Die CSU-Landesleitung in München-Schwabing. Foto: imago
CSU

Wieder in der Spur

Kommentar Horst Seehofers Konsensvorschlag zeugt von menschlicher Größe und bringt wieder Ruhe in die verunsicherte Partei. Die CSU ist wieder in der richtigen Spur, der Spur der Gemeinsamkeit, kommentiert Chefredakteur Marc Sauber.

Es ist ihm wahrlich nicht leicht gefallen. Mit Wehmut hat Horst Seehofer entschieden, sich im zehnten Jahr seiner Amtszeit als bayerischer Ministerpräsident zurückzuziehen. 2008 hat er sich um das Amt gewiss nicht gerissen, aber über die Jahre wurde der geborene Bundespolitiker zum gestandenen Landesvater – und diese Rolle ist ihm regelrecht ans Herz gewachsen. Unter seiner Ägide entwickelte sich der Freistaat prächtig, Bayern steht heute so gut da wie nie zuvor. Nun hat Horst Seehofer den Weg für einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung freigemacht – schweren Herzens, aber zum Wohle der Partei.

Für die CSU ging es die vergangenen Wochen in der Tat ans Eingemachte. Wenn man ehrlich ist – die Situation war sogar noch gefährlicher als beim viel zitierten Ende der Ära Stoiber. Auch damals wurde bekanntlich heftig um eine Nachfolgelösung gerungen, aber 2007 war im Unterschied zu heute wenigstens die politische Lage in Berlin stabil. Im Jahr 2017 regiert in der Hauptstadt seit dem 24. September dagegen ein einziges Fragezeichen. Durch das Aufkommen der AfD ist sogar noch eine weitere Herausforderung hinzugekommen.

Horst Seehofers Konsensvorschlag zeugt von menschlicher Größe und bringt wieder Ruhe in die verunsicherte Partei. Nun macht sich Erleichterung breit, auch beim Vorsitzenden höchstpersönlich, dass eine der schwierigsten politischen Herausforderungen gemeinsam geschultert werden konnte. Man kann sich nur wünschen, dass das, was heute in Landtagsfraktion und Parteivorstand mit einstimmigen Beschlüssen begonnen hat, Mitte Dezember auf dem Parteitag glaubhaft fortgesetzt wird – mit einem hervorragenden Ergebnis bei der Wiederwahl von Horst Seehofer als Parteivorsitzender. Die CSU ist ihm zu großem Dank verpflichtet, zudem braucht er diesen kräftigen Rückenwind für die schwierigen Verhandlungen bei der Regierungsbildung in Berlin.

Auch dem designierten Ministerpräsidenten ist ein Spitzenergebnis bei der Wahl zum Spitzenkandidaten wirklich zu wünschen. Markus Söder ist auf die breite Rückendeckung seiner Partei gleichermaßen angewiesen, auf ihn kommen große Aufgaben zu: In der Partei gilt es, die trennenden Gräben der vergangenen Wochen vertrauensvoll und flächendeckend wieder zu schließen. Und im Land warten die Menschen auf einen inhaltlichen Aufbruch in die Zukunft. Ihr Wunsch: Schluss mit den Querelen und her mit den Konzepten!

Geschlossen und entschlossen muss die CSU nun viel zerschlagenes Porzellan wieder mühsam zusammenbasteln, um am Tag nach der Landtagswahl in nur noch zehn Monaten nicht vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Der heutige Tag stimmt mich zuversichtlich, dass die CSU wieder in der richtigen Spur ist, der Spur der Gemeinsamkeit.