Feierten gemeinsam beim Festakt zum 70. Jubiläum der CDU: Generalsekretär Peter Tauber und CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. (Bild: Laurence Chaperon / CDU)
70 Jahre CDU

Zurück in die Zukunft

Mit einem Festakt feiert die CDU ihr 70-jähriges Bestehen. Dabei richtet die Partei den Blick auf das Erreichte, kündigt aber auch an: "Wir fangen gerade erst an". Gerade in Zeiten wie diesen sei der Mut zur Veränderung enorm wichtig, sagt Parteichefin Angela Merkel. Die CDU sei hier ein Vorreiter. Für die CSU gratulieren CSU-Chef Horst Seehofer und Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt.

Mit einem Festakt und knapp 600 Gästen in Berlin hat die CDU ihr 70-jähriges Bestehen gefeiert. Neben der Parteispitze der Christdemokraten war als Vertreterin der Schwesterpartei auch CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt zum Festakt ins Berliner E-Werk gekommen. Auch Vertreter anderer demokratischer Parteien wie SPD-Chef Sigmar Gabriel oder den Grünen Parteivorsitzenden Cem Özdemir und Simone Peter, gratulierten der CDU.

Hasselfeldt: „Eine starke Union ist gut für Deutschland“

Nach der Begrüßung durch CDU-Generalsekretär Peter Tauber ergriff Gerda Hasselfeldt als erste das Wort. Die CSU-Landesgruppenvorsitzende sagte, die CDU sei „keine Klientel-, Protest- oder Kaderpartei“ geworden, sondern „eine Bürgerpartei geblieben mit selbstbewussten Mitgliedern und starken Landesverbänden“. Eine starke CDU – gemeinsam mit einer starken CSU in Bayern, die auch im Bund selbstbewusst auftritt, seit gut für Deutschland, stelle Hasselfeldt fest. Die Union habe in entscheidenden Momenten der Geschichte der Bundesrepublik richtige und wichtige Entscheidungen getroffen – „sei es beim Wiederaufbau, der Einführung der sozialen Marktwirtschaft, oder natürlich beim Fall der Mauer“. Und auch jetzt, im Lichte der aktuellen Krisen in Europa, treffe Bundeskanzlerin Angela Merkel im Geiste ihrer CDU richtige und wichtige Entscheidungen, sagte Hasselfeldt.

Angela Merkel, stellte ebenfalls die Herausforderungen der Christdemokraten in der Gegenwart in den Mittelpunkt ihrer Rede. Die Bundeskanzlerin würdigte die CDU als europäische Partei, der das Zusammenwachsen des Kontinents ein Kernanliegen sei. Europa bezeichnete sie als Gemeinschaft gemeinsamer Werte. So sei auch der Euro entstanden, sagte die CDU-Chefin. Sie dankte in diesem Zusammenhang Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der langen Applaus erhielt. Man könne Prinzipien nicht ad acta legen, sagte Merkel. Es gelte, für Grundsätze und für Kompromisse immer wieder zu werben. Man könnte sicherlich nachgeben, sagte sie, ohne den Streit mit der griechischen Regierung zu erwähnen. „Aber mittel- und langfristig werden wir uns damit schaden.“ Merkel bekräftigte zudem ihren Satz: „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“ Solidarität und Eigenverantwortung seien zwei Seiten derselben Medaille, sagte die Kanzlerin und spielte damit auf die Probleme in den Verhandlungen mit dem überschuldeten Griechenland an.

Doch die Kanzlerin mahnte ihre Partei auch, Mut zur Veränderung zu zeigen. „Wir haben die Weisheit nicht gepachtet“, stellte Merkel fest. Sie forderte Demut vor Erkenntnissen und Errungenschaften anderer. Sie betonte aber, die CDU habe einen klaren politischen Kompass und Mut. „Mut ist auch die Bereitschaft immer wieder etwas zu verändern. Das war der Anspruch der CDU vor 70 Jahren und bleibt es auch“, sagte Merkel, die seit 2000 an der Spitze der CDU steht.

