Land der Arbeitsplätze: Bayerns Arbeitsmarkt steht hervorragend da. Bild: Fotolia/davis
Arbeitsmarkt

Kurs auf Vollbeschäftigung

Die Frühjahrsbelebung hat die Zahl der Arbeitslosen in Bayern im Mai erneut sinken lassen. Mit 246.300 Jobsuchern waren es fast 13.300 oder 5,1 Prozent weniger als im April, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote ging um 0,2 Punkte auf 3,5 Prozent zurück.

Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Bayern ging im Mai weiter zurück. Insgesamt waren 246.308 Menschen arbeitslos gemeldet und damit 13.288 Personen bzw. 5,1 Prozent weniger als im April. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat und beträgt nur noch 3,5 Prozent. Arbeitsministerin Emilia Müller und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sehen das Land „auf Kurs in Richtung Vollbeschäftigung“. Im Vergleich zum Mai 2013 betrug der Rückgang sogar 3,4 Prozent, das sind rund 8800 Arbeitslose weniger. „Einen stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vorjahr hatte es zuletzt vor drei Jahren im Mai 2012 gegeben“, erklärte Klaus Beier, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit. Insbesondere ältere Arbeitnehmer haben in Bayern weiterhin gute Beschäftigungschancen. Weiterer Pluspunkt: In Bezug auf die Arbeitslosenquote von Menschen über 55 Jahren liegt der Freistaat Bayern mit 4,6 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 7,2 Prozent. Und im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit liegt Bayern mit 2,6 Prozent nur hinter Baden-Württemberg an der Spitze aller deutschen Bundesländer.

„Das milde Wetter hat sich bereits in den vorherigen Monaten positiv auf die Entwicklung des bayerischen Arbeitsmarktes ausgewirkt“, so Beier weiter. Die Unternehmen der Gewerblichen Wirtschaft Bayerns blickten nach den Ergebnissen des Ifo-Konjunkturtests auch optimistisch auf die kommenden sechs Monate. Die hohe Arbeitskräftenachfrage sowie die stetig steigende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung unterstreichen die gute Entwicklung des Arbeitsmarktes im Freistaat.

Die Arbeitsmarktstatistik erfasst neben der Arbeitslosigkeit auch die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet zu den arbeitslosen Menschen auch Personen in Weiterbildungen oder Altersteilzeit sowie Selbständige, die mit einem Gründungszuschuss gefördert werden, die daher nicht als arbeitslos gelten. Im Mai erfasste die Unterbeschäftigung zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen 87.805 Personen. Damit zählt die Unterbeschäftigung 11.645 Personen oder 3,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Niederbayern bleibt an der Spitze

In den sieben Regierungsbezirken Bayerns ist die Arbeitslosigkeit sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahr rückläufig. Niederbayern bleibt mit einer Arbeitslosenquote von 3,0 Prozent an der Spitze. Die Region weist außerdem mit 8,0 Prozent weniger Arbeitslosen erneut den stärksten Rückgang im Vergleich zum Vormonat auf. Dahinter folgen die Oberpfalz mit 3,1 Prozent, Oberbayern, Schwaben und Unterfranken mit jeweils 3,3 Prozent, Oberfranken mit 3,9 Prozent und schließlich Mittelfranken mit einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent. „Von der guten wirtschaftlichen Entwicklung profitieren alle bayerischen Regionen. In jedem Regierungsbezirk konnte ein Beschäftigungszuwachs verzeichnet werden“, so der Landtagsabgeordnete Alfred Sauter.

Arbeitskräftenachfrage zieht weiter an

Im Mai wurden den bayerischen Agenturen für Arbeit und gemeinsamen Einrichtungen 27.240 Stellen neu zur Vermittlung gemeldet. Das sind 1984 Stellenangebote oder 6,8 Prozent weniger als im April. „Hier dürfte ein Vorzieh-Effekt ursächlich sein, da viele Stellen in witterungsabhängigen Branchen aufgrund des milden Wetters schon in den vorherigen Monaten gemeldet worden sind. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich dagegen wieder ein deutliches Stellenplus von 11,2 Prozent. Dabei verzeichnen insbesondere das Gesundheits- und Sozialwesen, das Verarbeitende Gewerbe und die Zeitarbeit starke Zuwächse“, sagte Beier. Die positive Situation am Arbeitsmarkt zeige sich auch bei Betrachtung der ersten fünf Monate des Jahres: „Von Januar bis Mai wurden mehr als 134.000 Stellen neu gemeldet, das sind 9,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Fast durchgehend zeigen sich positive Entwicklungen.“

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter auf Rekordniveau

Aktuellen Hochrechnungen zufolge ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im März im Vergleich zum Vormonat um 43.600 oder 0,9 Prozent auf 5.115.900 Personen gestiegen. Dies stellt einen neuen März-Rekordwert dar. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 103.700 oder 2,1 Prozent Beschäftigte mehr. Hauptursache hierfür sind laut der Bundesagentur für Arbeit saisonale Faktoren. In witterungsabhängigen Branchen zeigten sich deutliche Zuwächse, etwa im Baugewerbe um 12.500 Beschäftigte (4,7 Prozent), im Gastgewerbe (plus 3.800) sowie in der Land- und Forstwirtschaft (plus 2.500). Im Vorjahresvergleich setzen sich die Trends der letzten Monate fort. So liegen weiterhin die deutlichsten absoluten Zuwächse im Verarbeitenden Gewerbe (plus 23.400 Beschäftigte) und im Gesundheits- und Sozialwesen (plus 22.500 Beschäftigte).

