Startschuss für den Energiespeicher, der künftig für Netzstabilität in Wunsiedel sorgen soll (v.l.): Karl Willi Beck, Marco Krasser, Bernd Koch und Roland Busch. (Bild: www.siemens.com/presse)
Wunsiedel

Pionierstadt der Energiewende

Das „Haus der Energiezukunft“ hat in Wunsiedel eröffnet, zugleich mit dem derzeit größten bayerischen Batteriespeichersystem "Siestorage". Beides soll helfen, die Energiewende zu gestalten.

Am 5. Februar weihte Bayerns Wirtschafts-Staatssekretär Franz Josef Pschierer gemeinsam mit Bürgermeister Karl-Willi Beck sowie der SWW Wunsiedel und Siemens das „Haus der Energiezukunft“ und den „Siestorage“ in Wunsiedel ein, den derzeit größten Batteriespeicher Bayerns.

Energiestadt Wunsiedel

Damit geht Wunsiedel einen weiteren Schritt in Richtung Energiestadt. Nun eröffneten SWW-Geschäftsführer Marco Krasser, Staatssekretär Franz Josef Pschierer und Siemens-Technologievorstand Roland Busch das „Haus der Energiezukunft“ in Wunsiedel. Diese Dauerausstellung informiert über den „WUNsiedler Weg Energie 2.0“ und mit welchen Technologien und Geschäftsmodellen die Energiewende wirtschaftlich realisiert werden kann. „Mit dem WUNsiedler Weg setzen wir auf eine konsistente Klima- und Energiestrategie bis 2030“, sagte Krasser beim Festakt. „Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht: Mit Siemens als Technologiepartner bringen wir nun die Entwicklung Wunsiedels zu einer Smart City weiter voran.“

In Wunsiedel können wir einen Blick in die Energiezukunft werfen.

Franz Josef Pschierer, Wirtschafts-Staatssekretär

Staatssekretär Pschierer sagte: „In Wunsiedel können wir einen Blick in die Energiezukunft werfen. Hier werden praxistaugliche Lösungen für die intelligente Vernetzung der Energiesysteme aufgezeigt. Dabei ist der dezentrale Ansatz des WUNsiedler Wegs einzigartig, vorbildlich und hat eine wichtige Impulsfunktion weit über die Region hinaus.“ Wunsiedel sei auf dem Energiesektor Bayerns Pionierstadt.

Zugleich soll das „Haus der Energiezukunft“ mit vielen Modellen für Energiewende-Technologien und interaktiven Präsentationen einen Beitrag zur Information der Bürger leisten. So werden beispielsweise auf einem zentralen Bildschirm die Livedaten des Wunsiedler Verteilnetzes mit allen relevanten Energieträgern und Lasten zu sehen sein. Zu Lernzwecken können diese auch in einer Simulation verändert werden, um die Zusammenhänge zwischen den Erneuerbaren Energien und den physikalischen Notwendigkeiten des Netzes zu erläutern. Besucher können interaktiv ein Haus mit erneuerbaren Energien ausstatten und sehen, wie sich das auf den Energieverbrauch auswirkt.

In Wunsiedel haben wir nicht die Kurzsicht-Brille auf!

Karl-Willi Beck, Bürgermeister

„Wunsiedel ist damit nicht mehr nur Festspielstadt, sondern auch Energiestadt und wird damit zu einer Kommune auf dem Weg zur Smart City“, sagt Bürgermeister Karl-Willi Beck. Alle zwei Jahre sollen bei den Wunsiedler Energietagen die aktuellen Themen rund um die Energiewende diskutiert und die Ergebnisse des WUNsiedler Wegs vorgestellt werden.

Der größte Batteriespeicher Bayerns

Beck drückte zusammen mit Krasser, Pschierer, Bernd Koch (Siemens) und Roland Busch, Technologievorstand bei Siemens, auf einen roten Knopf und startete damit den mit 8,4 Megawatt leistungsstärksten Stromspeicher Bayerns. „Mit seiner überschaubaren Verteilnetzgröße und seinem interessanten Energiemix kann Wunsiedel zu einem Feldversuchslabor für die Energiewende-Forschung in Deutschland werden“, meint Beck. In seiner Stadt würden Herausforderungen eben nicht mit dem Blick auf Morgen beantwortet, sondern mit Blick auf Übermorgen. „In Wunsiedel haben wir nicht die Kurzsicht-Brille auf!“, so Beck.

Pschierer lobte den Bürgermeister: „Wir brauchen mehr Becks, um die Sache des Energiewandels voranzubringen.“ Und auch Wunsiedel bekam en Lob: „Sie spielen in der Champions League, wenn es um die konkrete Umsetzung der Energiewende geht.“ Der Staatssekretär mahnte jedoch: „Auch hochmoderne Speicher wie der Siestorage können den Netzausbau nicht ersetzen.“ Funktionierende Speichertechnik sei aber ein wichtiges Mittel, um die Versorgungssicherheit sowie die Stromkosten im Griff zu haben.

Partner Siemens

Für den weiteren Weg setzen die Stadtwerke auf eine Technologiepartnerschaft mit Siemens. Eines der ersten gemeinsamen Projekte ist eben der Lithium-Ionen-Stromspeicher Siestorage, der das örtliche Stromnetz stabilisieren soll. Hier soll von Windkraft- und Photovoltaikanlagen zu viel produzierter Strom gespeichert und bei Bedarf ins Netz wieder eingespeist werden. Geplant sind auch eine Power-to-Gas-Anlage, die das Speichern von elektrischer Energie durch die Umwandlung in Gas ermöglicht, sowie eine durchgängige Datenvernetzung aller Systeme auf der IoT-Plattform MindSphere – zur weiteren Optimierung.

Die örtlichen Stadtwerke verfolgen mit ihrem „WUNsiedler Weg“ das Ziel, das Verteilnetz langfristig ganz mit Erneuerbaren Energien zu versorgen und vom übergeordneten Stromnetz unabhängig zu machen. Dabei sollen die Bürger bestmöglich an der Energieversorgung beteiligt werden. Im Rahmen dieses Projekts haben die SWW bereits mehrere Windkraftanlagen, einen Solarpark, ein Erdgas-Schwarmkraftwerk und mehrere Biomasse-Blockheizkraftwerke aufgebaut, dazu ein Gaskraftwerk mit angeschlossener Pelletsproduktion.

„Smarten Städten gehört die Zukunft“, sagte Siemens-Vorstand Busch. „Wir unterstützen Wunsiedel mit innovativen Technologien auf dem Weg in die Digitalisierung.“ Die Universität Bayreuth wird im Rahmen dieses Forschungsverbunds ein künftiges „Feldversuchslabor der Energiezukunft“ begleiten.

Die SWW Wunsiedel GmbH

Bereits 2016 erhielt die SWW, ein klassisches Querverbundunternehmen mit den Bereichen Strom, Wasser, Wärme, Glasfaser und Bäder mit dem (indirekt) 100prozentigen Gesellschafter Stadt Wunsiedel, den Stadtwerke Award für die konsequente Verfolgung einer regionalen und klimaverträglichen Energieversorgung. Sie versorgt sieben politisch eigenständige Gemeinden mit elektrischer Energie, darunter Bad Alexandersbad, Brand, Ebnath, Kulmain, Nagel, Neusorg, Tröstau und Wunsiedel.