So dürfte es bald auch wieder auf der Brennerautobahn aussehen, sollte Österreich seine Ankündigung umsetzen. Für den Warenverkehr und somit die Wirtschaft sind die Grenzkontrollen eine Katastrophe. Bild: Imago/Roland Mühlanger
Österreich

IHK: Grenzkontrollen Katastrophe für die Wirtschaft

Strengere Kontrollen an Österreichs Südgrenze haben nach Meinung der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern schlimme Folgen für die Wirtschaft, besonders auch für die bayerische. Setzt Wien seine Ankündigung um, würde der EU-Binnenmarkt nicht nur behindert, sondern stark leiden.

Die Alpenrepublik hat bekanntlich angekündigt, ihre Südgrenze stärker und deutlich strenger zu bewachen, um sich vor dem unkontrollierten Flüchtlingszustrom zu schützen. So werden laut Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) auch am Brenner Vorbereitungen an den Übergängen getroffen (der Bayernkurier berichtete). Die IHK ist entsetzt: „Die österreichischen Alpen-Transitrouten über den Brenner und Villach sind Hauptschlagadern der europäischen Wirtschaft“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen. Die Routen seien immens wichtig, besonders für Unternehmen und Verbraucher in ganz Bayern. „Unberechenbare Verzögerungen auf diesen Strecken wären katastrophal für die Wirtschaft“, meint der IHK-Chef.

Die Wirtschaft hat sich in allen Produktions- und Handelsabläufen auf das Schengen-Abkommen und den praktisch grenzenlosen Waren- und Dienstleistungsfluss eingestellt. Die Unternehmen erwarten pünktliche Lieferungen auf den europäischen Transitrouten.

IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen

Driessen weist darauf hin, dass sich die Wirtschaft in Bayern längst in allen Produktions- und Handelsabläufen auf das Schengener Abkommen und den praktisch grenzenlosen Waren- und Dienstleistungsfluss eingestellt habe. „Die Unternehmen erwarten pünktliche Lieferungen auf den europäischen Transitrouten.“ So wickelt der Freistaat allein mit Italien jährlich ein Handelsvolumen von mehr als 20 Milliarden Euro ab. Autos, Kfz-Teile, Maschinen und Lebensmittel seien dabei die wichtigsten Güter, die zusammen für rund die Hälfte des Warenaustauschs stehen.

Für Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene fehlen Kapazitäten

Die Alpen-Transitrouten sind für Bayern aber auch ein Tor zur Welt: Über sie gelangen die Lkw zu den Güterhäfen der Nordadria und dem östlichen Mittelmeerraum sowie in den Fernen Osten. Eine Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene ist nach Meinung der IHK keine Alternative, „weil die Kapazitäten fehlen“.

IHK fordert gesamteuropäische Lösung

IHK-Chef Driessen verlangt von der Politik rasches Handeln und eine „gesamteuropäische Lösung zum besseren Schutz der EU-Außengrenzen“. Wie stark die Wirtschaft unter Grenzkontrollen innerhalb der EU leidet, zeigt sich bekanntlich bereits an der bayerisch-österreichischen Grenze. Einzelhandel und Tourismus im Grenzgebiet klagen über starke Einbußen: Die IHK schätzt, dass die Umsätze auf oberbayerischer Seite um rund 20 Prozent zurückgegangen sind, in Einzelfällen seien sie sogar um 50 Prozent eingebrochen, heißt es.