Immer gut für einen neuen Verbotsvorschlag: Grüner Öko-Apostel Toni Hofreiter. (Foto: Imago/Noah Wedel)
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Zurück zur Verbots-Kultur

Kommentar Wenn es nach den Grünen geht, dürfen ab dem Jahr 2030 keine Autos mit Benzin- und Dieselmotor mehr zugelassen werden. Mit staatlichem Zwang soll so der Umstieg auf Elektromobilität erreicht werden – obwohl viele Probleme längst nicht gelöst sind.

Die Grünen sind nach einem kurzen Schwenk in die politische Mitte des Parteienspektrums wieder ganz links außen angekommen. Nach der Forderung von Parteichef Robert Habeck, Immobilienbesitzer zu enteignen, mag der Bundestagsfaktionschef Anton Hofreiter nicht nachstehen und erneuert die Forderung nach einem Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2030. Diese radikale Idee war bereits im Grünen-Bundestagswahlprogramm 2017 enthalten. Für das Europawahlprogramm kramen die Grünen den Ladenhüter wieder heraus.

Die Forderung der Grünen ist glatter Blödsinn. Statt eines Verbots von Verbrennungsmotoren müssen diese vielmehr weiterentwickelt werden.

Karl Holmeier, Sprecher der CSU im Bundestag für Verkehr und Energie

Es sollten „ab 2030 nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden“, verlangt Hofreiter in einem Thesenpapier, über das die Süddeutsche Zeitung berichtet. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es verkehrspolitisch einen „großen Wurf“, heißt es demnach weiter in dem Papier. Und: „Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor muss gesetzlich festgelegt werden“. Gleichzeitig soll lau den Grünen ein entschlossenerer Ausbau der Elektromobilität erfolgen. E-Autos müssten raus aus der Nische und rein in den Markt, schreibt Hofreiter. Ein klarer Fahrplan für das Aus von Diesel- und Benzin-Autos schaffe Planungssicherheit für Industrie und Beschäftigte und reihe sich in Pläne anderer europäischer Staaten ein, so der Grünen-Fraktionschef weiter.

Elektroautos sind keineswegs schadstofffrei

Dabei übersieht der Öko-Apostel Hofreiter drei wichtige Faktoren: Erstens sind auch Elektroautos keineswegs schadstofffrei, sondern sie lagern die Umweltschädlichkeit lediglich aus – einmal an die Kraftwerke, egal ob mit Kohle oder Gas betrieben. Die Batterien der E-Autos haben zudem eine äußerst schlechte Energie- und Schadstoff-Bilanz und rechnen sich erst nach einer Laufleistung von 150.000 Kilometern – unter energetischen und CO2-Gesichtspunkten.

Auch das Argument, dass bis 2030 der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung – derzeit 37,8 Prozent – nochmals steigen wird, verfängt nur teilweise. Die erneuerbaren Energien gibt es nämlich in CO2-, Ressourcen- und Artenschutz-Hinsicht ebenfalls nicht zum Nulltarif. Auch Produktion und Transport von Solarpaneelen binden Energie und Ressourcen, und Windräder sind berüchtigt als Vogelschredder, auch wenn darüber kaum berichtet wird.

Gefangene der Verbots-Unkultur

Zweitens: Um eine kontinuierliche Versorgungssicherheit durch die wetterabhängigen Energieformen zu gewährleisten, müsste wesentlich mehr in dezentrale Energiespeicher etwa im häuslichen Bereich (Batterieproblematik!) oder in große Pumpspeicherkraftwerke investiert werden – doch zumindest letztere sind für die Grünen Teufelszeug. Die beiden wichtigsten erneuerbaren Energieformen, die wetterunabhängig und damit grundlasttauglich sind, Wasserkraft und Biomasse, lehnen die Grünen ebenfalls ab: Sie führen angeblich zu Fischsterben beziehungsweise zur „Vermaisung“ der Landschaft und schädigen so wiederum die Bienen und andere Honigsammler. Die Grünen sind in Sachen Energie- und Verkehrspolitik also Gefangene ihrer eigenen Verbots-Unkultur.

Schlechte Energie-Gesamtrechnung

Drittens hat Elektromobilität den grundsätzlichen Nachteil, dass die Energie doppelt umgewandelt werden muss, wobei im Wortsinn große Reibungsverluste auftreten: Die Umwandlung beispielsweise von Kohle in elektrische Energie hat im Schnitt einen Wirkungsgrad von gerade einmal 35 bis 40 Prozent, Solarmodule haben sogar nur einen Wirkungsgrad von 15 bis 18 Prozent. Das ist aber nur der erste Schritt, denn die Umwandlung von elektrischer Energie in kinetische Energie durch das E-Auto hat einen Wirkungsgrad von lediglich 90 Prozent – was sich zwar zunächst ganz gut anhört, aber die Gesamtrechnung nochmals um den Faktor 0,9 vermindert und damit schlechter aussehen lässt.

Ein Verbot von Verbrennungsmotoren ist kontraproduktiv und gefährdet Arbeitsplätze.

Karl Holmeier

Insgesamt ist ein E-Auto dem Benziner oder Diesel energetisch eigentlich nur im staureichen Stadtverkehr deutlich überlegen. Grund: Zumindest bei älteren Benzinern und Dieseln, die nicht über eine Motorabschaltung verfügen, sinkt der Wirkungsgrad im Dauerstau rechnerisch bis auf fünf Prozent ab. Auf längeren Strecken hingegen zeigt sich der Mangel an Reichweite beim Elektroauto besonders deutlich. Kein Autofahrer will doch im Winter, wenn viel Energie für Autoheizung und Beleuchtung verbraucht wird, mit leerer Batterie stranden – vor allem nicht mitten auf der Autobahn oder in unbekanntem Gelände.

Harsche Kritik von der CSU

Der energie- und verkehrspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Karl Holmeier, lässt denn auch kein gutes Haar an Hofreiters Thesen. „Die Forderung der Grünen ist glatter Blödsinn. Statt eines Verbots von Verbrennungsmotoren müssen diese vielmehr weiterentwickelt werden“, sagt Holmeier zum BAYERNKURIER. Die CSU setze hingegen auf Technologieoffenheit und eine Vielzahl von Antriebstechnologien, zum Beispiel synthetische Kraftstoffe, Wasserstoff, LNG, E-Fuels und Elektromobilität. „Nur so kann die CO2-Emissionsbilanz im Verkehrssektor nachhaltig gesenkt werden“, sagt Holmeier. Der CSU-Verkehrspolitiker betont: „Ein Verbot von Verbrennungsmotoren ist kontraproduktiv und gefährdet Arbeitsplätze. Wir werden noch lange Diesel- und Benzinmotoren brauchen, damit die individuelle Mobilität in Zukunft für jeden zugänglich und bezahlbar bleibt.“