Gletscher schmilzen, Wasser und Luft erwärmen sich - der Klimawandel ist auch in Bayern nicht mehr zu leugnen. (Bild: Imago/Eibner Europa)
Klima-Report Bayern

„Der Klimawandel in Bayern ist Fakt“

Der Freistaat ist in großem Maße von der Klimaveränderung betroffen, betont Bayerns Umweltministerin Scharf. Bei der Vorstellung des Klima-Reports im Landtag stellt die CSU-Politikerin auch ihren Plan vor, mit dem Bayern den veränderten Verhältnissen entgegentreten will. Denn Scharf rechnet mit weiteren großen Veränderungen: Von Hitzewellen und gestiegener Hochwassergefahr ist die Rede.

„Der Klimawandel in Bayern ist Fakt.“  Zu diesem Schluss kommt der neue Klima-Report für den Freistaat, den Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) zu Beginn der Woche im Bayerischen Landtag vorstellte. 

Der Klimawandel sei mittlerweile auch in Bayern „mit Händen zu greifen“, stellte Scharf fest. „Der neue Klima-Report schaut erstmals mit der Lupe auf Bayern“, so die Ministerin. Ein weiterer, ungebremster Klimawandel werde das Gesicht des Freistaats verändern.

Klimawandel schon heute deutlich spürbar

Schon heute haben sich in Bayern die Jahreszeiten aufgrund des Klimawandels verschoben. „Der Frühling beginnt inzwischen neun Tage früher, die Vegetationsperiode ist in den letzten 50 Jahren um 26 Tage länger geworden“, berichtete Scharf vor den Abgeordneten des Bayerischen Landtags. Auch die heißen Tage mit Temperaturen von mindestens 30 Grad Celsius nähmen beständig zu. „Bis zum Jahr 2100 könnten bis zu 30 heiße Tage dazu kommen“, warnte die Ministerin. Bayern drohe also ein Temperaturanstieg um bis zu 4,5 Grad Celsius.

Auch Flüsse erwärmen sich

Deutliche Auswirkungen sind dem Klima-Report zufolge auch bei den bayerischen Gewässern zu sehen: Die mittlere Jahrestemperatur der Fließgewässer hat sich merklich erhöht, seit 1980 um etwa 1,5 Grad. „Bis 2050 ist mit einer weiteren Zunahme der Temperatur allein durch den Klimawandel um 0,6 Grad Celsius zu rechnen“, sagte die Umweltministerin. Damit seien weitgehende Veränderungen bei Tier- und Pflanzenarten verbunden. Gleichzeitig müsse in allen Höhenlagen mit einem Rückgang der Schneedeckendauer um 30 bis 60 Tage gerechnet werden, warnte Scharf.

Wirtschaftliche Konsequenzen in ganz Bayern

Dies hätte auch gravierende wirtschaftliche Konsequenzen, denen die Umweltministerin entgegenwirken will. „Wie etwa Alpengemeinden und andere touristische Regionen mit diesen neuen Rahmenbedingungen umgehen können, lässt das Umweltministerium gerade in der Gemeinde Mittenwald und Schwindegg untersuchen“, teilte Scharf mit. Ziel der Erhebungen sei ein „klimarobustes“ Tourismuskonzept, das das Ministerium in Zusammenarbeit mit der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität erarbeiten will. Die Ergebnisse sollen Ende 2016 vorliegen.

Klima-Anpassungsmanager für Unternehmen

Auch für die restliche Wirtschaft legte Scharf neue Initiativen vor: So soll Unternehmen beispielsweise im Rahmen des Umweltpakts mit einem neuen Netzwerk aus betrieblichen Klima-Anpassungsmanagern geholfen werden. Der Anpassung an die Folgen des Klimawandels kommt in Zukunft eine entscheidende Bedeutung zu. „Wir wollen Bayern klimasicher machen. Das wird ein gemeinsames Großprojekt. Wir werden im Frühjahr 2016 unsere Klima-Anpassungs-Strategie fortschreiben“, so Scharf.

Gesundheitsbelastungen

Spezielle Folgen hat die Erderwärmung in Bayern für die Bevölkerung – gerade für sogenannte Risikogruppen wie etwa ältere Menschen. Als Beispiel nannte Ulrike Scharf die plötzlich auftretenden Hitzewellen. „Steigen die Außentemperaturen von einem auf den nächsten Tag um mehr als fünf Grad Celsius, wächst die Herzinfarktgefahr für Menschen mit Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen um 60 Prozent.“ Und auch Allergiker spürten die Auswirkungen der jahreszeitlichen Verschiebungen in besonderem Maße: „Gräser und Pollen blühen früher, fliegen länger und sind in doppelter Menge vorhanden“, stellte Scharf fest. In den kommenden Jahren soll es daher ein Pollenflug-Monitoring geben, um die Effekte des Klimawandels besser vorhersehen und abfedern zu können.