Auf geht's: Festakt zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke. (Foto: Matthias Balk/dpa)
Stammstrecke

Durchbruch für die Pendler

Zuverlässig, leistungsfähig, modern: Die zweite Stammstrecke für die Münchner S-Bahn kommt. Die Ausgaben für das Jahrhundertprojekt belaufen sich auf mehr als 3,8 Milliarden Euro, aber sie sind notwendig: In keiner deutschen Stadt gibt es mehr Pendler als in München.

München ist Deutschlands Pendlerhauptstadt: 355.000 Berufstätige wohnen außerhalb der Stadtgrenze. Die Zahl der Berufspendler ist seit dem Jahr 2000 um 21 Prozent gestiegen, ermittelte jüngst das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn. Ein Ende des Wachstums ist in der boomenden Landeshauptstadt nicht absehbar. Der Druck auf den Nahverkehr wächst.

Eine Schattenseite des Rekords heißt Dauerstau. Am Mittleren Ring stecken Fahrer durchschnittlich 93 Stunden pro Jahr fest oder kommen nur schleppend voran.

Stammstrecke bringt Entlastung

Die zweite Stammstrecke für die S-Bahn bringt Entlastung. In neun Jahren wird der sieben Kilometer lange Tunnel das Nadelöhr unter der Münchner Altstadt geweitet haben und den Verkehr vor dem Kollaps bewahren. Das Milliardenprojekt soll von 2026 an die Kapazitäten der chronisch überlasteten Hauptstrecke durch die Innenstadt fast verdoppeln. Die Strecke soll mit dem neuen Bypass weniger störanfällig sein und auch die Verbindungen für Pendler aus der gesamten Region verbessern.

Ein boomendes wirtschaftliches Kraftzentrum wie die Metropolregion München braucht einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr, der mit dieser rasanten Entwicklung Schritt hält – zuverlässig, leistungsfähig und modern.

Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident

Zum Start von Bayerns größtem Verkehrsprojekt drückten Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, der neue Bahnchef Richard Lutz und DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla symbolisch den roten Startknopf. Den Baubeginn bezeichnete Seehofer als Quantensprung für den Wirtschaftsstandort und als einen wesentlichen Schritt für Mobilität und Ökologie.

Unterirdische Arbeiten

Was bedeutet die Megabaustelle für Anwohner? Die Arbeiten für die drei neuen unterirdischen Stationen am Hauptbahnhof, Marienhof und Ostbahnhof laufen größtenteils unterirdisch. Laut Bahn sollen die Erschütterungen während der Bauphase in bis zu 40 Metern Tiefe an der Oberfläche kaum zu spüren sein. Für den Transport von rund zwei Millionen Kubikmetern Erde will die Bahn ein Logistikgleis verlegen, um die Straßen zu entlasten. Die Bauarbeiten bedeuten vor allem für anliegende Geschäfte Einschränkungen. Ministerpräsident Seehofer kündigte für die betroffenen Geschäftsleute deshalb finanzielle Entschädigungen seitens der Staatsregierung an.

Plan der neuen Stammstrecke. (Bild: MVV)

Plan der neuen Stammstrecke. (Bild: MVV)

Bund und Freistaat zahlen Löwenanteil

Im vergangenen Dezember hatten sich Bund, Freistaat, Landeshauptstadt und Deutsche Bahn auf die Finanzierung verständigt. Bund und Freistaat tragen den Hauptteil der inklusive eines Risikozuschlags auf 3,85 Milliarden Euro geschätzten Kosten. Die Landeshauptstadt und die Deutsche Bahn beteiligen sich mit Beträgen von 160 und 180 Millionen Euro.

Die 360-Grad-Simulation auf dem Youtube-Kanal der Deutschen Bahn zeigt, wie die unterirdischen Stationen und verschiedenen Ebenen künftig aussehen werden:

2. Stammstrecke München: 360-Grad-Simulation HauptbahnhofPlay Video
2. Stammstrecke München: 360-Grad-Simulation Hauptbahnhof