Der unbekannte Kontinent: Afrika. Bild: Fotolia/Image
Schwierige Integration

Schweres kulturelles Gepäck

Was geht in den Köpfen muslimischer Einwanderer vor? Welches kulturelle Gepäck tragen Asylanten aus dem Mittleren Osten, Nordafrika und Subsahara-Afrika nach Europa hinein? Zwei erschreckende Umfrage-Studien über religiöse, politische und gesellschaftliche Vorstellungen in der muslimischen Welt und über Islam und Christentum in Afrika.

40 Kirchen brannten im westafrikanischen Niger in der Hauptstadt Niamey und im Süden des Landes in Zinder, nicht weit von der Grenze zu Nigeria. Wegen des neuen Heftes der französischen Satire-Zeitung Charlie Hebdo mit dem weinenden Mohammed auf dem Titel hatten Imame beim Freitagsgebet zu Demonstrationen und wohl auch Gewalt aufgerufen: Molotow-Cocktails flogen, Bars und Restaurants von Nichtmuslimen wurden verwüstet, in Niamey brannte das französische Kulturinstitut. Dabei gibt es Charlie Hebdo in Niger gar nicht und hat es noch nie gegeben. Niger, dessen zu 94 Prozent muslimische Bevölkerung, die sich seit 1950 auf heute fast 20 Millionen Menschen verachtfacht hat, ist die Drehscheibe der westafrikanischen Völkerwanderung nach Norden, nach Europa. Migranten aus Niger, wo Französisch Amtssprache ist, streben vor allem nach Frankreich. Aber auch in anderen afrikanischen Auswanderungsländern, etwa in Mali, Senegal, Sudan oder Mauretanien hat es nach den Terroranschlägen in Paris Proteste gegen Charlie Hebdo gegeben – regelmäßig nach den Freitagsgebeten.

Tschetschenische Migranten nach Deutschland: „Jede Woche kommt ein Dorf.“

In Pakistan demonstrierten in Islamabad gar Abgeordnete vor dem Parlament. Ein Minister gab den Dschihadisten von Paris recht: „Warum machen Menschen im Westen so etwas, wenn sie wissen, dass die Strafe dafür nach unserer Scharia der Tod ist?“ In dem Fast-Gottesstaat, dessen Bevölkerung sich seit 1950 auf heute knapp 190 Millionen Menschen ebenfalls fast verachtfacht hat, steht auf Blasphemie der Tod. Pakistanische Auswanderer hat es millionenfach in das Land der britischen Kolonialmacht gezogen, aber auch in mindestens fünfstelligen Zahlen nach Schweden und Norwegen.

Ziemlich offen Partei für die Dschihadisten nahmen in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny Hunderttausende mit der Parole: „Hände weg von unserem geliebten Propheten Mohammed.“ Brutalo-Machthaber Ramsan Kadyrow tritt immer fundamentalistischer auf. Aus gutem Grund: Er muss sich in seiner autonomen russischen Republik gegen wachsende islamistische Tendenzen behaupten: Tausende Tschetschenen kämpfen im Irak und in Syrien für den Islamischen Staat. Was hierzulande nur die wenigsten wissen: Tschetschenische Migranten zieht es zu Zehntausenden nach Deutschland, berichtete im Juli 2013 die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Praktisch alle Asylbewerber mit russischen Pässen sind Tschetschenen. „Jede Woche kommt ein Dorf“, titelte die FAZ.

Die Frage hat sich in Deutschland oder irgendwo sonst in Europa kaum je ein Politiker oder ein Presseorgan gestellt: Was geht in den Köpfen der afrikanischen und orientalischen Migranten vor, die in den vergangenen Jahrzehnten zu Hunderttausenden, ja Millionen nach Europa gekommen sind? Welches kulturelle Gepäck tragen sie aus ihrer Drittwelt-Heimat nach Europa?

Antworten auf solche Grundfragen liefert das in Washington ansässige Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center. In umfangreichen Umfragen und Studien hat es jüngst besonders die muslimische Welt erforscht. Wichtig sind aus europäischer Sicht vor allem zwei Pew-Studien: „The World’s Muslims: Religion, Politics and Society“, 30. April 2013 (226 Seiten) und „Toleranz und Spannung: Islam und Christentum im subsaharischen Afrika“, April 2010 (331 Seiten). Wer diese beiden Studien liest und andere kürzere Pew-Studien hinzunimmt, schaut mit den Umfragern sozusagen in die Köpfe von Millionen muslimischer Zuwanderer und Asylanten – und wird wahrscheinlich nachdenklich.

