Der Ernst des Lebens? Schule fordert und fördert. (Bild: Fotolia/Alexander Raths)
Schulanfang

Der Ernst des Lebens beginnt

Nach sechs Wochen Sommerferien hat am Dienstag für 1,68 Millionen Schüler in Bayern der Schulalltag begonnen. Neu eingeschult wurden 109.300 Erstklässler, meist begleitet von ihren Eltern. Das sind rund 600 weniger als 2014. Viele Flüchtlingskinder gehen auch zur Schule, wegen ihrer fehlenden Deutschkenntnisse meist in Übergangsklassen.

Traditionell stößt das Ende der Ferien in der Schülerschaft auf weit geringere Begeisterung als deren Beginn, doch Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) wünschte allen Kindern, Lehrern und Eltern einen guten Start. „Vor allem für die Erstklässler ist das ein besonders wichtiger Tag im Leben, und ich wünsche allen, dass sie Freude und Spaß am Lernen finden“, sagte Spaenle. Die Gesamtzahl der Schüler ist trotz der vielen Flüchtlingskinder wie in den Vorjahren leicht zurückgegangen – um knapp 7000. Umwälzende Neuerungen gibt es im neuen Schuljahr nicht, doch startet an 47 Gymnasien als Modellversuch die „Mittelstufe plus“, die Verlängerung der Mittelstufe von drei auf vier Jahre. Nach einer zweijährigen Pilotphase soll zum Schulbeginn 2017/18 eine Entscheidung über das Modell fallen. Ebenfalls getestet wird an 20 Grundschulen der zweisprachige Unterricht in Englisch und Deutsch. An den berufsbildenden Schulen müssen nach Angaben des bayerischen Kultusministeriums insgesamt rund 400. 000 junge Frauen und Männer die Schulbank drücken.

Flüchtlingskinder als Herausforderung

Unter den Schülern sind landesweit Tausende Flüchtlingskinder. Sie tauchen bisher nur dann in der Behördenstatistik auf, wenn sie bereits im vergangenen Schuljahr eine Schule besucht haben, wie eine Ministeriumssprecherin am Montag sagte. Es sei „die große Herausforderung“, diese Menschen in den Schulalltag zu integrieren, hatte Kultusminister Spaenle schon im Vorfeld des neuen Schuljahres betont. Für ausländische Kinder beginnt die Schulpflicht drei Monate nach ihrer Ankunft in Deutschland. Schüler ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen werden vielerorts spezielle Sprachklassen besuchen. Um diese Angebote auch angesichts steigender Flüchtlingszahlen abzusichern, wurde die Zahl der Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen mit Schwerpunkt Deutschlernen von 300 zu Beginn des vergangenen Schuljahres auf nun 470 erhöht. Zudem finden in vier bayerischen Erstaufnahmeeinrichtungen Deutschkurse für Kinder statt, die noch nicht schulpflichtig sind.

