Nur noch 45 Prozent sind mit Arbeit von Kanzlerin Merkel zufrieden. Direkt dahinter folgt mit 44 Prozent CSU-Chef Seehofer, danach SPD-Chef Gabriel mit 41 Prozent. (Graphik: ARD-Deutschlandtrend/Infratest-dimap)
ARD-Deutschlandtrend

Merkel und Seehofer in Beliebtheit fast gleichauf

Kanzlerin Merkel ist auf den tiefsten Zustimmungswert seit fünf Jahren gefallen: Nur noch 45 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden, zwei Punkte weniger als im Vormonat. Direkt hinter ihr liegt mit 44 Prozent CSU-Vorsitzender Horst Seehofer. Interessant: 86 Prozent sprechen sich für ein Burka-Verbot aus, 69 Prozent für Einsätze der Bundeswehr im Inland im Krisenfall.

Ein weiteres Alarmsignal für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom ARD-Deutschlandtrend: Sie hat weitere zwei Punkte Zustimmung verloren, nur noch 45 Prozent der Deutschen sind Anfang September mit ihrer Arbeit zufrieden. Das bedeutet jetzt Platz sechs von allen Politikern. 51 Prozent der Deutschen wollen zudem, dass Merkel nicht mehr als Kanzlerin kandidiert. Den Deutschlandtrend erstellt Infratest-dimap im Auftrag der ARD.

Unmittelbar hinter Merkel in der Beliebtheitsskala rangiert der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer, unverändert mit 44 Prozent Zustimmung. Nochmals einen weiteren Platz dahinter rangiert SPD-Chef Gabriel, er legt um zwei Punkte auf 41 Prozent Zustimmung zu.

Auf Platz eins der Liste der beliebtesten Politiker Deutschlands liegt Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). 73 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden (+2 Punkte im Vergleich zum Juni). Ihm folgt Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit 65 Prozent Zustimmung (+5). Danach kommt der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, mit 56 Prozent Zustimmung (+5). Das ist der höchste Wert, der für Kretschmann je gemessen wurde. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir erreicht 50 Prozent Zustimmung (-1), Innenminister Thomas de Maizière 48 Prozent (-2).

Union bundesweit jetzt bei 33 Prozent, SPD bei 23

In der Sonntagsfrage verlieren CDU/CSU einen Prozentpunkt auf 33 Prozent, die SPD gewinnt einen Punkt auf 23. Dahinter kommt die AfD mit 14 Prozent (+2), gefolgt von den Grünen mit elf Prozent (-2). Die Linkspartei kommt auf neun Prozent, die FDP darf sich mit fünf Prozent wieder Hoffnung auf einen Einzug in den Bundestag machen – beide unverändert zum Vormonat.

In der Frage der Koalitionen sprechen sich 46 Prozent für Schwarz-Grün, 45 Prozent für die Fortsetzung von Schwarz-Rot aus. Nur 31 Prozent hielten Rot-Rot-Grün für gut für Deutschland. Somit favorisieren die Deutschen eine Regierung unter Führung der Union. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass Angela Merkel daran beteiligt sein muss.

51 Prozent gegen neue Kanzlerkandidatur Merkels, 46 Prozent dagegen

Bei der Frage einer erneuten Kanzlerkandidatur von Merkel sind die Bürger gespalten: 46 Prozent der Befragten fänden es gut, wenn Merkel bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr ein weiteres Mal als Kanzlerkandidatin für die CDU antreten würde. 51 Prozent fänden dies nicht gut. Bei Gabriel ist das Bild praktisch genauso schlecht: Nur 45 Prozent würden seine Kandidatur begrüßen, 51 Prozent lehnen seine Kandidatur ab.

Von den Anhänger der CDU begrüßen 81 Prozent eine erneute Kandidatur Merkels, 16 Prozent lehnen sie ab. Von den CSU-Anhängern sind 71 Prozent für eine Kandidatur Merkels und 29 Prozent dagegen. Wenn Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat für die SPD antreten würde, fänden dies 45 Prozent der Befragten gut, 51 Prozent nicht. Von den SPD-Anhängern begrüßen 62 Prozent eine Kanzlerkandidatur Gabriels, immerhin 37 Prozent lehnen sie ab.

Direktwahl-Frage: Merkel immer noch klar vor Gabriel

Der einzige Lichtblick für Merkel ist die Direktwahl-Frage, die allerdings rein hypothetischer Natur ist. Wenn es in Deutschland eine Direktwahl des Kanzlers gäbe, hätte Merkel immer noch deutlich die Nase vorn vor SPD-Chef Gabriel. 45 Prozent würden sich für die Amtsinhaberin entscheiden (-1), nur 27 Prozent für Gabriel – dies allerdings ein Zuwachs von vier Punkten. Gut jeder vierte Befragte, 26 Prozent, würde keinen von beiden Politikern als Regierungschef wählen.

Aufgeschlüsselt nach Parteisympathisanten würden 84 Prozent der Unionsanhänger Merkel zur Kanzlerin wählen, nur acht Prozent Gabriel. Von den SPD-Anhängern würden immerhin 30 Prozent ihre Stimme Merkel geben, 53 Prozent wären für Gabriel. Das überraschendste Votum kommt von den Grünen: 55 Prozent der Grünen-Wähler wären für Merkel, nur 20 Prozent für Gabriel.

86 Prozent für Burka-Verbot, 69 Prozent für Bundeswehreinsätze im Inland

Der Deutschlandtrend fragte auch die Meinung der Bürger zu aktuellen Sachthemen ab: Momentan wird darüber diskutiert, ob die Bundeswehr innerhalb Deutschlands für polizeiliche Aufgaben eingesetzt werden sollte, zum Beispiel zur Terrorabwehr. 69 Prozent der Deutschen befürworten dies. 29 Prozent lehnen einen solchen Einsatz der Bundeswehr im Inneren ab.

Auch über das „Burka-Verbot“ – also ein Vollverschleierungsverbot bei muslimischen Frauen – wird zurzeit diskutiert. 50 Prozent der Befragten sind für ein generelles Verbot in der Öffentlichkeit. 36 Prozent sprechen sich für ein teilweises Verbot aus, zum Beispiel im Staatsdienst oder in Schulen. Zusammen sind also 86 Prozent zumindest für ein teilweises Verbot. 13 Prozent sind gegen ein solches Verbot.

Und auch bei der Frage, was mit den Mehreinnahmen des Bundes gemacht werden soll, haben die Deutschen eine klare Meinung: 58 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass die Mehreinnahmen für Investitionen, zum Beispiel in die Infrastruktur, verwendet werden. 22 Prozent sind für die Verwendung zum Schuldenabbau. Nur 16 Prozent wünschen sich, dass die Mehreinnahmen zur Steuersenkung genutzt werden.