Wegweiser: Vom langsamem zum schnellen Internet. (Bild: Stockwerk/Fotolia)
Internet-Frequenzen

Milliardenpoker hat begonnen

Das milliardenschwere Bietergefecht ist eröffnet: Die Bundesnetzagentur versteigert unter den drei großen deutschen Mobilfunkbetreibern ein neues Paket von Funkfrequenzen, die bisher dem terrestrischen Fernsehen vorbehalten waren. Internetnutzer dürfen sich auf schnellere Netze freuen. Besondere Bedeutung hat dies für den ländlichen Raum.

Der Startschuss für eine milliardenschwere Auktion ist gefallen: Die Bundesnetzagentur eröffnete am Mittwoch in ihrer Mainzer Niederlassung die mit Spannung erwartete Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen für den Ausbau des schnellen Internets. „Bei dem Thema geht es letztlich um den Rohstoff für die digitale Zukunft Deutschlands“, sagte der Präsident der Behörde, Jochen Homann zum Auftakt der Auktion, die mehrere Tage andauern kann. Als Bieter sind die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica O2 zugelassen.

„Wir erwarten eine lebhafte Auktion“, begegnete Homann der Kritik, dass bei nur drei Teilnehmern schon sehr früh die Versteigerung erlahmen könnte. Auch der Bundesminister für digitale Infrastruktur und Verkehr, Alexander Dobrindt (CSU), äußerte sich zuversichtlich: Er erwarte einen munteren Wettbewerb zwischen den drei großen Mobilfunkanbietern. „Jeden Euro aus der Versteigerung werden wir in den Ausbau von schnellem Breitband investieren“. Dabei bezog sich der Minister auf die Erlöse aus den Frequenzen im 700-Megahertz-Bereich, die derzeit noch vom Rundfunk belegt sind.

Richtungsweisende Auktion

Allerdings zeigte sich schon in der ersten Bietrunde, dass der Bereich, der als einer der begehrtesten der gesamten Auktion ist, ohne ein größeres Bietergefecht enden könnte und die Auktionserlöse deutlich niedriger ausfallen als von Dobrindt erhofft. So teilten sich die Netzbetreiber die Frequenzen gleich untereinander auf.

Homann sprach von einer richtungsweisenden Auktion für den Wettbewerb und die digitale Zukunft in Europa. Deutschland übernehme eine Vorreiterrolle. Erstmals kommen nämlich die Frequenzen aus dem Bereich 700 Megahertz unter den Hammer. Dabei ist Deutschland das erste Land in Europa, das diese Nutzungsrechte den Mobilfunkern anbietet. Die Frequenzen sind besonders geeignet, die ländlichen Regionen mit schnellen mobilen Internetzugängen zu versorgen.

Darüber hinaus werden in Mainz die alten GSM-Frequenzen versteigert, deren Nutzungsdauer 2016 ausläuft. In den 90er Jahren hatte der digitale Mobilfunk mit diesen Frequenzen seine Erfolgsgeschichte gestartet. Nach dem Zusammenschluss von Telefónica und E-Plus geht es auch um eine gerechtere Verteilung bei der Ausstattung mit dem wichtigsten Rohstoff des Mobilfunks.

Der Deutschland-Chef der Telekom, Jan-Niek van Damme, nannte die Auktion einen richtigen Schritt. Dabei stehe auch der Standort Deutschland im Blickpunkt. „Der Bedarf an hoher Bandbreite und Kapazität in den Netzen nimmt zu“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zu den Details der Versteigerung wollte er sich nicht äußern. Aber er hoffe auf ein „vernünftiges Ergebnis“, nicht nur für die Betreiber, sondern vor allem für die Kunden.

Bayern hofft auf bessere Anbindung in der Fläche

Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer lobte die Frequenzversteigerung: „Die Auktion der ehemaligen Rundfunkfrequenzen ist ein wichtiger Baustein für die flächendeckende Versorgung Bayerns mit schnellem Internet.“ Sie umfasst neben den Frequenzbereichen 900 MHz (GSM) und 1.800 MHz (LTE) auch die bisherigen Fernsehfrequenzen im 700-MHz (UHF-) Band. Deutschland ist das erste Land in Europa, in dem das 700er-Band versteigert und künftig für den Mobilfunk eingesetzt wird.

Pschierer weiter: „Davon erwarte ich mir als Ergänzung zum kabelgebundenen Breitband eine wesentlich bessere Anbindung für das schnelle Internet in der Fläche. Bereits jeweils wenige Funkstationen reichen, um in bisher unterversorgten Regionen leistungsfähige Anschlüsse zur Verfügung zu stellen.“ Die Frequenzen des 700-MHz-Bands werden im Zuge der Umstellung des terrestrischen Fernsehens auf den digitalen Übertragungsstandard DVB-T2 frei. „Für uns war dabei wichtig, dass das Frequenzkonzept der Bundesnetzagentur dem terrestrischen Fernsehen weitere Entwicklungsmöglichkeiten offen hält. Wir haben daher der Freigabe des 700er-Bands zugunsten der schnellen Internetverbindungen nur unter strengen Auflagen zugestimmt“, so der Wirtschaftsstaatssekretär. Der Versteigerung waren intensive Verhandlungen zwischen Bund und Ländern vorausgegangen. Der weichende Rundfunk und Nutzer der Drahtlosmikrophontechnik erhalten dank des gemeinsamen Ländereinsatzes Ausgleichszahlungen für die anfallenden Kosten bei den notwendigen Umstellungsarbeiten.