Der Vorsitzende der bayerischen Schwesterpartei CSU, Horst Seehofer, hatte der CDU schon vergangene Woche zum Jubiläum gratuliert: „Die CDU ist die große Volkspartei in Deutschland und hat Großes für dieses Land und seine Menschen geleistet. Auch mit 70 ist die CDU topfit und attraktiv für die Wähler. Das hat sie auch der Tatsache zu verdanken, dass die CSU sie durch ein hohes Maß an Harmonie und Rücksicht bei guter Laune und in Form gehalten hat.“

Ein Blick zurück: Nach der Menschheitskatastrophe des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs haben sich Christen aller Konfessionen zusammengetan, um auf der Basis des christlichen Sittengesetzes eine christlich-soziale, liberal-konservative Volkspartei neuen Typs zu gründen: Die CDU. Sie war insofern auch ein ökumenisches Experiment – aus der Erkenntnis heraus, dass etwa die katholische Zentrumspartei in der Weimarer Republik allein zu schwach war.

„Aus heißer Liebe zum deutschen Volke“

Am 26. Juni 1945 erscheint der berühmte Berliner Gründungsaufruf zur Bildung einer überkonfessionellen großen Partei, unterzeichnet u.a. vom ehemaligen Reichsminister Andreas Hermes, den Gewerkschaftern Elfriede Nebgen, Jakob Kaiser, Ernst Lemmer, dem letzten Vorsitzenden des Windthorstbundes Heinrich Krone, Eberhard Plewe von der Pfadfinderbewegung, dem Bergbauwissenschaftler Ferdinand Friedensburg, dem preußischen Reichsminister a.D. Walther Schreiber, dem Zeitungswissenschaftler Emil Dovifat sowie dem Philosoph Eduard Spranger, dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch und dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Otto-Heinrich von der Gablentz.

Die Unterzeichner fordern in einem eindringlichen Appell und „aus heißer Liebe zum deutschen Volk die christlichen, demokratischen und sozialen Kräfte zur Sammlung, zur Mitarbeit und zum Aufbau einer neuen Heimat auf“. Seither gestalten Männer und Frauen in der CDU Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes, nach den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und aus Liebe zu unserem Land.

Wie der heutige Generalsekretär Peter Tauber sagt, ist „die CDU seit 70 Jahren die Partei, die für etwas streitet, die Gegensätze überwinden will, statt die Gesellschaft zu spalten, und die das Verbindende über das Trennende stellt“. Zu den Grundsätzen der Partei sagt Tauber: „Die CDU will die Interessen verschiedener Gruppen im Sinne des Gemeinwohls zusammenbringen und setzt auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen bei gleichzeitiger Solidarität für die Schwächeren. Mit ihrer Politik der wirtschaftlichen Vernunft und des sozialen Ausgleichs hat die CDU wichtige Grundlagen dafür geschaffen, dass Deutschland heute ein starkes, erfolgreiches und lebenswertes Land ist.“

70 Jahre intensive Arbeit für Deutschlands Zukunft

Rückblickend auf 70 Jahre CDU meint Tauber: „Das sind 70 Jahre, in denen tausende CDU-Mitglieder gemeinsam für Deutschlands Zukunft gewirkt haben. Unser heutiges Deutschland trägt ganz maßgeblich die Handschrift der CDU, und darauf können wir als Christdemokraten stolz sein. Wie keine andere deutsche Partei hat die CDU die Geschicke unseres Landes beeinflusst und geprägt.“

Mit den Jubiläums-Veranstaltungen in der „Woche der CDU“ feiere die CDU „diese eindrucksvolle Erfolgsgeschichte unserer Partei, die für uns vor allem ein Ansporn ist, sie auch künftig fortzuführen“, so Tauber. „Aufbauend auf unseren festen Überzeugungen ist es immer wieder die Stärke der CDU in den letzten 70 Jahren gewesen, neue Antworten auf aktuelle Herausforderungen zu geben und dabei ihren Werten treu zu bleiben. Als die große Volkspartei der Mitte ist das auch unsere Aufgabe in der Zukunft.“

wog/PM