Kerstin Schreyer ist Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales. (Bild: CSU)
Familien

Mehr Unterstützung für Alleinerziehende

Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer will Alleinerziehende entlasten. Sie plant Steuererleichterungen und Änderungen beim Unterhaltsvorschuss. Die Teilzeitausbildung wird erleichtert und es gibt 2000 zusätzliche Kinder-Tagespflegerinnen.

Kinder erziehen, den Haushalt stemmen, die Finanzen im Blick behalten – alleinerziehende Eltern müssen Experten für Multitasking sein. In Bayern leben etwa 200.000 Alleinerziehende, wie das Familienministerium mitteilt. Das heißt: Jede sechste Familie mit minderjährigen Kindern ist eine so genannte „Ein-Eltern-Familie“.

Mit einem einheitlichen Abzugsbetrag von der Steuerschuld können wir die Familien mit geringem Einkommen stärker entlasten.

Kerstin Schreyer (CSU), Bayerns Familienministerin

Bayerns Familien- und Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) will jetzt für sie bessere Rahmenbedingungen schaffen: „Beruf oder Ausbildung und Familie zu vereinbaren, ist oft eine große Herausforderung – besonders dann, wenn auch noch das Einkommen niedrig ist. Ich will Ein-Eltern-Familien finanziell stärken, ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern, sie bei der Kinderbetreuung entlasten und mit Beratungsangeboten zur Seite stehen.“

Entlastung bei der Steuer

Die Offensive setzt unter anderem bei der Steuer an: Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende soll allen gleich zu Gute kommen. Schreyer: „Eine Alleinerziehende mit einem Kind wird heute mit maximal etwa 860 Euro im Jahr entlastet – wenn sie ein hohes Einkommen hat. Wenn sie aber wenig verdient, wird sie nur mit knapp 270 Euro jährlich entlastet. Mit einem einheitlichen Abzugsbetrag von der Steuerschuld können wir die Familien mit geringem Einkommen stärker entlasten.“

Vom Bund fordere ich insbesondere die intensivere Betreuung durch die Jobcenter.

Kerstin Schreyer

Im Einzelnen soll etwa der steuerliche Entlastungsbetrag für Alleinerziehende von aktuell 1908 Euro pro Jahr (zuzüglich 240 Euro für jedes weitere Kind) in einen festen Abzugsbetrag von der jeweiligen Steuerschuld umgewandelt werden. Dies würde dazu führen, dass Alleinerziehende mit einem niedrigeren Einkommen stärker entlastet würden. Von der aktuellen Regelung profitieren eher Besserverdienende.

Außerdem soll laut Schreyer das Kindergeld beim Unterhaltsvorschuss nicht mehr ganz, sondern nur noch zur Hälfte angerechnet werden. Derzeit wird hier noch das volle Kindergeld abgezogen. Neben der finanziellen Entlastung soll das Konzept aber auch Maßnahmen zur besseren Integration in den Arbeitsmarkt, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie einen Ausbau des Beratungsangebots beinhalten. Was davon Bayern alles im Alleingang ohne den Bund klären kann, war zunächst unklar.

Teilzeitausbildung als Schritt in die Eigenständigkeit

Wie Schreyer erklärt, sind besonders für alleinerziehende junge Mütter Projekte zur Teilzeitausbildung ein wichtiger Schritt in die Eigenständigkeit. Sie können sich eine Ausgangsbasis für ihre Zukunft schaffen und sind gleichzeitig ihren Kindern ein wichtiges Vorbild.

Den Ein-Eltern-Familien stehen in ganz Bayern insgesamt 13 Servicestellen zur Beratung zur Verfügung. Sie sollen sich nach dem Willen der Sozial- und Familienministerin in Zukunft noch stärker auf die Integration von Berufsrückkehrerinnen oder Einsteigerinnen in den Arbeitsmarkt konzentrieren. „Vom Bund fordere ich insbesondere die intensivere Betreuung durch die Jobcenter, beispielsweise von Alleinerziehenden mit längeren Familienphasen. Dazu brauchen die Jobcenter aber mehr Personal“, sagt Schreyer.

Wir werden die Festanstellung von bis zu 2000 Tagespflegepersonen fördern, die auch in Kitas zum Einsatz kommen können.

Kerstin Schreyer

Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) will die Situation von Alleinerziehenden verbessern. Arbeitslosen Alleinerziehenden den Weg in eine Anstellung zu ermöglichen, sei ein besonderer Fokus der Arbeitsagenturen und Jobcenter, sagte eine BA-Sprecherin. Allerdings sind in diesem Jahr in Bayern bis März mit 6525 weniger Betroffene in Fördermaßnahmen einbezogen gewesen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres – damals waren es 7036. Nach Angaben der BA waren im Freistaat im März 13.590 Alleinerziehende als arbeitslos gemeldet.

Die Integration in den Arbeitsmarkt werde nicht nur durch berufliche Qualifikationen begrenzt – gut sechs von zehn alleinerziehenden Arbeitslosen hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung – sondern durch nicht ausreichende Möglichkeiten der Kinderbetreuung, sagte die Sprecherin. Mehr als die Hälfte der Betroffenen suche Beschäftigung in Berufen mit ungünstigen Arbeitszeiten wie Reinigungskräfte, Verkäufer, im Lebensmittel- und Gastgewerbe oder in Erziehungs- und sozialen Berufen. Wenn die Kinderbetreuung in Randzeiten nicht gewährleistet sei, sei ein Jobbeginn oft nur schwer möglich.

Kinderbetreuung als Schwerpunkt

Daher setzt ihr Programm auch und gerade bei den Betreuungsmöglichkeiten an, wie Bayerns Familien- und Sozialministerin Schreyer erklärt: Essentiell für alle Familien sei eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Kindertagesbetreuung habe schon seit Jahren einen hohen Stellenwert in der bayerischen Familienpolitik – und wird in puncto Anzahl der Betreuungsplätze und Qualität weiter ausgebaut.

Für Ein-Eltern-Familien besonders wichtig seien flexible Öffnungszeiten und Ferienbetreuung. „Wir wollen hier noch besser werden. Dazu werden wir die Festanstellung von bis zu 2000 Tagespflegepersonen fördern, die auch in Kitas zum Einsatz kommen können. Damit entlasten wir das pädagogische Personal, vor allem bei der Betreuung in den Randzeiten“, so Schreyer.

Die Bedürfnisse der Kinder müssen im Mittelpunkt stehen.

Kerstin Schreyer

Wenn sich die Eltern trennen, dürfen die Interessen der Kinder dabei nicht auf der Strecke bleiben, unterstreicht die Ministerin. Sie fordert deswegen verpflichtende Qualifizierungen und Fortbildungen von Familienrichtern und „Kinderanwälte“, also zwingende Verfahrensbeistände. „Wir müssen die Rechte von Kindern und Jugendlichen im familiengerichtlichen Verfahren stärken. Die Bedürfnisse der Kinder müssen im Mittelpunkt stehen. Es muss individuell für jeden Einzelfall eine passgenaue Lösung gefunden werden, die dem Kindeswohl am besten dient“, so Schreyer.

Besonders Frauen sind betroffen

Bundesweit ist nach Angaben der BA fast jeder zwölfte Arbeitslose alleinerziehend. Neun von zehn arbeitslosen Alleinerziehenden sind weiblich. Ebenfalls rund 90 Prozent werden von Jobcentern betreut, beziehen also Grundsicherungsleistungen. Jedoch hat die Zahl arbeitsloser Alleinerziehenden seit 2008 mit 39 Prozent stärker abgenommen als die nicht alleinerziehender (minus 27 Prozent).