Die meisten muslimischen Zuwanderer und Asylanten bringen Scharia-Islam härtester Prägung mit nach Europa

Über 200000 Asylbewerber kamen im vergangenen Jahr nach Deutschland, vor allem übers Mittelmeer aus Afrika, Nordafrika, der arabischen Welt und dem Mittleren Osten. Eine Karte des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) macht anschaulich, woher sie meist kommen: Zu den dunkelbraun eingefärbten Top-Ten-Herkunftsländern (über 5344 Asylbewerber) gehören unter anderem Syrien, Eritrea, Afghanistan, Somalia und Irak. Bis zu 5344 Flüchtlinge kamen jeweils aus Äthiopien, Ägypten, Algerien, Marokko, Nigeria, Ghana, Guinea oder aus Pakistan. Bis zu 1000 Asylanten kamen aus dem Kongo, Sudan, Libyen, Niger, Mali oder Kamerun. Der BAMF-Karte zufolge kamen 2014 aus wirklich allen afrikanischen Ländern Flüchtlinge nach Deutschland.

Den Pew-Studien zufolge bringen die meisten muslimischen Zuwanderer und Asylanten Scharia-Islam härtester Prägung mit nach Europa. Meist weit über die Hälfte der Muslime der arabischen Welt – Irak (91 Prozent), Palästinenser (89), Marokko (83), Ägypten (74), Jordanien (71) wollen in ihren Ländern das grausame islamische Scharia-Recht als offizielles Gesetz sehen. Auch 99 und 84 Prozent der Muslime in Afghanistan und Pakistan wollen das. In Subsahara-Afrika ersehnen praktisch überall mindestens die Hälfte der Muslime die Scharia-Herrschaft, in Niger (86), Djibouti (82), Nigeria (71), Uganda (66), Äthiopien (65), Mosambik (65), Kenya (64) und Mali (63) deutlich mehr. Mindestens 25 Prozent der Scharia-Muslime im Mittleren Osten und in Nordafrika wollen die Scharia-Herrschaft auch für Nichtmuslime gelten lassen – In Ägypten (74), Jordanien (58), Palästina (44) und natürlich in Afghanistan (61) noch mehr.

Meist weit über die Hälfte dieser Scharia-Befürworter – Pakistan (88), Afghanistan (81), Palästina (76), Ägypten (70), Irak (56) und Tunesien (44) – wollen natürlich auch die Amputationsstrafen angewendet sehen. Muslime aus Subsahara-Ländern wie Nigeria (45), Mali (62), Senegal (60), Tansania (50), Kamerun (49), Guinea Bissau (57), Ghana (49) oder Djibouti (70) sehen das genauso. Dass in Subsahara-Afrika auch erschreckend viele Christen brutale Körperstrafen fordern, macht die Sache für europäische Aufnahmeländer solcher Zuwanderer nicht besser, sondern noch beunruhigender.

Mit 86 Prozent liegt Ägypten an der Spitze jener mittelöstlichen und nordafrikanischen Länder deren Scharia-Muslime für Religionsabtrünnige die Todesstrafe fordern – gefolgt von Jordanien (82), Afghanistan (79), Pakistan (76), Ägypten (86), Palästina (66), Irak (42). In Afrika führen Muslime in Djibouti (62) die Liste der Apostatenmörder an, gefolgt von Kongo-Kinshasa (44), Mali (36), Senegal (35) und etwa Kenia (32).

Furchterregend hoch ist im Mittleren Osten die Zahl jener Scharia-Befürworter von Pakistan (89) über Palästina (84), Ägypten (81), Irak (58) bis Tunesien (44), die Ehebrecher steinigen wollen. In Afrika führt wieder Djibouti (67) die Liste der Muslime an, die Ehebruch mit dem Tod durch Steinigung bestrafen wollen, gefolgt von Senegal (58), Mali (58), Guinea Bissau (54), Tansania (45), Ghana (42), Kamerun (36) und dem Urlaubsparadies Kenia (32). Dass in Guinea Bissau (50), Tansania (19), Äthiopien (14) und anderen afrikanischen Ländern auch Christen Ehebrecher steinigen wollen, ist wieder kein Trost.

Auch afrikanische Christen befürworten Steinigung und Amputationsstrafen

Interessant für rot-grüne Multikulti-Freunde: Alle befragten Muslime halten von Tunesien (91) bis Libanon (97) und von Uganda (77) bis Kamerun (99) Homosexualität für moralisch falsch. Dass in praktisch allen untersuchten afrikanischen Ländern über 90 Prozent der Christen das ebenso sehen, könnte etwa dem grünen Multikulti-Befürworter Volker Beck zu denken geben.

