Durch die Blockabfertigung an der österreichischen Grenze kommt es immer wieder zu kilometerlangen Lkw-Staus. (Foto: Imago images/Roland Mühlanger)
Verkehr

Entspannung im Autobahn-Streit

Österreichs Behörden heben die Maut-Pflicht auf Autobahnen in Nähe zur deutschen Grenze auf. Damit soll der Ausweichverkehr eingedämmt werden. Bayerns Staatsregierung hofft auf weitere Deeskalation beim Dauerzoff um den Brenner-Transit.

Mit einer geplanten Mautbefreiung für Autobahnabschnitte in Grenznähe gibt Österreich im Verkehrsstreit mit Deutschland zur Wintersaison ein Signal der Entspannung. Die konservative ÖVP, Grüne und die liberalen Neos stimmten in einer Haushaltsausschusssitzung im Parlament in Wien (Nationalrat) für einen Antrag, fünf Autobahnabschnitte nahe der deutschen Grenze von der Vignettenpflicht zu befreien. Die endgültige Entscheidung soll bei einer Plenarsitzung fallen. Der Beschluss gilt als wahrscheinlich. Dann muss noch der Bundesrat zustimmen. Die bayerische Staatsregierung begrüßte den Schritt als positiven Schritt.

Unterwegs in der richtigen Richtung

Mit der Maßnahme soll der Ausweichverkehr vor allem von deutschen Autofahrern über Landstraßen eingedämmt werden. Vorgesehen sind Ausnahmen unter anderem auf der Westautobahn (A1) zwischen dem Walserberg und der Anschlussstelle Salzburg Nord sowie der Inntalautobahn (A12) zwischen der Grenze und der Anschlussstelle Kufstein-Süd. Eine Zehn-Tages-Vignette kostet in Österreich 2020 9,40 Euro, für das ganze Jahr werden 91,10 Euro erhoben.

Vor allem zwischen den politischen Spitzen in Tirol und Bayern ist der Verkehrsstreit seit Jahren Zündstoff. Die teilweise Mautbefreiung sei zwar nicht die Lösung aller Probleme, aber ein positives Signal, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Verkehrsminister Hans Reichhart meint: „Damit kommt Österreich einer langen und alten Forderung Bayerns nach.“ Er sieht eine doppelte Entlastung für die Bürger: „Einerseits werden die Menschen in Kiefersfelden vom Mautausweichverkehr wieder befreit, andererseits profitieren bayerische Winterurlauber auf dem Weg zum Skifahren und in den Winterurlaub.“ Auch in Österreich sind mehrere Gemeinden vom Ausweichverkehr belastet.

Damit kommt Österreich einer langen und alten Forderung Bayerns nach.

Hans Reichhart, Verkehrsminister

Die Pläne stoßen in Österreich jedoch auch auf Kritik, insbesondere von der SPÖ. „Umweltpolitisch macht das wenig Sinn, und daher war ich verwundert, dass die Grünen gerade bei so etwas mit der ÖVP mitgegangen sind“, bemängelt der stellvertretende SPÖ-Fraktionschef Jörg Leichtfried. Gemeinden im Bundesland Vorarlberg kündigten an, Rechtsmittel zu prüfen. Sie befürchten eine Verlagerung des Verkehrs zu ihren Ungunsten.

Unabhängig von der erwarteten Mautbefreiung gibt es aber weiter Verwerfungen zwischen Bayern und Tirol. So hat Tirol für die Wintersaison zwischen dem 21. Dezember und dem 12. April an mehreren Wochenenden und Feiertagen Fahrverbote angekündigt, um ein Ausweichen bei Staus auf der Autobahn zu verhindern. Bereits von Juni bis September hatten Wochenendfahrverbote im Großraum Innsbruck sowie in den Bezirken Reutte und Kufstein für Ärger gesorgt. Der CSU-Europapolitiker Markus Ferber glaubt, die Mautregelung könne nur ein erster Schritt des Aufeinanderzugehens sein. „Ich hoffe, dass von österreichischer Seite weitere folgen.“

Blockade per Blockabfertigung

Ein weiterer Streitpunkt zwischen Deutschland und Österreich sind regelmäßige Blockabfertigungen für Lastwagen, die auf bayerischer Seite oft zu langen Staus führen. Für das erste Halbjahr 2020 dürfen Lkw bereits an zwanzig Tagen die Grenze nur blockweise passieren. Jährlich fahren rund 2,4 Millionen Lastwagen über den Brenner – mehr als über alle anderen Alpen-Grenzübergänge in der Schweiz und Frankreich zusammen. Viele Spediteure nehmen teils lange Umwege in Kauf, um über den Brenner zu fahren. Das Land Tirol setzt sich daher auch dafür ein, dass die Strecke von München bis Verona durch Maut teurer und die Umwege damit unattraktiver werden.

(dpa/BK)