Dritter Täter identifiziert
Wenige Tage vor der britischen Parlamentswahl erschütterte das Land erneut ein Terroranschlag, der dritte in wenigen Monaten. Auch wenn die Polizei den dritten Täter identifizieren konnte, geraten die Sicherheitsbehörden zunehmend unter Druck.
Terroranschlag

Dritter Täter identifiziert

Wenige Tage vor der britischen Parlamentswahl erschütterte das Land erneut ein Terroranschlag, der dritte in wenigen Monaten. Auch wenn die Polizei den dritten Täter identifizieren konnte, geraten die Sicherheitsbehörden zunehmend unter Druck.

Nach dem Terroranschlag in London hat die Polizei den dritten Täter identifiziert und ein Foto von ihm veröffentlicht. Der 22-jährige Joussef Zaghba, ein Italiener marokkanischer Herkunft, habe zuletzt in Ost-London gelebt, teilte Scotland Yard mit. Die Polizei hatte bereits am 5. Juni die anderen beiden Täter identifiziert. Dabei handelt es sich um den 27-jährige Khuram Shazad Butt, einen in Pakistan geborenen Briten, sowie den 30 Jahre alten Rachid Redouane, einen Marokkaner, der sich auch als Libyer ausgegeben hat.

Durchs Netz geschlüpft

Die drei Terroristen hatten am Abend des 3. Juni auf der London Bridge mit einem Kleintransporter auf der London Bridge Fußgänger erfasst. Am nahen Borough Market attackierten sie Menschen mit Messern. Mindestens sieben Menschen starben, fast 50 wurden verletzt. Noch immer liegen mehr als 30 Verletzte in Krankenhäusern, darunter 18 in kritischem Zustand. Mehrere Menschen werden zudem noch vermisst.

Die Polizei erschoss die Täter am Tatort. Die britischen Sicherheitsbehörden geraten trotz ihrer schnellen Reaktion auf den Terroranschlag (nach nur acht Minuten wurden die Täter erschossen) immer mehr unter Druck. Einer der Attentäter, Khuram Shazad Butt, hatte in einer TV-Dokumentation mit einer Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) posiert und war den Sicherheitsbehörden bekannt.

Wenige Tage vor der britischen Parlamentswahl teilte Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley mit, der Mann sei damals überprüft worden. Aber die Behörden hätten keine Belege gefunden, dass er einen Anschlag plane. Daraufhin sei der in Pakistan geborene Briten als nachrangig eingestuft worden.

Terrorist arbeitete für U-Bahn

Trotz seiner Verbindungen zu radikalen Islamisten arbeitete Butt von Mai bis Oktober 2016 für die Londoner U-Bahn. Die Zeitung The Times berichtete, Butt habe Verbindungen zu einem der Attentäter des Londoner Terroranschlags vom 7. Juli 2005, bei dem Dutzende Menschen getötet worden waren, sowie zu einem bekannten Hassprediger gehabt.

Der 27-Jährige war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er lebte im Ostlondoner Stadtteil Barking, wie auch der zweite mutmaßliche Attentäter Rachid Redouane. Der 30-Jährige aus Marokko, der sich zeitweise auch als Libyer ausgab, hatte eine kleine Tochter mit einer 38-jährigen Frau, die unterschiedlichen Berichten zufolge aus Irland oder aus Schottland stammt. Er war der Polizei offenbar nicht bekannt. Zum dritten Angreifer sind bisher noch keine Details veröffentlicht worden.

Zu wenig Polizisten in London?

Der britische Außenminister Boris Johnson betonte in der BBC, die Verantwortung für den Anschlag liege bei den Terroristen. Ähnlich äußerte sich der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Er warnte aber auch vor neuen Kürzungen bei der Polizei, wenn Premierministerin Theresa May die Wahl an diesem Donnerstag gewinnt. Kritiker werfen der Regierungschefin vor, sie trage aus ihrer Zeit als Innenministerin eine Mitverantwortung dafür, dass es heute 20.000 Stellen weniger bei der Polizei gebe als 2010.

Terroranschlag auf Popkonzert

Gut zwei Wochen nach dem schweren Terroranschlag in Manchester hat die Polizei einen Bruder des mutmaßlichen Selbstmordattentäters ohne Anklage entlassen. Von ursprünglich 18 Festgenommenen seien nun noch zehn in Gewahrsam. Am 22. Mai hatte ein Terrorist nach einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande mehr als 20 Menschen in den Tod gerissen. Seit dem Anschlag haben sich die Blutspenden im ganzen Königreich mehr als verdoppelt, wie Medien berichteten. In Manchester gebe es sogar gut 11 Mal so viele Blutspender.

(dpa/AS)