Mehr Umsatz, mehr Fahrgäste, aber weniger Gewinn. So lässt sich die Bilanz der Deutschen Bahn für 2018 zusammenfassen. Im Vergleich zu 2017 ging der Gewinn um 29,2 Prozent auf 542 Millionen Euro zurück, wie der bundeseigene Konzern mitteilte. Im gleichen Zeitraum stieg der Umsatz um 1,3 Milliarden auf 44 Milliarden Euro an. Die Nettofinanzschulden erhöhten sich um 926 Millionen Euro auf rund 19,5 Milliarden Euro. Bei Fahrgastzahlen und Umsatz konnte der Konzern einen neuen Rekord verbuchen. Rund 148 Millionen Fahrgäste reisten mit Fernverkehrszügen, so viele wie noch nie – und rund vier Prozent mehr als noch 2017. Der Wert sei zum vierten Mal in Folge gestiegen, erklärte das Unternehmen. Der Umsatz lag bei 44,02 Milliarden Euro, ein Plus von 3,1 Prozent.
„Mehr Kapazität ist der Schlüssel für eine pünktlichere und attraktivere Bahn.“
Richard Lutz, Bahnchef
Die Verantwortlich rechnen damit, dass die Fahrgastzahlen noch weiter steigen. „2019 werden wir im Fernverkehr erstmals über 150 Millionen Reisende begrüßen dürfen“, sagte Bahnchef Richard Lutz. „Damit sind wir auf gutem Weg hin zum Ziel von mehr als 200 Millionen Fernreisenden im Jahr 2030.“ Beim Güterverkehr gab es hingegen einen deutlichen Rückgang: Statt 271 Millionen (2017) wurden im vergangenen Jahr nur noch 255 Millionen Tonnen auf der Schiene transportiert.
Bund erhöht Schienen-Investitionen von 3,5 auf 5,6 Milliarden jährlich
Weniger erfreuliche Nachrichten gab es beim Thema Pünktlichkeit. 2018 war jeder vierte Fernzug verspätet. Im Jahresdurchschnitt erreichten nur 74,9 Prozent der ICE, Intercitys und Eurocitys ihre Ziele pünktlich. Lutz stellte in Aussicht, dass mit Hochdruck Engpässe in den Bereichen Infrastruktur, Fahrzeuge und Personal beseitigt würden. „Mehr Kapazität ist der Schlüssel für eine pünktlichere und attraktivere Bahn.“
Die Rekord-Fahrgastzahlen zeigen, dass die Kunden immer häufiger auf die Bahn umsteigen. Diese erfreuliche Entwicklung muss weiter gehen, denn so können wir Klimaschutz konkret verwirklichen.
Ulrich Lange, verkehrspolitischer Sprecher der CSU im Bundestag
„Die Rekord-Fahrgastzahlen zeigen, dass die Kunden immer häufiger auf die Bahn umsteigen“, lobt der verkehrspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Ulrich Lange. „Diese erfreuliche Entwicklung muss weitergehen, denn so können wir Klimaschutz konkret verwirklichen.“ Der Bund investiert derzeit rund 3,5 Milliarden Euro pro Jahr ins Schienennetz, also Fahrwege, Brücken und Stellwerke. Dabei handelt es sich um Ersatzinvestitionen, also Geld, das dafür verwendet wird, dass etwa 34.000 Kilometer lange Streckennetz der Bahn am Laufen zu halten. Ab 2020 sollen die Investitionen nach Medienberichten auf jährlich 4,6 Milliarden steigen, im Zeitraum 2025 bis 2029 sollen die Investitionen sogar 5,6 Milliarden Euro jährlich betragen.
Mehrere Milliarden fließen nach Bayern
„Mit einem deutlichen Aufschlag von einer Milliarde Euro pro Jahr wird der Bund über die Finanzierungsvereinbarung die dringend notwendigen Mittel für den Erhalt des Schienennetzes bereit stellen“, so Lange. „Weitere Bundesmittel wird es für die Digitalisierung der Schiene geben. Das Bahnmanagement muss Vorschläge machen, wie die Verschuldung begrenzt werden kann und wie man den Konzern insgesamt besser aufstellen kann.“ Der Investitions-Planungszeitraum wurde von fünf auf zehn Jahre verlängert. Ein Bahnsprecher begrüßte, die Verlängerung der Investitionslaufzeiten käme der Bahn entgegen, weil sie so zusätzliche Planungssicherheit gewinne und folglich Baumaßnahmen noch besser koordinieren könne. So ließen sich laut dem Sprecher auch die Auswirkungen auf den Bahnverkehr weiter reduzieren – sprich: Die Pünktlichkeit könnte erhöht werden.
Auch Bayern profitiert von dem gewaltigen Investitionsvolumen der Bahn: Schon 2019 investiert die Deutsche Bahn in Bayern 1,6 Milliarden Euro. Diese Investitionen fließen in das Schienennetz, insbesondere um Gleisabschnitte oder Brücken zu sanieren, aber auch um Bahnhofsanlagen zu erneuern. Daneben gibt es Großprojekte wie die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München oder die Elektrifizierung der Strecke München-Lindau. Insgesamt plant die Bahn in Bayern neun größere Projekte.
Bayerische Strecken werden modernisiert
Außerdem wird die Strecke von Augsburg nach Ulm viergleisig ausgebaut und die Linie Hof-Regensburg elektrifiziert. Ausgebaut wird auch die Strecke von München über Mühldorf bis weiter nach Freilassing. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte im Herbst 2018 angekündigt, den „Deutschlandtakt“ einzuführen. Dann könnte die Strecke München-Freilassing für Geschwindigkeiten bis 200 Stundenkilometer ertüchtigt werden. Sie ist Teil der Europamagistrale Paris-Budapest.
Schon seit längerem ist ein möglicher Verkauf oder Teilverkauf einer profitablen Tochterfirma im Gespräch: „DB Arriva“ mit Sitz im nordenglischen Sunderland betreibt mit mehr als 50.000 Beschäftigten Busse und Züge in 14 europäischen Ländern. Bahnchef Richard Lutz hatte dem Bund im Januar vorgeschlagen, Arriva zu verkaufen. Damals hieß es, das könne rund 4 Milliarden Euro einbringen. Nach Bahnangaben erzielte die Auslandstochter im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,44 Milliarden Euro. Endgültig über eine mögliche Veräußerung entscheiden will der Aufsichtsrat nach früheren Informationen im September. Der Vorstand soll den Angaben zufolge verschiedene Optionen prüfen: einen Verkauf von bis zu 100 Prozent an einen oder mehrere Investoren sowie einen Börsengang. Damit könnte der Schuldenanstieg begrenzt werden.