200.000 Flüchtlinge – diese Zahl hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer vor wenigen Monaten als Obergrenze dessen genannt, was die Bundesrepublik in diesem Jahr an Menschen, die aufgenommen und integriert werden müssen, leisten kann. Einem Bericht der Passauer Neuen Presse zufolge könnte diese Zahl schon jetzt, zum Ende des ersten Halbjahres, überschritten sein. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) jedenfalls beziffert die Zahl der Menschen, die seit Januar nach Deutschland gekommen sind, auf 205.929.
Für Verwirrung sorgt da die Rechnung des, Bundesinnenministeriums: Dort gibt der zuständige Minister, Thomas de Maizière (CDU), die Zahl angekommener Flüchtlinge mit 117.713 an – ein gehöriger Unterschied von mehr als 88.000 Menschen.
Rechen-Kniffe, um Seehofer zu beruhigen?
Dabei könnte das Innenministerium mit einigen Rechenkniffen die Zahl aus politischen Gründen nach unten gerechnet haben. Denn: Stimmen die Zahlen des Migrationsamtes, dann ist die von Horst Seehofer ins Spiel gebrachte Obergrenze längst erreicht. De Maizières Variante käme dagegen – hochgerechnet auf das gesamte Jahr 2016 – den Vorstellungen des CSU-Chefs relativ nahe, würde sie allerdings ebenfalls überschreiten.
Bei den Christsozialen jedenfalls herrscht Skepsis. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer forderte in einer Reaktion auf die Berichte eine Klärung des Sachverhalts: „Die Devise ist: Klarheit schaffen“, sagte Scheuer. „Die Zahlen und Statistiken müssen passen, denn nur so kann man die Lage richtig bewerten und die Situation wieder in Ordnung bringen.“
(AS/dos)