Video-Überwachungskamera vor dem Rathaus am Marienplatz in München. (Bild: Imago/Ralph Peters)
Kriminalität

In Bayern leben heißt sicherer leben

Zwar nahm die Zahl der Straftaten 2016 in Bayern leicht zu, die Bürger im Freistaat leben aber immer noch sicherer als in allen anderen Bundesländern. Das zeigt die aktuelle Kriminalstatistik. Alarmierend nennt Innenminister Joachim Herrmann allerdings den Anstieg der nichtdeutschen Tatverdächtigen.

Die Zahl der Straftaten in Bayern hat 2016 zwar leicht zugenommen. Im bundesweiten Vergleich ist der Freistaat aber immer noch das sicherste Bundesland. Dazu trägt auch die hohe Aufklärungsquote bei, die sich im vergangen Jahr um knapp einen Prozentpunkt besserte. Rund zwei Drittel aller Straftaten konnten die Polizeibeamten aufklären.

Die Bayerische Polizei konnte letztes Jahr rund zwei Drittel aller Straftaten aufklären. Das ist ein hervorragendes Ergebnis!

Joachim Herrmann

Um diesen Erfolg weiter auszubauen, sollen in den nächsten drei Jahren 2000 zusätzliche Polizisten für Sicherheit in Bayern sorgen. Eine verbesserte Schutzausstattung, mehr Observationseinheiten und polizeiliche Videoüberwachung sollen den Beamten dabei helfen. So testen derzeit insgesamt 280 Polizisten in München, Augsburg und Rosenheim, ob sie durch den Einsatz sogenannter „Body-Cams“ künftig besser gegen Gewalt geschützt sind. Dabei geht es der Polizei vor allem um kritische Situationen im alltäglichen Dienst.

Mehr dazu lesen Sie hier: Mit Kameras gegen Gewalt.

Body-Cams für Bayerns PolizeiPlay Video
Body-Cams für Bayerns Polizei

Einschließlich der ausländerrechtlichen Verstöße wurden 2016 bayernweit 882.473 Straftaten registriert (+9,5 Prozent). Fast ein Drittel davon waren ausländerrechtliche Verstöße (267.953, +27 Prozent). Die Häufigkeitszahl,  also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner, lag infolge der gestiegenen Fallzahlen bei 6.871 (+8,2 Prozent).

Bereinigt um die rein ausländerrechtlichen Verstöße wie illegale Einreise stieg 2016 die Zahl der in Bayern registrierten Straftaten um gut drei Prozent auf 614.520 Fälle an. Die bereinigte Häufigkeitszahl stieg um rund zwei Prozent auf 4.785. Vor zehn Jahren war die Kriminalitätsbelastung in Bayern aber noch um etwa acht Prozent höher.

Professionelle Beutezüge

Positiv verlief im vergangenen Jahr die Entwicklung bei den Diebstählen in Bayern. Die Zahl der Delikte ging um knapp drei Prozent auf 180.260 Fälle zurück. Der dabei entstandene Gesamtschaden stieg aber auf mehr als 206 Millionen Euro. Ein Indiz dafür, dass Täter immer professioneller vorgehen und insgesamt höherwertigere Beute machen. Der Anteil der Nichtdeutschen in diesem Deliktsbereich an allen Tatverdächtigen lag bei 42,8 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Der Anstieg der Kriminalität in Bayern im Jahr 2016 ist im Ergebnis ganz überwiegend ausländischen Tatverdächtigen, darunter insbesondere Zuwanderer, zuzuschreiben.

Joachim Herrmann, bayerischer Innenminister

Das bayerische Maßnahmenkonzept gegen Wohnungseinbrecher hat sich im vergangen Jahr erneut als erfolgreich erwiesen. Bereits 2015 nahmen die Einbruchszahlen um knapp neun Prozent auf 7.480 Delikte ab. Dieses Niveau konnte mit insgesamt 7.470 Wohnungseinbrüchen stabilisiert werden. Die Häufigkeitszahl lag bei 58 Einbrüchen pro 100.000 Einwohner, die Aufklärungsquote bei knapp 19 Prozent. Damit dürfte das Einbruchsrisiko in Bayern wie auch im Vorjahr bundesweit am niedrigsten gewesen sein, schätzt Herrmann. Auch wenn noch nicht alle Zahlen der Bundesländer vorlägen, gehe er davon aus, „dass Bayern auch im vergangenen Jahr das Land mit der niedrigsten Kriminalitätsziffer war“. In Nordrhein-Westfalen liege das Einbruchsrisiko rund fünfmal höher. Insgesamt konnte die Polizei im vergangenen Jahr 1.055 Wohnungseinbrecher fassen, 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Hälfte von ihnen waren nichtdeutsche Tatverdächtige, vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa.

