Dobrindt: „Die Stammstrecke ist das wichtigste Bahnprojekt in Bayern“
Bund und Freistaat stehen weiter hinter der geplanten zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München. Das hat Bundesverkehrsminister Dobrindt bei seinem Besuch bei der Bayerischen Staatsregierung bekräftigt. Trotz zu erwartender Mehrkosten wollen Bund und Land das Projekt durchsetzen - und sehen dabei auch die Landeshauptstadt in der finanziellen Pflicht.
München

Dobrindt: „Die Stammstrecke ist das wichtigste Bahnprojekt in Bayern“

Bund und Freistaat stehen weiter hinter der geplanten zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München. Das hat Bundesverkehrsminister Dobrindt bei seinem Besuch bei der Bayerischen Staatsregierung bekräftigt. Trotz zu erwartender Mehrkosten wollen Bund und Land das Projekt durchsetzen - und sehen dabei auch die Landeshauptstadt in der finanziellen Pflicht.

Bayern und der Bund wollen den Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München weiter voranbringen. Das haben beide Seiten nach einer Sitzung des Bayerischen Kabinetts, bei dem auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zu Gast war, noch einmal bekräftigt. Neben der Stammstrecke sprach der Bundesminister mit der Staatsregierung auch über den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland und die Möglichkeiten, Förderprogramme, die München und Berlin hierzu aufgelegt hatten, besser zu koordinieren und zu „vertakten“, wie es Dobrindt beschrieb.

Bis zum dritten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts wächst die Metropolregion München um rund eine halbe Million Menschen. Und Wachstum braucht Infrastruktur. Zwei von drei Fahrgästen im bayerischen Schienennahverkehr nutzen die S-Bahn München. Sie ist also schon jetzt wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel für die täglich bayernweit 1,3 Millionen Fahrgäste im Schienennahverkehr.

Joachim Herrmann

Die 2. Stammstrecke ist laut Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann zudem „ein zentrales Element des Bahnknotenkonzeptes und Garant für eine zukunftsfähige Mobilitätsgestaltung in der Metropolregion München“.

Dobrindt: „Kenne kein finanzielles Limit“

Drängendstes Thema bei der Kabinettssitzung war aber die zweite Stammstrecke für die Landeshauptstadt. Dabei sieht Dobrindt auch in eventuell anfallenden Mehrkosten kein Hindernis für ein Engagement des Bundes. „Ich kenne zurzeit kein Limit“, stellte der Bundesminister fest. „Es gibt keine Zweifel, dass der Bund an einer Realisierung höchstes Interesse hat“, sagte Dobrindt. Auch Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann nannte aus Sicht des Freistaats keine finanzielle Schmerzgrenze für das Projekt. Beide Politiker betonten, bei der zweiten Stammstrecke handle es sich um das wichtigste Bahn-Projekt im ganzen Freistaat.

Minister fordern mehr Engagement von der Landeshauptstadt

Allerdings sehen die beiden Minister bei der Finanzierung auch die Landeshauptstadt stärker in der Pflicht. „München ist natürlich der größte Profiteur dieses Projekts“, sagte Herrmann. Daher müsse sich auch die Stadtregierung bei den Mehrkosten stärker engagieren. Herrmann zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die Stadt München in dieser Frage noch bewegen werde.

Baubeginn schon 2016 – Fertigstellung 2025

Der Zeitplan für die neue Stammstrecke wird unterdessen konkreter: Joachim Herrmann sagte, mit den ersten vorbereitenden Maßnahmen könne noch 2016 begonnen werden. „Mit dem eigentlichen Bau kann dann 2017 oder 2018 gestartet werden“, stellte Herrmann klar. Eine Inbetriebnahme stellte er für Ende 2025 in Aussicht. Für zwei der drei
Planfeststellungsabschnitte der 2. Stammstrecke liegen bereits genehmigungsrechtliche Beschlüsse vor. Für den weiteren östlichen Planfeststellungsabschnitt ist laut Eisenbahnbundesamt (EBA) der Planfeststellungsbeschluss im März/April 2016 zu erwarten. Die Deutsche Bahn schreibt erste Hauptbaumaßnahmen derzeit europaweit aus. Auf der Grundlage dieses Ergebnisses soll dem Freistaat im Frühjahr 2016 eine Kostenermittlung für die 2. Stammstrecke vorliegen. Parallel dazu laufen die Gespräche zwischen Bund und Freistaat über die  Finanzierungsanteile an der 2. Stammstrecke. Kostenermittlung und eine gesicherte Mitfinanzierung des Bundes sind wesentliche Voraussetzungen, dass der Freistaat in 2016 über die endgültige Realisierung der 2. Stammstrecke entscheiden kann.

Die bestehende Stammstrecke gilt als eine der meistbefahrenen Bahnstrecken Europas.

Bei Vorliegen aller bau- und haushaltsrechtlichen Voraussetzungen wäre mit den ersten bauvorbereitenden Arbeiten wie Kabel- und Rohrverlegungen noch im Jahr 2016 zu rechnen. Die Hauptbaumaßnahmen für die 2. Stammstrecke würden dann Ende 2017/Anfang 2018 starten können. Die neue Trasse soll den öffentlichen Nahverkehr in der Landeshauptstadt entlasten. Die bestehende Stammstrecke gilt als eine der meistbefahrenen Bahnstrecken Europas. Die Kosten liegen nach früheren Berechnungen bei gut zwei Milliarden Euro. Die Bahn geht inzwischen aber bereits von Kosten von knapp drei Milliarden Euro aus.