Musterbeispiel Bayern

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sieht den Freistaat „absolut auf Kurs in Richtung Vollbeschäftigung im ganzen Land“. Bayerns Arbeitsmarkt sei national und international ein Musterbeispiel für Robustheit und Zukunftsdynamik. „Mein Anspruch ist eine Wirtschaftspolitik, die dazu beiträgt, Jobsicherheit zu garantieren und die Arbeitsplätze von morgen zu schaffen“, erklärte Aigner. Vor dem Hintergrund des am kommenden Wochenende beginnenden G7-Gipfels in Elmau betonte die Ministerin die Bedeutung der Globalisierung für die Entwicklung des bayerischen Arbeitsmarkts: „Das bayerische Exportgeschäft ist trotz vieler internationaler Krisenherde weiter im Aufschwung. Das sichert Arbeitsplätze, denn beinahe jeder zweite Euro im verarbeitenden Gewerbe in Bayern wird mit Export verdient.“

Die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft sei somit mehr Chance als Risiko für den bayerischen Arbeitsmarkt. „Wir müssen deshalb neue Trends und Märkte für Bayern erschließen und Freihandelsabkommen wie TTIP mit Blick auf unsere Schutzstandards zum Erfolg zu führen. Das schafft auch künftig Jobs für die Menschen in Bayern“, betonte die Wirtschaftsministerin. Aigner freute sich auch über dieses Detail: Die Arbeitslosenquoten lagen in allen sieben bayerischen Bezirken deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 6,3 Prozent.

Bei der Arbeitslosenquote in den Landkreisen und kreisfreien Städten lag Eichstätt mit 1,1 Prozent deutlich vor Pfaffenhofen, Neumarkt in der Oberpfalz, Neuburg-Schrobenhausen und Erding mit jeweils 1,8 Prozent. Dicht dahinter folgen Donau-Ries und Freising mit 1,9 Prozent. Schlusslichter bei der Arbeitslosenquote waren die Städte Nürnberg mit 7,2 Prozent, Weiden (7,1 Prozent) sowie Hof und Augsburg (je 6,6 Prozent).

Bayern an der Spitze der Bundesländer

Anlässlich der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen für Mai in Nürnberg stellte Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller dem bayerischen Arbeitsmarkt ein sehr gutes Zeugnis aus: „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist ausgezeichnet. Bayern steht wieder unangefochten an der Spitze der Bundesländer. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreicht historische Höchstwerte und auch die Arbeitskräftenachfrage ist auf einem sehr hohen Niveau. Mit großen Schritten kommen wir der Vollbeschäftigung näher.“

Jetzt gelte es, die gute Ausgangslage zu nutzen und insbesondere Langzeitarbeitslose noch besser und nachhaltiger zu unterstützen. „Voraussetzung dafür ist, dass der Bund die Eingliederungs- und Verwaltungsbudgets aufstockt und vor allem die personelle Situation in den Jobcentern deutlich verbessert. Nur so ist eine individuelle und intensive Beratung der Betroffenen auch unter Einbezug der gesamten Familie möglich. Mit unseren Modellprojekten in Nürnberg und Fürth haben wir damit sehr ermutigende Ergebnisse erzielt“, so Müller. Die beiden Modellprojekte „Perspektiven für Familien“ in Nürnberg und „Tandem“ in Fürth gehen bei der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit seit 2010 als Teil des von der Bayerischen Staatsregierung aufgelegten Strukturprogramms Nürnberg/Fürth mit großem Erfolg neue Wege. Langzeitarbeitslosigkeit belastet die Betroffenen, aber auch deren Familienangehörige und insbesondere die Kinder. Deshalb arbeiten hier Jobcenter und Jugendamt intensiv zusammen und stimmen ihre Maßnahmen wie Qualifizierung, Beschäftigung und familienunterstützende Angebote individuell aufeinander ab. In der ersten Projektphase konnten bereits über 30 Prozent der teilnehmenden Familien in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden.

