Ein ICE der Deutschen Bahn bei einer Stadtdurchfahrt. (Symbolbild: Imago/Blickwinkel)
Andreas Scheuer

Deutschland-Takt revolutioniert den Bahnverkehr

Verkehrsminister Scheuer revolutioniert mit dem „Deutschland-Takt“ den deutschen Bahnverkehr. Nach dem Vorbild der Schweiz sollen ab 2020 alle Züge im festen 30- oder 60-Minuten-Takt fahren und gleichzeitig an den Knotenpunkten ankommen.

Schnellere Umsteigemöglichkeiten, mehr Pünktlichkeit, abgestimmte Fahrpläne: Das sind Ziele des geplanten neuen Bahn-Fahrplan-Modells „Deutschland-Takt“, das Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Berlin vorgestellt hat. „Unser Zukunftsbündnis Schiene nimmt volle Fahrt auf“, sagt Scheuer und nennt den „Deutschland-Takt“ das „größte Projekt im Eisenbahnbereich seit der Bahnreform von 1994“. Scheuer Ziel: „Gemeinsam wollen wir bis 2030 die Zahl der Fahrgäste verdoppeln und mehr Güter auf die Schiene holen. Und das bei gutem Service und hoher Qualität. Wir wollen den Wow-Effekt und Bahnfahren als Leidenschaft.“

Der Deutschlandtakt macht das Bahnfahren pünktlicher, schneller und die Anschlüsse direkter und verlässlicher.

Andreas Scheuer (CSU), Bundesverkehrsminister

In seinem Ministerium stellte Scheuer den Gutachterentwurf für den „Deutschland-Takt“ vor. Umsetzen soll den Taktfahrplan ab 2020 das Zukunftsbündnis Schiene, zu dem sich Politik, Unternehmen, Verbände und Gewerkschaften zusammengeschlossen haben. Der „Deutschland-Takt ist“ ein abgestimmter, vertakteter Zugfahrplan für ganz Deutschland – von der regionalen Strecke bis hin zu den Hauptverkehrsachsen. Er integriert Nah- und Fernverkehr und wird zusammen mit den Ländern umgesetzt, die für den Nahverkehr verantwortlich sind.

Wartezeiten massiv verkürzt: Züge treffen sich immer zur selben Minute

„Der Deutschlandtakt macht das Bahnfahren pünktlicher, schneller und die Anschlüsse direkter und verlässlicher“, betont Scheuer. „Das bedeutet für Bahnkunden: Optimale Verbindungen, kürzere Aufenthalte an den Bahnhöfen und kürzere Fahrzeiten. Die Züge sind künftig öfter und schneller überall.“ Vorbild dieses Systems ist die Schweiz – dort gibt es schon seit 1982 einen integrierten Taktfahrplan.

Züge fahren in einem Takt von 60 oder 30 Minuten, in jede Richtung, immer zur selben Minute. Der Fahrplan lässt sich so leicht merken, ist zuverlässig und planbar. An den Umsteigebahnhöfen sollen sich die Züge annähernd zur selben Zeit treffen, ebenfalls im Stunden- oder Halbstundentakt. Die Züge halten gemeinsam einige Minuten und ermöglichen einen bequemen Umstieg. Steht der Fahrplan auf der Schiene fest, lassen sich selbst die entferntesten Regionalbuslinien mit dem Bahnverkehr abstimmen. So soll der gesamte öffentliche Verkehr zu einem System zusammenwachsen.

Fahrgäste auf Langstrecken sparen mehrere Stunden Fahrzeit

Außerdem soll das Zukunftsbündnis Schiene den Ausbau des Schienennetzes koordinieren, die Vergabe von Slots auf den Trassen verbessern sowie dafür sorgen, dass der Lärm durch den Bahnverkehr reduziert wird und künftig nur noch modernste, digitale und saubere Züge aufs Gleis kommen. Mindestens acht bis zwölf Millionen Stunden Reisezeit im Jahr könnten nach einer Studie im Auftrag des Verkehrsministeriums gespart werden, wenn Zugverbindungen besser getaktet wären. Ein Taktsystem gibt es bereits in einigen Bundesländern, nun soll es auf ganz Deutschland ausgedehnt und vernetzt werden – von der regionalen Strecke bis hin zu den Hauptverkehrsachsen. Dabei sollen auch der Nah- und Fernverkehr besser aufeinander abgestimmt werden. Jeder regelmäßige Bahnfahrer kennt das Problem, dass der ICE nur etwas zu spät war, der Regiozug aber dennoch nicht gewartet hat. Denn fährt der nicht pünktlich, müssen die Bahnen anders als im Fernverkehr an die Verbünde Strafzahlungen leisten.

Nach dem neuen System ist außerdem vorgesehen, dass auf den Hauptachsen alle halbe Stunde ein Zug fährt. Nah-, Fern- und auch die Güterzüge sollen besser vernetzt werden und koordinierter fahren. Dadurch ergeben sich bei optimaler Umsetzung laut einem Gutachten zum Taktfahrplan, das das Verkehrsministerium in Auftrag gegeben hat, deutlich kürzere Reisezeiten als bisher. Auf der Strecke Stuttgart-Hamburg schrumpft sie auf 4:27 Stunden statt 5:10 Stunden, Berlin-Düsseldorf soll in 3:34 Stunden statt 4:14 Stunden möglich sein, Berlin-Bautzen in 1:58 statt 3:20 Stunden, Hamburg-Murnau (Oberbayern) in 6:11 statt 7:50 Stunden oder Bremen-Landau (Pfalz) in 5:02 statt 5:37 Stunden.

Massive Investitionen in Schienennetz und Bahnhöfe nötig

Die Ziele sind allerdings nur erreichbar, wenn umfangreich ins Schienennetz investiert wird und weitere Milliarden in die Trassen und Bahnhöfe investiert werden. Denn die würden in den Spitzenzeiten des Taktes noch weitaus stärker genutzt als bislang. Also ist ein Ausbau der Gleise vorgesehen, neben zweigleisigen Abschnitten auch auf drei und vier Gleise auf bestimmten Verbindungen. An den Bahnhöfen werden beschleunigte Ein- und Ausfahrten gebaut, neue Bahnsteige und Zugänge müssen geschaffen werden. Ingesamt sind in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von 46 Milliarden Euro in die Bahn-Infrastruktur geplant.

Das Geld soll so ausgegeben werden, dass es das Takt-System stärkt. Das Konzept wird nun mit den beteiligten Unternehmen und Bundesländern diskutiert, dann laufen die Planungen für den Netzausbau an. Ab 2020 soll mit den Arbeiten dafür begonnen werden, bis zum Jahr 2030 der „Deutschland-Takt“ voll umgesetzt sein. Koordiniert wird das Projekt durch einen 28-köpfigen Lenkungskreis, an dessen Spitze Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann (CDU) steht. Das Gremium soll vierteljährlich tagen, die fünf Arbeitsgruppen zu den einzelnen Sachthemen alle sechs bis acht Wochen.