Vollkommene Einigkeit herrschte bei der EAK-Landesversammlung in München über die Notwendigkeit der stärkeren Betonung des Christentums in unserer Gesellschaft. (Foto: EAK)
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Für ein starkes Christentum

In München fand vergangenes Wochenende die Landesversammlung des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) statt. Die Veranstaltung hatte zwei thematische Schwerpunkte: die Podiumsdiskussion zum Thema „Christliche Werte, Rechtsstaat und Islam – Nebeneinander oder Ansätze für ein Miteinander?“ und die Vorstellung der neuen EAK-Kampagne „Bewusst christlich – Leitmotiv unserer Gesellschaft“.

Trotz der Anschläge von Paris fand die EAK-Landesversammlung wie geplant statt. Die dramatischen Folgen gaben der Veranstaltung, die dieses Mal im Paulaner am Nockherberg stattfand, allerdings eine brisante Aktualität. Der EAK-Landesvorsitzende und Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, drückte seine große Betroffenheit über die terroristischen Anschläge aus und verurteilte diese auf Schärfste.

Besinnung auf christliche Werte

In seiner Begrüßungsrede ging Schmidt auch auf Fragen nach den Ursachen für die Flüchtlingsströme ein. Er stellte fest, dass die Konflikte verstärkt im Herzen Europas stattfänden. Um gegen den Islamischen Staat (IS) konsequent vorzugehen, „braucht es mehr als eine Ansammlung runder Tische“, so Schmidt. Eine Herausforderung für den Westen ist laut Schmidt zum Beispiel auch die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide, da in Syrien aufgrund des Konflikts die Ernten stark zurückgegangen seien.

Weicht Europa vom Kreuz, hört es auf, Europa zu sein.

Elisabeth Motschmann, MdB

Für unsere eigene Gesellschaft gelte, so Schmidt im Einklang mit den Veranstaltungsteilnehmern, dass die christlichen Werte gestärkt und bewusst gelebt werden müssten.

Auch in der Podiumsdiskussion am Ende der Veranstaltung warnten Schmidt sowie die Bremer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann vor einer Abkehr vom christlichen Glauben. „Weicht Europa vom Kreuz, hört es auf, Europa zu sein“, betonte Motschmann. Der ehemalige MdEP Bernd Posselt warnte ebenfalls vor „Laizismus als Ersatzreligion“. Schmidt verwies in diesem Zusammenhang nochmals auf „die eigene Identität unserer Gesellschaft“ und forderte, „dass wir uns Fragen stellen müssen, wer wir sind“. Außerdem hob er die Gleichberichtigung von Mann und Frau hervor und auch die Notwendigkeit, sich Organisationen wie Pegida entgegenzustellen.

Integration versus Fundamentalismus

Vor der Podiumsdiskussion hielt die Religions- und Islamwissenschaftlerin Paula Schrode von der Uni Bayreuth ein Impulsreferat über den Islam. Hierbei vertrat sie die Ansicht, dass ein konservativer Islam keinen säkularen Staat akzeptieren und vielmehr selbst einen totalitären Anspruch erheben würde. Denn, wie Schrode weiter erklärte, lasse ein konservativer Islam keine freie Entfaltung zu und gewähre Freiheitsrechte nur in beschränktem Umfang.

Schrode forderte vor diesem Hintergrund eine stärkere Auseinandersetzung mit dem islamischen Fundamentalismus – auch vor dem Hintergrund, dass er ihrer Auffassung nach vor allem für Jugendliche attraktiv sei, da er klare Regeln mit wenig Eigenverantwortung vermitteln würde. Neben sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe beziehungsweise Integration sei es daher von essenzieller Bedeutung, Angebote zu schaffen, die attraktiver seien, als ein religiöser Fundamentalismus, forderte die Professorin.

„Das Grundgesetz ist nicht verhandelbar“

Auch im Vortrag des zweiten Referenten, des emeritierten Professors Bassam Tibi von der Uni Göttingen, der in den Medien als Experte für den Nahen Osten bekannt ist, war die zentrale Aussage, dass sich Christen für ihren Glauben nicht entschuldigen müssten und mit diesem vielmehr selbstbewusst umgehen sollten. Für Muslime sei es befremdlich, wenn Menschen sich für ihren Glauben entschuldigen. Solche Menschen würde von den Muslimen nicht ernst genommen, wusste Tibi.

Wenn Parteien den Menschen kein Forum bieten, ihre Ängste zu äußern, werden sie sich radikalen Parteien zuwenden.

Prof. Bassam Tibi

Für die Muslime in Deutschland müsse aber in jedem Fall gelten, so eine der zentralen Forderungen Tibis, dass sie sich an das Grundgesetz halten. Wer dem nicht nachkomme, „muss das Land verlassen“. Denn, so Tibi: „Das Grundgesetz ist nicht verhandelbar.“ Auch sollten Tibis Meinung nach die politischen Parteien die Sorgen der eigenen Bevölkerung ernst nehmen: „Wenn Parteien den Menschen kein Forum bieten, ihre Ängste zu äußern, werden sie sich radikalen Parteien zuwenden.“

EAK-Kampagne für starkes Christentum

In der anschließenden Antragsberatung, die von der stellvertretenden EAK-Landesvorsitzenden Silke Launert, MdB, geführte wurde, setzten sich die Versammlungsteilnehmer – auch vor dem Hintergrund der vorherigen Diskussionen, unter anderem für ein Verbot der Vollverschleierung wie in Frankreich ein. Für die meisten EAK-Mitglieder ist dies nur konsequent und drückt darüber hinaus eine Betonung der deutschen und christlichen Kultur aus.

Nur wer in seinen Werten fest verankert ist, kann selbstbewusst und tolerant mit den Werten anderer umgehen,

Christian Schmidt

Passend dazu stellte abschließend Schmidt die neue EAK-Kampagne „Bewusst christlich – Leitmotiv unserer Gesellschaft“ vor, mit der der EAK „die Bedeutung des Christentums in unserer Gesellschaft wieder stärken will“. „Nur wer in seinen Werten fest verankert ist, kann selbstbewusst und tolerant mit den Werten anderer umgehen“, erklärte Schmidt hierzu. Im Mittelpunkt der Kampagne steht dabei eine Broschüre mit Erklärungen zu den christlichen Feiertagen. Die Broschüre soll am Großen Parteitag in München kommendes Wochenende und auch beispielsweise auf Weihnachtsmärkten verteilt werden.