Den Pew-Studien zufolge sind afrikanische Muslime glühende Anhänger der Vielehe. Niger (87) führt die Liste an, gefolgt von Senegal (86), Mali (74), Kamerun (67) oder Nigeria (63). Nur in Guinea Bissau (19) verstehen die Frauen offenbar keinen polygamen Spaß. In Kamerun (31), Uganda (18), Nigeria (9) und anderen afrikanischen Ländern halten auch einige Christen die Polygamie für moralisch akzeptabel.

Vom vergangenen Juli stammt eine andere Pew-Studie: „Im Mittleren Osten wachsen die Sorgen über islamischen Extremismus“ (11 Seiten). Steigende islamische Terror-Gefahr in Europa macht sie wichtig: 2007 hielten 70 Prozent der Palästinenser Selbstmord-Anschläge gegen Zivilisten für „oft oder manchmal gerechtfertigt, um den Islam gegen seine Feinde zu schützen“. Heute sind es noch 46 Prozent (Gaza: 62). In Ägypten sagen das heute noch 24 und in der Türkei 18 Prozent der Muslime. In Bangladesch haben 47 Prozent der Muslime Verständnis für Selbstmord-Bombenanschläge zur Verteidigung des Islam. Pakistanische Muslime haben inzwischen viele Selbstmordanschläge selbst erlitten und dazu gelernt: Ihr Verständnis für Selbstmordangriffe gegen Zivilisten zur Verteidigung des Islam ist seit 2004 von 41 auf drei Prozent gesunken. Doch in Tansania (26), Nigeria (19) und Senegal (15) gibt es noch viele muslimische Befürworter solchen Terrors.

Der gleichen Pew-Studie zufolge hatten im vergangenen Jahr 25 Prozent der Palästinenser eine „günstige Meinung“ von Al-Kaida und Osama bin Laden, gefolgt etwa von Muslimen in Bangladesch (23), Ägypten (15), Indonesien (15), Jordanien (11), Tunesien (9). In den afrikanischen Ländern Nigeria, Senegal und Tansania teilen je 18, 10 und 8 Prozent der Muslime diese Auffassung.

Im konservativen US-Magazin National Review folgerte kürzlich der amerikanische Historiker und politische Kolumnist Victor Davis Hanson, dass von weltweit 1,5 Milliarden Muslimen etwa zehn Prozent − also 150 Millionen − „nach wie vor Osama bin Laden bewundern und Selbstmord-Bombenanschläge gegen sogenannte Feinde des Islam befürworten“.

Etwa jeder zweite Häftling in Frankreich ist Muslim

Was bedeuten diese und viele weitere Ergebnisse der Pew-Umfragen? Sichtbar wird, dass muslimische Zuwanderer kulturell meilenweit von europäisch-abendländischem Zivilisationsverständnis entfernt sind und europäische Wertvorstellungen schlicht nicht teilen. Das gleiche gilt oft auch für afrikanische Christen. Man darf fragen, was es für den inneren Frieden der europäischen Länder bedeutet, wenn Hunderttausende gar Millionen zivilisatorisch rückständiger Zuwanderer nach Europa strömen. Die liberale Neue Zürcher Zeitung wies am 19. Januar auf ein französisches Detail hin: „Etwa jeder zweite Häftling in Frankreich ist Muslim.“ Der NZZ-Leser erschrickt und folgert: Nur acht Prozent der französischen Bevölkerung sind Muslime, aber diese acht Prozent begehen mindestens 50 Prozent aller Verbrechen in Frankreich − ein Preis der Zuwanderung, über den selten gesprochen und noch seltener geschrieben wird.

Bürger, die genauer hinschauen

Der sogenannte Arabische Frühling war vor allem ein radikal-sunnitischer Aufstand. Der gesamte Mittlere Osten und die arabische Welt befinden sich in islamistischem Aufruhr – und der wird nicht schwächer, sondern stärker. Traurige Radikalisierung erlebt auch Subsahara-Afrika. Das führt der Boko-Haram-Terror in Nigeria täglich vor, das zeigten jetzt die Bilder brennender Kirchen in Niger. Dabei war Afrika jahrzehntelang anders. Christen und Muslime lebten weitgehend friedlich miteinander und heirateten sogar über die Religionsgrenzen hinweg, erinnert wieder die Neue Zürcher Zeitung: „Dass dieses lebendige Miteinander nun zunehmend zerfressen wird von der Säure des Fanatismus, ist zutiefst traurig.“

Und genau in dieser Situation strömen aus genau diesen zunehmend fanatisierten Regionen Jahr um Jahr hunderttausende Migranten und Asylanten nach Europa. Europäer, die da nachdenklich werden, gar Fragen stellen, sind keine Populisten, sondern einfach nur Bürger, die genauer hinschauen.