Unterkunft in Mainstockheim geräumt
Nach eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen rund 300 Türken und albanischen Asylbewerbern ist die Unterkunft im unterfränkischen Mainstockheim (Kreis Kitzingen) geräumt worden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von „wiederholten Fällen von Randale“. Schon seit Wochen gab es immer wieder Klagen über steigende Kriminalität.
Streit um Asylbewerber

Unterkunft in Mainstockheim geräumt

Nach eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen rund 300 Türken und albanischen Asylbewerbern ist die Unterkunft im unterfränkischen Mainstockheim (Kreis Kitzingen) geräumt worden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von „wiederholten Fällen von Randale“. Schon seit Wochen gab es immer wieder Klagen über steigende Kriminalität.

Der starke Anstieg der Flüchtlingszahlen führt zu weiter wachsenden Spannungen in der Bevölkerung.

Das seit Jahresbeginn mit jungen Männern aus dem Kosovo und Albanien belegte Flüchtlingsheim im unterfränkischen Mainstockheim wurde nach heftigen Differenzen zwischen Flüchtlingen und Anwohnern geräumt. „Der Umzug der Bewohner ist komplett abgeschlossen“, sagte nun ein Sprecher der Regierung von Unterfranken. Die Asylbewerber seien auf Flüchtlingsheime in ganz Unterfranken verteilt worden. Der ehemalige Gasthof soll nun renoviert werden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von „wiederholten Fällen von Randale“, die offenbar von Türken ausgegangen waren.

Das Asylbewerberheim werde aber nur vorübergehend geräumt, um für „Entspannung vor Ort zu sorgen“, teilten die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof (FW) und Vertreter der Regierung von Unterfranken auf einer Pressekonferenz mit. Die Vorgeschichte dauert offenbar schon einige Monate an. Seit Mai sei eine Gruppe von Bewohnern vermehrt polizeilich auffällig geworden. Immer wieder sei es zu Streitigkeiten und Körperverletzungsdelikten gekommen. Die Konflikte waren dann am Wochenende eskaliert, als sich zeitweilig etwa 300 Menschen vor dem Gebäude versammelt hatten. Auslöser waren nach Herrmanns Worten Streitereien zwischen Albanern und einer Gruppe von Türken, die schon länger in Deutschland leben. Ein Anwohner sei durch den Messerstich eines Albaners verletzt worden. „Ein ausländerfeindlicher oder rechtsradikaler Hintergrund ist überhaupt nicht ersichtlich“, sagte Herrmann. Er sprach von „sich zuspitzenden Konflikten“.

Niederbayern: Ehemalige Pension wird umgewidmet

In Niederbayern wurde der Streit zwischen dem SPD-Landrat von Regen und der CSU-Staatsregierung um die Zuweisung von Flüchtlingen vorerst beigelegt. Der dünn besiedelte Regener Stadtteil Poschetsried mit 40 Einwohnern nimmt mit Zustimmung und auf Wunsch von Landkreischef Michael Adam mit 120 Plätzen nun doch mehr Flüchtlinge auf als von der Bevölkerung erhofft. Weil die Regierung von Niederbayern die bisher als dezentrale Bleibe für Asylbewerber geführte frühere Pension in eine Gemeinschaftsunterkunft umwidmet, nimmt Adam den Aufnahmestopp für Flüchtlinge im gesamten Landkreis zurück.

Der Grund: Der Kommunalpolitiker sieht seine Forderung nach Schaffung von Gemeinschaftsunterkünften als erfüllt an. Der Landkreis wird dadurch finanziell und personell entlastet. Laut Bezirksregierung kommen nun rund 120 Flüchtlinge in die Pension am Stadtrand von Regen. Der Petitionsausschuss im Landtag hatte auf die eingereichten Bitten der Anwohner allerdings empfohlen, nur bis zu 60 neue Flüchtlinge dort unterzubringen. Dies wollte Adam nicht hinnehmen und hatte den Aufnahmestopp erklärt – allerdings ohne dazu berechtigt zu sein. „Aus Gründen der Solidarität kann ein Aufnahmestopp einzelner Landkreise nicht akzeptiert werden“, betonte ein Sprecher des Sozialministeriums. Die Kreisverwaltungen, also die Landratsämter, dürfen über die Unterbringung von Asylbewerbern nicht allein entscheiden, sondern handelten „als Staatsbehörde“ im Auftrag des Freistaats. Bei der Zuweisung von Asylbewerbern wird nach den Worten des niederbayerischen Regierungspräsidenten Heinz Grunwald die Einwohnerzahl der Gemeinde berücksichtigt, nicht aber diejenige einzelner Ortsteile. Zwar habe er Verständnis für die Sorgen der Bürger. „Aber Poschetsried ist ein Ortsteil von Regen“, machte Grunwald klar.

Dank an die Helfer

Sozialministerin Emilia Müller (CSU) dankte bei einem Staatsempfang in München 1200 ehrenamtlichen Helfern für deren Engagement im Asylbereich. In Bayern leben derzeit etwa 42.000 Flüchtlinge.

Die bayerische Staatsregierung forderte bei ihrer Kabinettssitzung erneut finanzielle und organisatorische Unterstützung vom Bund. Gebraucht würden mehr Liegenschaften und mehr Wohnraum, sagte Herrmann. „All dies ist ohne aktive Mitwirkung des Bundes nicht darstellbar.“ Bei dem Empfang für ehrenamtlich im Asylbereich engagierte Helfer sprach Sozialministerin Müller von einem „gewaltigen Kraftakt“. Die Ehrenamtlichen seien nicht nur eine große Unterstützung für die Asylbewerber, „sondern auch die Brückenbauer zur Bevölkerung“.

wog/dpa/BR