Der scheidende Nürnberger OB Ulrich Maly im Oktober 2018 bei seiner Kandidatur zum Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg. (Foto: Imago/Zink)
Nürnberg

Die Karten werden neu gemischt

Der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) wird 2020 nicht mehr kandidieren. Das könnte die Machtverhältnisse in der Frankenmetropole völlig durcheinanderwirbeln. Die CSU bereitet sich bereits auf die Zeit nach ihm vor.

„Hut ab vor dieser Entscheidung! Er ist damit einer der wenigen Politiker, die sehen, wann der beste Zeitpunkt zum Aufhören ist“, lobte der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Marcus König, die Entscheidung des populären Nürnberger Oberbürgermeisters Ulrich Maly (SPD), im März 2020 nicht mehr anzutreten. Im Gespräch mit dem BAYERNKURIER sagt König: „Die Karten in der Stadt werden jetzt neu gemischt. In der Entscheidung Malys stecken viele Chancen, die werden wir als CSU annehmen und richtige Entscheidungen treffen. Dann haben wir gute Chancen.“

Das ist eine echte Zäsur für Nürnberg.

Markus Söder, Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender

Der 58 Jahre alte Maly hatte bekanntgegeben, er habe „nach reiflicher Überlegung“ entschieden, nach 18 Jahren im Amt 2020 nicht mehr anzutreten. Gleichzeitig schloss er eine weitere politische Karriere auf Bundes- oder Landesebene aus. Maly hatte 2002 das Amt von CSU-Oberbürgermeister Ludwig Scholz übernommen. Bei der vergangenen Wahl 2014 hatte er sich mit 67,1 Prozent klar gegen seine Konkurrenten durchgesetzt.

Nürnberger CSU wittert ihre Chance

„Das ist eine echte Überraschung. Natürlich habe ich Respekt vor seiner Entscheidung“, kommentierte Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder die Entscheidung Malys. Auch mit Blick auf Malys Funktion als früherer Präsident des Deutschen Städtetages sagte Söder: „Uli Maly ist einer der besten Oberbürgermeister in Deutschland und die Lichtgestalt der SPD in Bayern.“ Der Ministerpräsident betonte: „Ich arbeite sehr gern und vertrauensvoll mit ihm zusammen. Das ist eine echte Zäsur für Nürnberg.“

Die Stadt hat großartige Zukunftschancen, die müssen bestmöglich genutzt werden.

Marcus König, Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion in Nürnberg

Nach Ansicht von CSU-Fraktionschef Marcus König hat die CSU gute Chancen bei der Kommunalwahl am 15. März 2020. „Wir werden Nürnberg ein gutes und attraktives Angebot machen. Die Stadt hat großartige Zukunftschancen, die müssen bestmöglich genutzt werden.“ Es gehe jetzt darum, wer die Stadt ins nächste Jahrzehnt führe, so König.

CSU wird den OB-Kandidaten erst Ende Mai vorstellen

Der Bundestagsabgeordnete und CSU-Bezirksvorsitzende Michael Frieser sagte gegenüber dem BAYERNKURIER: „Vor der Entscheidung des Nürnberger Oberbürgermeisters habe ich Respekt. Er hat viel für Nürnberg geleistet.“ Allerdings schränkt der CSU-Bezirkschef ein, dass die Kommunalwahl 2020 für die SPD und Maly noch lange nicht gewonnen gewesen wäre. „Ein Teil der Wahrheit dürfte sein, dass dem SPD-Politiker klar wurde, dass eine neuerliche Wahl kein Selbstläufer geworden wäre. Die desaströse Lage der SPD geht auch an der Kommunalpolitik nicht spurlos vorüber.“

Die CSU wird ihrer Verantwortung gerecht werden.

Michael Frieser, CSU-Bezirksvorsitzender

König und Frieser kündigten aber an, erst nach der Europawahl über den OB-Kandidaten der CSU zu entscheiden, also frühestens Ende Mai 2019. „Die CSU wird ihrer Verantwortung gerecht werden“, sagte Frieser der dpa. König erklärte gegenüber dem BAYERNKURIER, die CSU Nürnberg gehe so respektvoll mit der Europawahl um, dass sie nicht vorzeitig in den Kommunalwahlkampf einsteigen wolle. Bei der Ausarbeitung des Kommunalwahlprogramms werde die CSU erst einmal den Bürgern gründlich zuhören, versprach König. „Die Zeiten, als wir den Bürgern ein fertiges Programm vorgesetzt haben, sind vorbei“, sagte der Fraktionschef dem BAYERNKURIER. „Wir werden überlegen: Wie schaut die Stadt der Zukunft aus.“

Geplant sei, die Bürger auf verschiedenen Veranstaltungen zu fragen, was ihre Wünsche und Sorgen seien sowie welche Pläne und Perspektiven sie für die Stadt positiv bewerten, sagte König. „Dann werden wir die Vorschläge der Bürger zentral mit ins Programm aufnehmen.“ Als thematische Schwerpunkte nannte König Mobilität, Wohnen und Grünflächen in der Stadt. „Wir leben in Nürnberg auf sehr engem Raum zusammen, da sind diese Themen automatisch gesetzt“, sagte der CSU-Fraktionschef.