Mehr Bäume pflanzen: Linde am oberbayerischen Wegesrand. (Bild: imago Images/blickwinkel/S. Derder)
Klimaschutz

30 Millionen Bäume für Bayern

Ministerpräsident Markus Söder will in den kommenden Jahren mehrere Millionen Bäume zusätzlich pflanzen lassen – und damit einen besonderen bayerischen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Der Klimawandel kann durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch Aufforstung, das ergab kürzlich eine Schweizer Studie. Die Erde könne ein Drittel mehr Wälder vertragen, ohne dass Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt würden, schrieben die Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich im Fachmagazin „Science“.

Mehr Wald

Auch wenn Aufforstung natürlich einen langen Atem braucht: Ministerpräsident Markus Söder nahm sich diesen Rat zu Herzen und will in den kommenden Jahren mehrere Millionen Bäume zusätzlich pflanzen lassen. Damit möchte er einen besonderen bayerischen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Das Ziel: Den Wald als Erbe zu bewahren.

Markus Söder

Die Bayerischen Staatsforsten sollen zusätzlich zu den vier bis fünf Millionen Bäumen, die schon nach bisheriger Planung pro Jahr dazukommen sollen, noch einmal eine Million Bäume mehr pflanzen. Das wären dann in Summe in fünf Jahren bis zu 30 Millionen neue Bäume.

Das Erbe bewahren

Der Wald, insbesondere der Staatswald, sei ein „großes Erbe“, sagte Söder. Einerseits werde der Wald durch die Klimaveränderungen belastet, andererseits finde im Wald „die beste CO2-Speicherung überhaupt“ statt. Deswegen wolle man den Waldumbau hin zu klimatoleranten Mischwäldern noch stärker vorantreiben.

Hinzu kommt eine wichtige Veränderung: Die Staatsforsten sollten nicht mehr das Hauptziel haben, mit dem Wald in erster Linie Geld zu verdienen, „sondern den Wald als Erbe zu bewahren, aber auch als Klima-Speicher zu stärken“. Auch das Ziel Biodiversität solle dabei beachtet werden. Im Bayerischen Wald etwa werden seit einigen Jahren vermehrt Douglasien nachgepflanzt, die die trockenen Sommer besser aushalten und nicht vom Borkenkäfer befallen werden.

Ich glaube, dass das auch ein bayerischer Beitrag ist gegen den Klimawandel, besser als manche CO2-Bepreisung.

Markus Söder

Der Ministerpräsident sagte im BR: „Das bedeutet auch, dass wir stärker Waldforschung betreiben müssen für klimaresistente Wälder, und wo wir die machen müssen. Das bedeutet, dass wir in den Herzen des Staatswaldes, wo alte wilde Wälder sind, dass wir die eher nicht mehr antasten.“ Söder weiter: „Ich glaube, dass das auch ein bayerischer Beitrag ist gegen den Klimawandel, besser als manche CO2-Bepreisung.“

Monokulturen und Dürre

Wie sehr der Wald unter den letzten beiden heißen Jahren gelitten hat, zeigte sich bei einer Waldbegehung im Hofheimer Forst bereits im April. Dabei hatte die Forstwirtschaftliche Vereinigung Unterfranken unter dem Vorsitz des Hofheimer Bürgermeister Wolfgang Borst (CSU) auf die dramatische Situation in den heimischen Wäldern aufmerksam gemacht.

Der Wald leidet extrem unter der Dürre.

Anja Weisgerber

Die CSU-Bundestagsabgeordnete und Klimabeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Anja Weisgerber, die zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Steffen Vogel und Landrat Wilhelm Schneider an der Exkursion teilgenommen hatte, nahm die Anregungen und Forderungen der Walbesitzer mit nach Berlin.

„Der Wald leidet extrem unter der Dürre und ist besonders vom Schädlingsbefall betroffen“, erklärte Weisgerber jetzt. Dazu hätten auch die Fichten-Monokulturen beigetragen, die erst seit einigen Jahren diversifiziert werden. „Unter dem persönlichen Eindruck von den Schäden habe ich mich umgehend an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gewandt, um die Forderungen der Waldbesitzer an sie zu übermitteln“, so die Abgeordnete. „Es freut mich sehr, dass das Thema nun auf der politischen Agenda in Berlin ganz oben angekommen ist. Die Bundeslandwirtschaftsministerin hat Unterstützung angekündigt.“

Hilfe vom Bund

Darüber hinaus haben die Koalitionsfraktionen im Bundestag einen Antrag „Unser Wald braucht Hilfe – Waldumbau vorantreiben“ auf den Weg gebracht. Darin wird unter anderem gefordert, im Rahmen der verfügbaren Haushaltsgelder über den Waldklimafonds und weitere Instrumente den Waldumbau mit dem Ziel zu forcieren, die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel zu erhöhen und gesunde Mischwälder zu schaffen. Auch die Bundeskanzlerin hatte in ihrem wöchentlichen Podcast Maßnahmen angekündigt. Die Bundesregierung werde „den Waldbauern in besonderer Weise unter die Arme greifen“ und sich „für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung einsetzen“.

Der Wald ist ein gigantischer CO2-Speicher.

Anja Weisgerber

„Der Wald ist ein gigantischer CO2-Speicher und leistet einen enormen Beitrag, um die Klimaerwärmung einzudämmen. Deshalb ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung so wichtig. Dass die Bundesregierung das Thema nun angeht und auch das Monitoring und die Forschung in diesem Bereich ausweitet, ist daher ein wichtiges Signal“, so Weisgerber.

Die Waldbesitzer stehen vor der besonderen Aufgabe, die absterbenden Bäume sowohl zu fällen und abzutransportieren, als auch die entstandenen Kahlflächen wieder aufzuforsten, um den Waldbestand zu sichern. Nun werden auch Maßnahmen zur Bewältigung der durch Extremwetterereignisse verursachten Folgen im Wald gefördert, etwa die Räumung von Kalamitätsflächen, Waldschutzmaßnahmen oder die Anlage von Holzlagerplätzen. Die Beihilfe beträgt bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten.

Der Wald in Bayern

Der Waldanteil in Bayern liegt bei landesweit 36 Prozent. In Bayerns Wäldern stehen rund 5 Milliarden Bäume, so dass rechnerisch auf jeden Einwohner Bayerns rund 2000 Quadratmeter Wald entfallen. 54,2 Prozent des Waldes sind in Privatbesitz, der Freistaat hält rund 30 Prozent, der Bund 2,2 Prozent und öffentliche Körperschaften (wie Kommunen) besitzen weitere 13,5 Prozent.

In Bayern ist die Fichte mit 41,8 Prozent der Waldfläche die Hauptbaumart. Danach folgen Kiefern mit 17,1 Prozent, Buchen mit 13,9 Prozent und 15 Prozent sonstige Laubbäume. Eichen sind nur zu 6,8 Prozent, Tannen nur zu 2,4 Prozent und Lärchen zu 2,1 Prozent vertreten. Die Douglasie nimmt nur 0,8 Prozent ein.

Insgesamt 64 Prozent aller Wälder unterliegen einem zusätzlichen besonderen Schutz durch Naturschutz-, Wald- oder Wasserrecht.