opferrolle #DFB

Jeder Mensch mit Migrationsgeschichte kann in diesem freiheitlich-demokratischen Deutschland alles erreichen – wenn er denn will. Und ja auch ich habe mich in der Vergangenheit manchmal ungerecht behandelt gefühlt. Das passiert auch einem Hans, Josef und Matthias.

Aber deshalb habe ich mich nicht in die Ecke gesetzt, war beleidigt und habe alle anderen beschuldigt oder gar als Rassist bezeichnet. Sondern ich habe daran gearbeitet, wie viele andere Menschen mit Migrationsgeschichte auch und habe nie aus der Opferrolle heraus argumentiert.

Aber die Opferrolle einzunehmen und alle anderen als Rassisten zu titulieren, ist falsch und gefährlich. Das ist das gefährliche Grundmuster mancher Deutsch-Türken, die immer noch einem Autokraten huldigen, ihm die Ehre erweisen und die gewachsene Kultur und Werte Deutschlands m.E. nicht verinnerlicht haben.

Ihr ehrwürdiger Präsident vom Bosporus wird es Ihnen danken, Herr Özil. Nämlich nur er ist der einzige Gewinner dieses Affentheaters. Sie haben mit Ihrer Haltung und Handlung der zukünftigen Integrationsarbeit in Deutschland einen Bärendienst erwiesen.

Aber jetzt reden wir nicht mehr über Sie Herr Özil, sondern es gibt in diesem wundervollen Land wichtigere Aufgaben zu lösen, als über einen Multimillionär zu debattieren, der Selbstkritik nicht verträgt und dieses Land leider nicht verstanden hat.

Ubi bene ibi patria. Frei übersetzt: Da wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland. Vielleicht sollten Sie sich das mal durch den Kopf gehen lassen und sich fragen, wieviel Menschen das in der Türkei sagen können.

Mit sportlichen und nachdenklichen Grüßen, Ozan Iyibas