Nach dem lichttechnischen Meisterwerk in der Sixtinischen Kapelle sorgte Osram jüngst auch auf dem Petersplatz für ein einmaliges Lichterlebnis. Die Entwicklungen der Münchner sind weltweit gefragt, China will noch stärker ins Geschäft einsteigen. (Bild: Governatorato S.C.V. – Direzione dei Musei)
Osram Licht AG

Nach Gewinn ein heißer Flirt mit China

Die Gewinnwarnung aus dem vergangenen Jahr ist Schnee von gestern, Osram ist wieder in der Spur, und es geht kräftig aufwärts. Der Umsatz des Münchner Lichttechnik-Spezialisten stieg in diesem Jahr um sechs Prozent an, 2017 soll es weiter aufwärts gehen. Die Chinesen sind im Lampengeschäft längst mit im Boot. Doch das dürfte ihnen nicht reichen.

Der Anfang ist gemacht: Für das Lampengeschäft „Ledvance“ hat Osram bekanntlich schon im Sommer dieses Jahres eine Verkaufsvereinbarung mit einem chinesischen Unternehmen sowie zwei chinesischen Finanzinvestoren ausgehandelt. Die Werke in Augsburg und Eichstätt bleiben erhalten, die knapp 1300 Beschäftigten atmeten auf. Osram-Chef Olaf Berlien sprach nach dem Vertragsabschluss von einem „guten Tag für die Mitarbeiter“, auch die Gewerkschaft IG Metall begrüßte den Verkauf. Schließlich erhofft man sich mit der strategischen Partnerschaft einen Zugang zum wachsenden chinesischen Markt.

Siemens will Osram-Anteile vergolden

Nun geht es jedoch ums Eingemachte: Zunächst einmal um die 17,5 Prozent, die der einstige Mutterkonzern Siemens noch an seiner ehemaligen Leuchten-Tochter hält. Medienberichten zufolge will sie Siemenschef Joe Kaeser abstoßen. Der Grund: Kaeser und Osram-Chef Berlien sind sich bei den Expansionsplänen des Lichtkonzerns alles andere als grün. Der Siemensboss sieht zu viel Risiko in der Errichtung einer geplanten LED-Chipfabrik in Malaysia. Auch von der Gewinnwarnung im vergangenen Jahr war er alles andere als begeistert und hatte Osram vorgeworfen, „zu vorsichtig“ gewesen zu sein. Kaeser will den Siemensanteil nun offenbar möglichst schnell und vor allem mit Gewinn loswerden.

Buhlen aus China hat begonnen

Eine Offerte hatte dem Vernehmen nach bereits der Automobilzulieferer Continental gemacht und dabei an rund 50 Euro pro Osram-Aktie gedacht. Das soll Siemens aber nicht genug gewesen sein. Nach der Gewinnwarnung und dem Absturz der Aktie im November vergangenen Jahres hatte das Osram-Papier schrittweise wieder Boden gut gemacht und sogar neue Höhen erklommen. Im Oktober schnupperte es gar an der 60-Euro-Marke und hat sich derzeit bei rund 50 Euro eingependelt. Wie beim Augsburger Roboter-Hersteller Kuka geschehen, könnten die Chinesen noch kräftig etwas drauflegen, Geld haben sie schließlich genug. Im Gespräch für die Osram-Anteile von Siemens sind derzeit der Finanzinvestor GSR Go Scale Capital und der Halbleiterhersteller San’an Optoelectronics aus dem Reich der Mitte.

Wir haben ein weiteres Rekordjahr verzeichnet und unsere Prognosen erfüllt. Gleichzeitig haben wir den größten Umbau in der Geschichte von Osram umgesetzt. Das war eine herausragende Leistung.

Olaf Berlien, Vorstandsvorsitzender der OSRAM Licht AG

Die Braut hat sich jedenfalls mächtig herausgeputzt; die Zahlen, die der Osram-Chef am Mittwoch vorlegte, können sich wahrlich sehen lassen. Berlien ist rundum zufrieden: „2016 war ein außerordentlich erfolgreiches Geschäftsjahr“, zog er am Mittwoch Bilanz. „Wir haben ein weiteres Rekordjahr verzeichnet und unsere Prognosen erfüllt.“ Osram habe gleichzeitig den größten Umbau in seiner Geschichte umgesetzt. „Das war eine herausragende Leistung“, meinte der Vorstandsvorsitzende. Osram sei heute ein Hightech-Unternehmen mit fast 17.000 Patenten und führenden Positionen in seinen Märkten. „Diese Stellung wollen wir ausbauen und dort angreifen, wo wir noch nicht die Nummer eins sind.“ Dabei könnte China freilich eine große Hilfe sein.

Osram hält auch Gesamtübernahme für möglich

Vor der Presse machte der Osram-Chef dann auch kein Geheimnis aus den Anfragen, und er hält sogar eine Gesamtübernahme für möglich. Auf Nachfrage zu den Kontakten und Anfragen aus China bestätigte Berlien den Namen „San’an“ und fand nichts Außergewöhnliches daran: „Eine börsennotierte Gesellschaft ist immer auf der Suche nach Investoren“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Ein konkretes Angebot gebe es zwar nicht, doch das Interesse zeige, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg sei.

Strich durch die Rechnung

Einen Strich durch die Rechnung machen könnte einer möglichen Übernahme aus Fernost aber diesmal die Politik. Bekanntlich war zuletzt der Unmut über den Ausverkauf deutscher Schlüssel-Technologien nach China gewachsen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte bei seinem jüngsten Besuch in Peking den Finger direkt in die Wunde gelegt und für erhebliche Verstimmungen gesorgt. Vor der Reise hatte der Minister bereits angekündigt, „dass Deutschland und Europa sich für die Zukunft Instrumente schaffen werde, um sicherheitsrelevante Technologien zu schützen, wo dies geboten ist.“ Osram könnte zum Beispiel mit seinen Entwicklungen zum Laserlicht in Autoscheinwerfern so ein Fall sein.

Das Geschäft mit dem Licht

Die Osram Licht AG hat in ihrem Geschäftsjahr, das Ende September abgelaufen ist, ihren Umsatz um sechs Prozent erhöht, er lag bei 3,78 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte von 428 auf 471 Millionen Euro. Der Verkauf der Anteile des Lampengeschäfts brachte 271 Millionen Euro, unterm Strich blieb am Ende ein Buchgewinn von 532 Millionen Euro. Das freut auch die Aktionäre, die eine Dividende von einem Euro pro Aktie erhalten sollen. Für das Geschäftsjahr 2017 rechnet die Osram Licht AG mit einem Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent und einer Marge von mindestens 16 Prozent.