Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat den Kriminellen im Internet den Kampf angesagt. Dazu verstärkt er die Cybercrime-Bekämpfung bei der Bayerischen Polizei. Wie der Innenminister in Nürnberg bekannt gab, sollen noch heuer rund 70 spezielle Computer- und Internetkriminalisten neu eingestellt werden, auch ‚Cybercops‘ genannt. „Damit verdoppeln wir unsere extra zu Polizisten ausgebildeten EDV-Spezialisten, mit denen wir eine bundesweite Vorreiterrolle eingenommen haben“, erklärte Herrmann.
Spezialisten und Polizisten
Derzeit verfügt die Bayerische Polizei über 65 Computer- und Internetkriminalisten. Davon haben 20 im April 2017 ihre polizeifachliche Ausbildung beendet. Wie Herrmann erläuterte, bildet die Bayerische Polizei seit 2011 im Rahmen der neuen Polizeilaufbahn ‚Technischer Computer- und Internetkriminaldienst‘ externe Bewerber mit einem Studium im Bereich der Informatik in einer einjährigen Ausbildung zu Polizeivollzugsbeamten aus. „Wir kombinieren technisches ‚IT-Know-How‘ mit polizeilichen Fachkenntnissen“, so der Minister weiter. „Dadurch können wir Verbrechern im Netz noch besser das Handwerk legen.“
An nahezu jedem Ort der Erde können sich Cyber-Kriminelle auf die Lauer legen.
Joachim Herrmann, Innenminister
Neben den Computerkriminalisten gibt es laut Herrmann eine Reihe weiterer Spezialbeamter bei der Bayerischen Polizei, die sich um die Cybercrime-Bekämpfung kümmern: „Bayernweit haben wir bei unserer Polizei insgesamt mehr als 300 Spezialisten im Kampf gegen Kriminelle im Netz, die extra aus- und fortgebildet sind.“ Unter anderem gebe es bei allen Polizeiinspektionen spezielle Schwerpunktsachbearbeiter ‚Cybercrime‘. Dazu kämen noch zahlreiche weitere Polizisten, die sich auf den Dienststellen um einfach gelagerte Cyber-Delikte kümmern. Zum 1. März 2017 hat Herrmann außerdem in ganz Bayern bei den Kriminalpolizeiinspektionen neue Kommissariate ‚Cybercrime‘ einrichten lassen. „Darüber hinaus leistet unsere ‚Zentrale Ansprechstelle Cybercrime‘ beim Bayerischen Landeskriminalamt seit mehr als drei Jahren auch als Ansprechpartner für Sicherheitsbehörden aus dem In- und Ausland hervorragende Arbeit“, ergänzte der Minister.
Unterstützung für Unternehmen und Hochschulen
Ein weiteres Kernelement der Strategie für mehr Cybersicherheit in Bayern ist nach Herrmanns Worten das ‚Cyber-Allianz-Zentrum‘, das der Freistaat 2013 beim Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz eingerichtet hat. Es dient Unternehmen, Hochschulen und Betreibern kritischer Infrastrukturen als zentraler, vertraulicher und kompetenter Ansprechpartner, wenn es um elektronische Angriffe mit Spionage- oder Sabotagehintergrund geht. „Natürlich bleiben die Unternehmen, die Hochschulen und die Betreiber kritischer Infrastrukturen für ihre IT-Sicherheit weiterhin selbst verantwortlich“, machte der Minister deutlich. „Mit unserem Cyber-Allianz-Zentrum haben wir aber ein konkretes Unterstützungsangebot.“
Je sensibler wir mit unseren eigenen Daten umgehen, desto weniger Chancen haben Cyberkriminelle.
Joachim Herrmann
Herrmann appellierte auch an die Selbstverantwortung eines jeden einzelnen Internetnutzers: „Je sensibler wir mit unseren eigenen Daten umgehen, desto weniger Chancen haben Cyberkriminelle. Was Schlösser und Riegel an Türen und Fenstern, sind Firewall und Zugangskennung für den Computer.“ Gerade zu einfache oder immer die gleichen Passwörter können laut Herrmann oftmals das Einfallstor für Kriminelle sein. „Hier sind leider viele Menschen noch viel zu leichtsinnig“, betonte der Innenminister.
Internetkriminalität weiter auf dem Vormarsch
Mit Blick auf die Kriminalstatistik hat Herrmann keine Zweifel, dass die Internetkriminalität weiter auf dem Vormarsch ist. So sind die Fallzahlen der mit dem ‚Tatmittel Internet‘ begangenen Straftaten bayernweit in den letzten Jahren deutlich gestiegen (2015: 23.966 Fälle, +12,7 Prozent; 2016: 24.871 Fälle, +3,8 Prozent). Der 2016 in Bayern dadurch verursachte Schaden lag bei rund 17,5 Millionen Euro (2015: 16,1 Millionen Euro). Auch bundesweit gab es 2016 eine ähnliche Entwicklung mit deutschlandweit knapp 253.290 Fällen (+3,6 Prozent).
„Das liegt vor allem an der vermeintlichen Anonymität im Netz sowie an den zahlreichen Tatgelegenheiten“, sagte dazu der Minister. „An nahezu jedem Ort der Erde können sich Cyber-Kriminelle auf die Lauer legen.“ Darüber hinaus rechnet Herrmann mit einer großen Dunkelziffer. Unter anderem werden Auslandstraftaten bislang in der bundesweiten Kriminalstatistik nicht erfasst. Herrmann ist aber zuversichtlich: „Auf mein Drängen hin haben sich Bund und Länder inzwischen endlich verständigt, auch Auslandsstraftaten der Cyberkriminalität künftig in der Polizeilichen Kriminalstatistik zu erfassen.“
(PM)