Aktion zur Schulwegsicherheit

Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres hat der Elternbeirat der Carl-Platz-Schule in Herzogenaurach zusammen mit den Schulkindern und der örtlichen Polizeiinspektion die Schulweg-Aktion „Sicher zur Schule und auch wieder heim!“ gestartet. „Mehr Schulwegsicherheit ist ein ganz wichtiger Schwerpunkt in unserem Verkehrssicherheitsprogramm ‚Bayern mobil – sicher ans Ziel‘. Wir unternehmen alles, um die Zahl der Schulwegunfälle weiter zu senken“, erklärte dazu Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann. Die Verkehrssicherheitsaktion der Carl-Platz-Schule sei ein hervorragendes Beispiel, wie vor Ort die Autofahrer für mehr Schulwegsicherheit sensibilisiert werden können. Bis zum 18. September täglich findet jeweils in der Zeit von 7:30 Uhr bis 8 Uhr und von 11 Uhr bis 11:40 Uhr die Aktion statt. Im Mittelpunkt steht ein Flyer mit Bildern und Sprüchen der Kinder zur Verkehrssituation an der Carl-Platz-Schule. Außerdem gibt es eine Reihe von Verhaltenstipps der Herzogenauracher Polizei. Verteilt wird der Flyer an Autofahrer, die sich im Bereich der Schule nicht an die Verkehrsregeln halten. „Anstatt einer Verwarnung oder Anzeige der Polizei gibt es ausnahmsweise dieses Merkblatt“, erklärte Herrmann und appellierte an die Verkehrsünder: „Beachten Sie unbedingt die Verkehrsregeln, damit unsere Schulkinder sicher zur Schule und sicher wieder nach Hause kommen. Bitte seien Sie in Zukunft ein besseres Vorbild!“ Nach den Worten Herrmanns geht es insbesondere darum, im Bereich von Schulen nicht in zweiter Reihe zu parken und die Halteverbote zu beachten. Eltern sollen ihre Kinder nicht im absoluten Haltverbot ein- oder aussteigen lassen. „Ganz besonders wichtig ist auch, dass die Schulkinder im Fahrzeug richtig gesichert sind“, ergänzte Herrmann. Außerdem sollen Autofahrer gerade in der Nähe von Schulen besonders vorsichtig fahren und unbedingt die Tempolimits beachten. „Die Polizei wird auch in den kommenden Wochen vor allem Schulen und Schulwege verstärkt bestreifen und die Einhaltung der Verkehrsregeln kontrollieren“, kündigte der Innenminister an.

757 Schüler verletzt

2014 ereigneten sich in Bayern insgesamt 689 Schulwegunfälle (2013: 682) mit 757 verletzten Schülern (2013: 760). Dabei kamen im letzten Jahr drei Kinder ums Leben. In den beiden Vorjahren war jeweils nur ein einziger tödlicher Schulwegunfall zu beklagen. Rund 14 Prozent der Schulwegunfälle ereigneten sich zwischen 14 und 20 Uhr. 2015 kam es bis Anfang Juli zu 288 Schulwegunfällen (- 24 Prozent) mit 335 verletzten Schülerinnen und Schülern (-13 Prozent). Einen tödlichen Schulwegunfall gab es in Bayern in diesem Jahr bislang zum Glück nicht.

Auf ausgewogene Ernährung achten

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml warb zum Beginn des neuen Schuljahres dafür, bei Kindern auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten. „Die Weichen für ein gesundes Leben sollten möglichst früh gestellt werden. Deshalb ist es mein Ziel, Schulkinder und ihre Familien zu einer gesundheitsförderlichen Lebensweise zu motivieren. Das heißt zum Beispiel, nicht zu fett oder zu süß zu essen“, erklärte Huml. „Der erste Bayerische Kindergesundheitsbericht, den ich im Juni vorgestellt habe, hat ergeben, dass die Kinder im Freistaat grundsätzlich gut und gesund aufwachsen. So gibt es in Bayern die wenigsten übergewichtigen Schulanfänger im Vergleich mit den anderen Bundesländern. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.“ Bei der Schuleingangsuntersuchung zum Schuljahr 2010/2011 waren in Bayern lediglich 3,2 Prozent der Kinder adipös. „Dennoch wollen wir die gesundheitliche Lebensqualität unserer Kinder noch weiter verbessern. Daher dreht sich bei unserer diesjährigen Schwerpunktaktion alles um das Thema Kinder- und Jugendgesundheit. Unter dem Motto ‚ICH.MACH.MIT. Alles, was gesund ist.‘ veranstalten wir gemeinsam mit zahlreichen Partnern landesweite Aktionen für Kinder und Jugendliche, bei denen es um Gesundheit, Bewegung und Ernährung geht – aber auch um den Erwerb von Lebenskompetenz rund um die Themen Rauchen, Alkohol und Drogen“, so Huml.