Mindestlohn und Rente mit 63 dämpfen die Euphorie

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) zeigte sich ebenfalls zufrieden mit der Entwicklung auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt erklärte: „Das Frühjahr war überdurchschnittlich gut. Bayern konnte im Mai bundesweit mit einer Quote von 3,5 Prozent seine Spitzenposition unter allen Bundesländern halten. Auch im internationalen Vergleich ist Bayern top. Viele Unternehmen haben aufgrund der guten Auftragslage geplante Einstellungen vorgezogen, weshalb wir bereits in den ersten Monaten des Jahres einen deutlicheren Rückgang der Arbeitslosigkeit als sonst registriert haben. Die Arbeitskräftenachfrage bewegt sich weiter auf hohem Niveau.“

Erfreut ist Brossardt vor allem, weil der bayerische Arbeitsmarkt weiterhin allen Beschäftigungsgruppen sehr gute Chancen eröffnet. Die Zahl der arbeitslosen 15- bis 25-Jährigen sei auf 2,6 Prozent gesunken, die der über 50-jährigen auf Stellensuche auf 4,1 Prozent. „Der bayerische Arbeitsmarkt hat viel zu bieten. Dies zeigt auch unsere jüngst neuberechnete Studie ‚Arbeitslandschaft 2040‘, nach der schon in fünf Jahren rund 230.000 Fachkräfte in Bayern fehlen werden. Zwei Drittel des Bedarfs entfallen auf Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Jeder, der eine gute Qualifikation mitbringt, hat in Bayern beste Beschäftigungsmöglichkeiten“, so Brossardt.

Trotz der guten Vorzeichen warnte er vor Euphorie: „Die Unternehmen blicken mit Unsicherheit in die Zukunft. Wie lange der exportorientierten bayerischen Wirtschaft der schwache Eurokurs, die niedrigen Zinsen und der gesunkene Ölpreis noch helfen werden, ist schwer abzuschätzen. Wenn diese günstigen Umstände wegfallen, kommt den politischen Rahmenbedingungen im Inland wieder mehr Gewicht zu. Und diese sind zum Beispiel durch den gesetzlichen Mindestlohn und das Rentenpaket zuletzt nachhaltig verschlechtert worden. Es steht zu befürchten, dass dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten der Schwung verloren geht.“

Deutschland: Niedrigster Wert seit 24 Jahren

Auch der deutsche Arbeitsmarkt bleibt dank des Frühjahrsaufschwungs auf Rekordkurs: Im Mai sank die Zahl der Menschen ohne Job auf den niedrigsten Wert in diesem Monat seit 24 Jahren. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnete 2,762 Millionen Erwerbslose – das sind 81.000 weniger als im April und 120.000 weniger als im Borjahr. Dadurch sank die Arbeitslosenquote um 0,2 Punkte auf 6,3 Prozent. Der etwas stärkere Rückgang im Mai habe aber im Wesentlichen saisonale Gründe, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise in Nürnberg. Ohne diese Sonderfaktoren, wie die stärkere Beschäftigung in Bau- und anderen Außenberufen zum Frühjahr, wäre die Zahl der Arbeitslosen nur um 6000 gesunken. Einen Wermutstropfen gab es: „Die Langzeitarbeitslosigkeit geht nicht zurück. Das ist ein Schwachpunkt“, räumte er ein. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 21.000 auf 42,65 Millionen zu – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 208.000. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg um 78.000 auf 30,47 Millionen, im Vergleich zum Vorjahr um 537.000. Im Mai waren bei den Arbeitsagenturen 557.000 offene Stellen gemeldet, 75.000 mehr als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind derzeit Mitarbeiter in den Branchen Metallerzeugung, Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik sowie Verkauf.

Dazu erklärte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Stephan Stracke: „Job-Boom durch Frühjahrsaufschwung: Weniger Arbeitslose, mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, deutlich über 550.000 offene Stellen. Der Frühjahrsaufschwung sorgt für einen kräftigen Schub auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland liegt aktuell bei rund 2,762 Millionen, der niedrigste Mai-Wert seit 1991.“ Für diese Entwicklung habe die Union seit der Wahl 2005 in der Bundesregierung gearbeitet.

Flüchtlingsfrage drängt

Unterdessen rückt die Flüchtlingsfrage laut BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt immer stärker in den Blickpunkt die Bundesagentur. Schon jetzt kümmerten sich Jobvermittler um rund 350.000 Zuwanderer, darunter eine wachsende Zahl von Flüchtlingen. 90 Prozent davon, also rund 315.000 würden derzeit von den staatlich finanzierten Jobcentern betreut, ohne dass diese darauf ausreichend vorbereitet seien. In diesem Jahr dürften weitere Zehntausende Asylbewerber dazukommen, erwartet der BA-Manager. Benötigt würden bei voraussichtlich 150.000 betreuten Zuwanderern rund 1000 zusätzliche Jobcenter-Mitarbeiter. Bei Betreuungskosten von rund 1000 Euro pro Kopf seien zudem 150 Millionen Euro zusätzlich nötig.