„Die problemlose Abschaltung von Grafenrheinfeld zeigt, wie weit wir mit der Energiewende in Bayern und Deutschland bereits gekommen sind“, sagt Ilse Aigner. „Das ist ein guter Moment, um einmal positiv über die Energiewende zu sprechen“, betont die bayerische Wirtschafts- und Energieministerin mit Blick auf die Tatsache, dass die in Grafenrheinfeld wegfallende Strommenge durch Erneuerbare-Energien-Anlagen und konventionelle Kraftwerke ersetzt werden kann. Und auch zur Netzstabilisierung seien umfangreiche technische Maßnahmen ergriffen worden, erklärt die Ministerin.
Bayerische Wirtschaft warnt
Die bayerische Wirtschaft schickt dennoch warnende Worte nach Berlin. „Ein umfassender Energiewende-Plan ist überfällig“, meint vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die Zeit laufe davon, bisher gebe es nur „punktuelle Korrekturversuche und zähe Diskussionen um einzelne Vorhaben“. Aus seiner Enttäuschung über das von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegte energiepolitische Eckpunktepapier macht der vbw-Chef keinen Hehl. Es werde nur an einzelnen Stellschrauben gedreht, kritisiert er. „Das macht keinen Sinn, solange nicht feststeht, wie es mit der Stromversorgung konkret weitergehen soll“, so Brossardt, der ein „energiewirtschaftliches Gesamtkonzept“ fordert, „das den notwendigen Umbau der Energiesysteme und die vielfältigen Wirkungszusammenhänge der Erzeugungsarten untereinander sowie von Erzeugung, Transport, Energieeffizienz und Speicherung beschreibt und berücksichtigt“.
Mit dem Ende von Grafenrheinfeld verliert Bayern nun 1300 Megawatt „gesicherte Kernkraft-Leistung“. Bis 2023 werden es etwa fünf Gigawatt (5000 Megawatt) sein, rechnet die vbw vor. Für die Versorgungssicherheit nach 2022 fordert ihr Hauptgeschäftsführer neben dem Netzausbau nötigenfalls auch schnell startenden Gasturbinenkraftwerke als „flankierende Sicherheitsmaßnahme zur Netzstabilisierung“.