Ezapft is': Elektroladestelle in der Münchner Innenstadt. (Foto: Imago/R.Peters)
Technologie

Allianz für den E-Boom

Die EU schiebt die gemeinsame Entwicklung und Produktion von Batteriezellen für die Automobilindustrie an. Mit bis zu 3,2 Milliarden Euro bezuschusst sie das Vorhaben. In Deutschland profitiert nach dem Tesla-Erfolg erneut Brandenburg.

Die Batteriezellenfertigung in Europa kann nach einer Entscheidung der EU-Kommission künftig mit Milliarden Euro bezuschusst werden. Die Brüsseler Behörde gab grünes Licht dafür, die so genannte „Batterien-Allianz“! in sieben Ländern – darunter Deutschland und Frankreich – mit bis zu 3,2 Milliarden Euro zu fördern. Europa hinkt bei der Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos vor allem Asien hinterher, es droht eine Abhängigkeit.

Europa im Rückstand

Derzeit werden Schätzungen zufolge mehr als 80 Prozent der Batterien weltweit in Asien produziert, lediglich 3 Prozent in Europa. Mit Hilfe der neuen Allianz soll der Anteil bis 2031 erheblich erhöht werden. Ziel ist, rechtzeitig zum erwarteten Boom von Elektroautos in Europa Batteriefabriken aufzubauen. Die beteiligten Staaten – neben Deutschland und Frankreich noch Italien, Polen, Belgien, Schweden und Finnlan­d – können nun teilnehmenden Unternehmen Gelder zuschießen.

Für Deutschland gilt eine Förderobergrenze von 1,25 Milliarden Euro, die als erlaubte staatliche Beihilfen beigesteuert werden können. 17 Firmen sind bei dem Vorhaben direkt beteiligt, unter anderem der Autobauer BMW, der Chemiekonzern BASF sowie das Batterieunternehmen Varta. Sie sollen untereinander und mit mehr als 70 externen Partnern zusammenarbeiten – etwa mit kleineren Unternehmen und öffentlichen Forschungseinrichtungen.

Die Fördergelder sollen beispielsweise in die Entwicklung innovativer Batteriemodule investiert werden, die neben dem Autosektor auch beispielsweise bei Elektrowerkzeugen genutzt werden könnten. Zudem sollen sichere Recycling-Verfahren entwickelt werden. Das Vorhaben soll nun von einem Kontrollgremium von Vertretern der Behörden der sieben Staaten sowie der EU-Kommission überwacht werden.

Wir wollen in Deutschland und Europa die innovativsten und nachhaltigsten Batterien bauen.

Peter Altmaier, Wirtschaftsminister

Sollte es erfolgreich sein, und höhere Erträge abwerfen als erwartet, sollen die Firmen einen Teil der erhaltenen Steuergelder an den betreffenden Staat zurückzahlen. „Die Batteriefertigung in Europa ist für unsere Wirtschaft und Gesellschaft von strategischem Interesse“, sagt EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. „Sie bietet große Chancen im Hinblick auf saubere Mobilität und Energie, die Schaffung von Arbeitsplätzen, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.“

BASF, BMW und Opel

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier betont: „Wir wollen in Deutschland und Europa die innovativsten und nachhaltigsten Batterien bauen und so Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa sichern.“ BASF wolle etwa mit Batteriematerialien die Leistung und Kosteneffizienz von Batterien weiter entwickeln. BMW könne durch die im Projekt verfolgten Forschungsthemen bis ins Detail die chemische Zusammensetzung, Zellmechanik, Zelldesigns und den Produktionsprozess weiterentwickeln. Das geplante Projekt von Opel umfasst laut Altmaier eine innovative Batteriezellenproduktion am Standort Kaiserslautern im Rahmen eines Joint Ventures zusammen mit der Muttergesellschaft PSA und dem französischen Batteriehersteller Saft.

Altmaier will flott vorankommen: „Jetzt gilt es, die konkreten Projekte schnell an den Start zu bringen.“ Im BASF-Werk in Schwarzheide in der Lausitz soll nach Informationen der Berliner B.Z. für rund 500 Millionen Euro eine Fabrik entstehen, die Kathoden für Batteriezellen herstellt. Vor wenigen Wochen hatte bereits der US-Elektroautohersteller Tesla angekündigt, ebenfalls ein Werk in Brandenburg zu errichten.

Ziel ist die Entwicklung einer neuen Generation von klimafreundlichen und leistungsfähigeren Batterien.

Markus Söder, Ministerpräsident

Auch der Freistaat Bayern setzt im Rahmen seiner mit insgesamt zwei Milliarde Euro dotierten „Hightech Agenda“ auf die Entwicklung leistungsfähiger Batterien. „Wir investieren selbst in ein ‚Bayerisches Batterienetzwerk aus BayBatt in Bayreuth, der TU München und Fraunhofer in Augsburg und Würzburg“, erklärt Ministerpräsident Markus Söder. Ziel sei die Entwicklung einer neuen Generation von klimafreundlichen und leistungsfähigeren Batterien für die Elektromobilität. Mit dem Nachbarland Baden-Württemberg will er in Nördlingen und Ellwangen eine neue Batterieproduktion mit der Industrie anschieben.

(dpa/BK)