Verleihung des Bayerischen Filmpreises 2015 im Münchner Prinzregententheater. Foto: Imago/Gabsch/Future Image
Metropolregion München

Spitzenergebnisse für Kultur- und Kreativwirtschaft

Nach drei Jahren präsentierte der Verein Europäische Metropolregion München e.V. (EMM e.V.) einen zweiten, aktualisierten und erweiterten Datenreport zur Kultur- und Kreativwirtschaft in der Metropolregion München. Die Macher der Studie stellten dabei der Region ein hervorragendes Zeugnis aus und übertrafen damit sogar die Erwartungen der Initiatoren wie Fachleute.

„Mein Gott, die Münchner!“, zitierte Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, den bekannten Ausruf des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma und spielte damit auf das bekanntlich gerne zur Schau getragene Selbstbewusstsein der Landeshauptstädter an. Nun gebe es aber tatsächlich keinen Grund, „unser Licht unter den Scheffel zu stellen“, führte Driessen in Bezug auf die Vorstellung der Ergebnisse des neuesten, zweiten, aktualisierten und erweiterten Datenreports zur Kultur- und Kreativwirtschaft der Europäischen Metropolregion München (EMM) weiter aus.

Tatsächlich übertrafen die Ergebnisse sogar die Erwartungen der Initiatoren und Fachleute, wie sie unumwunden zugaben: Demnach schneidet die Metropolregion sowohl im EU- als auch im bundesweiten Regionenvergleich hervorragend ab und hat sich in den letzten drei Jahren rasant entwickelt. In Auftrag gegeben wurde dieser erfreuliche Datenreport vom EMM e.V. in Kooperation mit dem Kulturreferat sowie dem Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, dem FilmFernsehFonds Bayern (FFF Bayern), der IHK für München und Oberbayern und der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Ersteller der Studie war das Kölner Büro für Kulturwirtschaftsforschung, geleitet von Michael Söndermann.

Dimensionen wie sonst nur auf Landesebene

Die Vertreter der genannten Institutionen präsentierten nun stolz die Ergebnisse der Untersuchung: Wie Söndermann dabei eingangs betonte, habe die EMM bei ihrer Kultur- und Kreativwirtschaft alles andere als „ein Substanzproblem“ – ganz im Gegenteil: Die Zahlen sprächen für sich – eine hervorragende Sprache noch dazu: Rund 30.000 selbstständige Unternehmer im Kernbereich sowie rund 24.000 Selbstständige im sogenannten Minibereich gebe es in der Branche. Insgesamt erwirtschafteten diese Unternehmen zum Beispiel im Jahr 2014 einen Gesamtumsatz von knapp 23 Milliarden Euro und beschäftigten knapp 125.000 abhängig Beschäftigte. Insgesamt gebe es damit mehr als 179.000 Erwerbstätige in der Branche, inklusive der Beschäftigten im öffentlichen und gemeinnützigen Kulturbetrieb in Höhe von rund 9.900 Personen sogar mehr als 189.000 Erwerbstätige.

Mit diesen Zahlen ergibt sich laut Söndermann gleichzeitig ein hervorragender weiterer, bundesweiter Datenabgleich:

12 Prozent aller deutschen Selbstständigen und Unternehmen sowie Erwerbstätigen der Kultur- und Kreativwirtschaft sind in der EMM ansässig und tätig.

Michael Söndermann, Büro für Kulturwirtschaftsforschung (Köln)

Und von dem Gesamtumsatz der Branche in Deutschland werden laut Söndermann 16 Prozent in der EMM erzielt. Damit erreiche die Region „Dimensionen, an die außer ihr nur Bundesländer in ihrer Gesamtheit herankommen, wie das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen oder das finanzstarke Baden-Württemberg“.

Auch im europäischen Vergleich vorne

Auch im EU-weiten Vergleich nimmt die Kultur- und Kreativwirtschaft der Studie zufolge eine Spitzenposition ein und besticht durch überproportionales Wachstum: Verglichen mit den einwohnermäßig gleich großen Metropolregionen Mailand, Amsterdam, Barcelona und Wien habe München mittlerweile den ersten Rang erreicht. Zwar könne das drittplatzierte Amsterdam mit 37,0 – gefolgt von München mit 31,0 – den höchsten Wert an Erwerbstätigen je Tausend Einwohner aufweisen; doch habe München, so die Studie, bei der Bruttowertschöpfung den höchsten Anteilswert im Vergleich.

Dabei habe vor drei Jahren noch das jetzt drittplatzierte Amsterdam als Vorbild und uneinholbar gegolten, erinnerten sich Söndermann wie auch Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers, Münchens Wirtschaftsreferent und Zweiter Bürgermeister Josef Schmid sowie EMM e.V.-Geschäftsführer Wolfgang Wittmann. Dies ist, wie Söndermann erklärte, vor allem dem im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überproportional großen Wachstum der Kultur- und Kreativwirtschaft in der EMM geschuldet. So habe diese mit rund 3.000 neuen Arbeitsplätzen von 2013 auf 2014 eine Wachstumsrate von mehr als drei Prozent erreicht. Das Umsatzwachstum von 18 Prozent von 2009 bis 2013 – im Vergleich zum bundesweiten Umsatzwachstum von sieben Prozent im gleichen Zeitraum – sei hier aber „wohl die erstaunlichste Zahl“, resümierte Söndermann.

„Potential nutzen und weiter ausbauen“

Dass der prozentuale Anstieg der Arbeitsplätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft der EMM auch höher als in der Gesamtwirtschaft der Region ist, wo der Zuwachs zwischen 2013 und 2014 nach Angaben der Statistik bei rund 2,7 Prozent lag, freut auch IHK-München/Oberbayern-Geschäftsführer Driessen sowie Handwerkskammer-München/Oberbayern-Präsident Georg Schlagbauer. Dass sich auch die beiden Industrie- und Handwerksvertretungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft einsetzen, habe mit dem „wichtigen Branchenmix“ sowie der „großen Nachfrage für Kreativleistungen“ zu tun. Gemeinsam wolle man „Lobbyist“ für die Kultur- und Kreativwirtschaft sein, vor allem auch für die Kleinen, betonte Küppers. Denn noch mehr als bei den Großen gelte:

Der schöpferische Akt hat keine Lobby, aber viel Potential.

Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Landeshauptstadt München

Dieses Potential wollen alle Auftraggeber des Datenreports nutzen und stärken, zeigten sich deren Vertreter bei der Präsentation einig. Deshalb müsse es auch trotz der guten Studienergebnisse mehr denn je heißen, so Schmid: „Ausruhen werden wir uns dabei nicht.“ In diesem Zusammenhang sei man in der EMM auch auf die „finanzkräftigen Partner“ stolz, lobte der Münchner Wirtschaftsreferent die Kooperationspartner. Denn sowohl das Potential als auch das Wachstum der Branche sieht er noch lange nicht ausgeschöpft, auch wenn die Kultur- und Kreativwirtschaft der EMM bereits jetzt Bestnoten aufweise:

Die EU-Kommission zählt sie nun – neben Paris und London – zu den stärksten Clustern der Kreativwirtschaft in Europa. München und die Region können stolz auf diese Entwicklung sein – eine Entwicklung, die noch lange nicht zu Ende ist.

Josef Schmid, Arbeits- und Wirtschaftsreferent sowie 2. Bürgermeister der Landeshauptstadt München