Hohe Aufklärungsquote bei Gewalttaten

Die Anzahl der gewalttätigen Verbrechen nahm um knapp zehn Prozent auf 21.101 Fälle zu. Ein Großteil der Gewalttäter wird bei einer Aufklärungsquote von knapp 85 Prozent ermittelt. Mit einem Anteil von mittlerweile knapp 82 Prozent dominieren nach wie vor die gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Die Zahl der Straftaten gegen das Leben stieg um knapp 15 Prozent auf 587 Fälle. Allein 17 Morddelikte, davon neun vollendete und acht versuchte Delikte, gehen auf den Amoklauf in einem Münchner Einkaufszentrum im Juli 2016 zurück. Die durch Zuwanderer begangenen Gewaltdelikte stiegen um 93 Prozent auf 3.495 Fälle. Der Tatort lag bei über der Hälfte der Fälle innerhalb von Asylbewerberunterkünften.

Fahndungsdruck gegen Dealer

Den Anstieg der bayernweit insgesamt registrierten Straftaten führte Herrmann auf die noch intensiveren Rauschgiftkontrollen im vergangenen Jahr zurück. Mit 49.056 Rauschgiftdelikten gelang es den Fahndern, 19 Prozent mehr Fälle aufzudecken. Die konsumnahen Delikte wie beispielsweise der Erwerb und Besitz von Betäubungsmitteln machen weiterhin den größten Anteil der angezeigten Verstöße aus mit mittlerweile knapp 75 Prozent. Die Zahl der registrierten tatverdächtigen Zuwanderer lag hier bei 2.068 (+100,6 Prozent). Auf diese Entwicklung reagierten die Beamten mit gezielten Kontrollen in und im Umfeld von Asylbewerberunterkünften. Grundlage dafür ist das im Januar 2017 in Kraft getretene bayerische Integrationsgesetz, das Polizisten im Polizeiaufgabengesetz erleichterte Kontrollmöglichkeiten in Asylbewerberunterkünften gibt.

Immer mehr nichtdeutsche Tatverdächtige

Alarmierend ist laut Innenminister Herrmann die Entwicklung der Kriminalität von nichtdeutschen Tatverdächtigen. Im zurückliegenden Jahr waren von den insgesamt 274.633 Tatverdächtigen 180.023 Deutsche (+ 0,3 Prozent) und 94.610 Nichtdeutsche (+14,9 Prozent). Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag insgesamt bei 34,4 Prozent. 2012 machte ihr Anteil 25,4 Prozent aus. „Hier spielt insbesondere der steigende Anteil tatverdächtiger Zuwanderer eine wichtige Rolle“, erläuterte der Innenminister. Zu den Zuwanderern zählen laut Kriminalstatistik unter anderem Asylbewerber, Flüchtlinge und Geduldete.

Viele Straftaten durch Zuwanderer

Die Zahl der von Zuwanderern verübten Straftaten (ohne ausländerrechtliche Verstöße) hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So verzeichnet die Kriminalstatistik für das Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 10.068 Fälle beziehungsweise 76,3 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2015 stiegen die Fallzahlen in 2016 noch einmal deutlich an, um 12.756 Fälle beziehungsweise 54,8 Prozent auf insgesamt 36.027 Straftaten.

Bei den von Zuwanderern begangenen Straftaten hatten Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (z.B. Raubdelikte und Räuberische Erpressung, Körperverletzung, Nötigung) mit 32,9 Prozent den mit Abstand größten Anteil, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten (25,3 Prozent) sowie Diebstahlsdelikten (32,9 Prozent). Straftaten gegen das Leben hatten einen Anteil von 0,2 Prozent und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung einen Anteil von 1,4 Prozent.

Der Anteil der Zuwanderer an allen Tatverdächtigen lag bei knapp zehn Prozent und damit gut drei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. 2012 betrug der Anteil noch knapp zwei Prozent. Unter den tatverdächtigen Zuwanderern bildeten Syrer mit 16,1 Prozent (2015: 11,1 Prozent) die größte Gruppe, gefolgt von Afghanen mit 14,3 Prozent (2015: 10,1 Prozent), Irakern mit 8,8 Prozent (2015: 4,6 Prozent) und nigerianischen Staatsangehörigen mit 6,8 Prozent (2015: 5,4 Prozent).

 

Mit Software auf Verbrecherjagd

Anders als im Rest der Republik ist in Bayern die Zahl der Einbrüche gesunken. Neben intensiver Aufklärung und Fahndung setzt die Polizei im Freistaat auf ein Computerprogramm zur Prognose von Straftaten. Kriminalhauptkommissar Günter Okon ist beim Landeskriminalamt in München einer der zuständigen Beamten für das bisher dort und in Nürnberg eingesetzte Programm. Wie die Software funktioniert und wie Bayern die Kriminalität bekämpft lesen Sie im Artikel: Mit Software auf Verbrecherjagd.