Der Münchner Flughafen im Aufwind. Bild: Werner Hennies/Flughafen München GmbH
Flughafen München

Wirtschaft fordert dritte Startbahn

Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. – hat am Freitag die Studie "Wirtschaftliche Auswirkungen des Luftverkehrsdrehkreuzes München auf Bayern" vorgestellt und für die dritte Startbahn plädiert. Danach sichert der Flughafen München schon jetzt im gesamten Freistaat 4,4 Milliarden Euro Wertschöpfung und 67.000 Arbeitsplätze.

Die vbw-Studie verdeutlicht, welche großen Auswirkungen ein leistungsfähiges internationales Drehkreuz auf die Wirtschaft im gesamten Freistaat hat und in welchem Wettbewerbsumfeld sich der Flughafen München behaupten muss. Der Ausbau des Flughafens und insbesondere der Bau der dritten Start- und Landebahn ist laut Studie wesentliche Grundlage dafür, dass auch in Zukunft Wohlstand und Beschäftigung im gesamten Freistaat nicht nur erhalten, sondern auch erhöht werden können. Bayerns Wirtschaft will den Bau der dritten Startbahn am Münchner Flughafen auch gegen den Willen der Bevölkerung umgesetzt wissen.

Die dritte Startbahn muss kommen, damit sich der Münchner Flughafen und damit Bayern strategisch und zukunftsgerecht weiterentwickeln können

Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw)

Eine Entscheidung des Freistaats müsse möglichst bald her, damit rechtzeitig mit dem Ausbau begonnen werden könne. „Am besten sollte die Politik jetzt entscheiden. Die Themen müssen jetzt auf die politische Agenda, noch in diesem Jahr“, ergänzte Gaffal. „Letztlich bleibt es eine Entscheidung des Staates, wie er seine Infrastruktur ausbaut.“

Die Konkurrenz schläft nicht

Der vbw-Präsident machte deutlich, dass die heute noch starke Position des Luftverkehrsdrehkreuzes München zunehmend unter Druck gerät: „Der Flughafen ist mit einem verschärften Wettbewerbsumfeld und neuen Konkurrenten konfrontiert. Konkurrenz droht vor allem aus der Türkei und den Golfstaaten mit ihren wachstumsstarken Fluggesellschaften, hohen finanziellen Ressourcen und schnellen Planungsverfahren beim Infrastrukturausbau. Um die Hub-Funktion des Münchner Flughafens zu erhalten, müssen in den nachfragestarken Zeiten ausreichend viele Slots für Umsteigeverbindungen zur Verfügung stehen. Der Flughafen München ist heute schon in den Hauptverkehrszeiten überlastet. Ohne Ausbau wird seine gute Position nicht zu halten sein.“

Der Flughafen München hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hub entwickelt und ist heute der zweitwichtigste Flughafen in Deutschland. Das Wettbewerbsumfeld entwickelt sich dynamisch – insbesondere die starke Expansion in den Golfstaaten erzeugt erheblichen Druck auf die europäischen Standorte. Um die Drehkreuzfunktion zu erhalten, müssen in den nachfragestarken Zeiten ausreichend viele Slots für Umsteigeverbindungen zur Verfügung stehen; anderenfalls droht eine Abwanderung von Airlines und Flugverbindungen an andere Luftverkehrsdrehkreuze.

Münchner Flughafen sichert Arbeitsplätze und Wohlstand

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sieht in der Studie eine gute Argumentensammlung für die dritte Start- und Landebahn: „Der Bau der dritten Startbahn ist für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Bayern von großer Bedeutung. Laut Studie sichert der Flughafen München schon jetzt im gesamten Freistaat 4,4 Milliarden Euro Wertschöpfung und fast 70.000 Arbeitsplätze. Gerade Bayern mit seiner hohen Bedeutung der Exportwirtschaft braucht eine moderne und zukunftsgerichtete Infrastruktur.“ Von großer Bedeutung für die effektive Nutzung des Flughafens sei zudem die Erreichbarkeit über Straße und Schiene. Die Optimierung der landseitigen Verkehrsinfrastruktur und die dadurch bewirkte Verringerung der Fahrzeit zum Flughafen würde die Standortqualität signifikant erhöhen, so die Ministerin weiter. „Bayern darf nicht ins Hintertreffen geraten. Wir brauchen dringender denn je eine florierende Wirtschaft, um die aktuell großen Herausforderungen finanziell zu meistern. Wir brauchen Zukunftsinvestitionen in Verkehrsinfrastrukturen, um die Standortstärke Bayerns, die hohe Lebensqualität sowie die globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“

Ohne dritte Startbahn könnten 17.000 Arbeitsplätze verloren gehen

Die im Auftrag der vbw von der IW Consult GmbH in Zusammenarbeit mit dem Economica Institut und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellte Studie entwirft verschiedene Szenarien für die weitere Entwicklung des Flughafens. Der Bau der dritten Startbahn würde demnach in Bayern eine zusätzliche Wertschöpfung von 862 Millionen Euro pro Jahr und über 15.300 weitere Arbeitsplätze schaffen. „Der Effekt wäre noch viel größer, wenn die Anbindung des Flughafens an das Straßen- und Schienennetz durch die Umsetzung der überfälligen Projekte verbessert würde“, so Gaffal. Sollte die dritte Startbahn nicht kommen und München seine Drehkreuzfunktion für den Luftverkehr einbüßen, würde der Wert mittelfristig um gut ein Fünftel absacken. Gut ein Viertel der 67.000 Arbeitsplätze am und um den Flughafen herum könnten verloren gehen, also gut 17.000 Arbeitsplätze. Auch die Wettbewerbsfähigkeit Bayerns würde im Ganzen leiden. Sollte der Airport indes ausgebaut werden, könnte die Wertschöpfung im günstigsten Fall um ein Fünftel zunehmen, die Zahl der Arbeitsplätze um ein Viertel zulegen, erklärte Christian Helmenstein, der an der Studie beteiligt war.

Bayern setzt auf Dialog

Die Münchner hatten sich zuletzt 2012 in einem Bürgerentscheid mehrheitlich gegen einen Ausbau entschieden. Die Stadt als Mitgesellschafterin des Airports sieht sich weiter an das Votum gebunden, während sich Teile der Landesregierung für den Ausbau ausgesprochen haben. Der Flughafen besitzt eine rechtskräftige Baugenehmigung, der Widerstand in der Region nördlich der Landeshauptstadt ist allerdings massiv. Ministerpräsident Horst Seehofer hält sich derzeit alle Optionen zur Zukunft des Flughafens offen und will erst den Dialog mit allen Beteiligten abschließen (der Bayernkurier berichtete).

(dpa/vbw/avd)