„Die Mitarbeiter und ich selbst, wir fühlen uns hier in Nürnberg sehr wohl – beinahe möchte ich sagen: pudelwohl“, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml lächelnd, lehnt sich etwas zurück und lässt ihren Blick durch die großen Fenster ihres Amtszimmers über die Dächer der Nürnberger Altstadt bis hinauf zur Burg schweifen. „Von den Franken wird ja ganz selbstverständlich erwartet, dass sie zum Landtag oder zur Regierung nach München fahren. Aber ich sage da auch immer dazu: Die Entfernung ist in beide Richtungen gleich weit.“
Etwa die Hälfte meiner Gesprächspartner hat es näher nach Nürnberg als nach München.
Melanie Huml (CSU), bayerische Gesundheitsministerin
Sie nutze gern die Möglichkeit, regelmäßig im Norden Bayerns präsent zu sein, und verbringe in der Regel einen Tag pro Woche in Nürnberg, erklärt die Ministerin. „Für Nürnberg spricht die Nähe zu vielen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Franken und der Oberpfalz, für die wir ja auch zuständig sind. Etwa die Hälfte meiner Gesprächspartner hat es näher nach Nürnberg als nach München.“ Zudem glänzt der Raum Erlangen mit dem „Medical Valley“, dem Forschungs- und Entwicklungs-Cluster für Medizintechnik, das hier in den vergangenen Jahrzehnten entstanden ist.
Das Gewerbemuseum: Monumentales Gebäude in idealer Lage
Nürnberg ist aber auch eine Stadt der kurzen Wege, und ein Ministerium ist hier immer noch etwas Besonderes. Daher kommen hier laut Pressereferat auch überdurchschnittlich viele Medienanfragen herein. Wie zum Beweis erscheint zu einem Treffen von Melanie Huml mit zwei Repräsentanten der Aktion „Flamme der Hoffnung“ ein Fotograf der Nürnberger Nachrichten und schießt einige Bilder für den Lokalteil. Huml lobt „Flamme der Hoffnung“ als wichtige Initiative, todkranken Kindern und ihren Eltern vor allem in Kinderhospizen Trost und Mut zuzusprechen, und schlägt unter anderem Benefizkonzerte zur Unterstützung der Aktion vor. Zum Dank überreichen die beiden Vertreter, die extra aus Neubrandenburg nach Nürnberg gekommen sind, der Ministerin die symbolische „Flamme der Hoffnung“: eine große Kerze mit elektrischer Beleuchtung – und zwar zum dauerhaften Verbleib, wie sie betonen.
Das Gebäude hat Geschichte, Flair und Ausstrahlung. Das war eine sehr gute Entscheidung, das Ministerium hier herein zu verlegen.
Melanie Huml
Vor einem guten Jahr, am 20. November 2017, hat das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, wie es offiziell heißt, seine Räume im früheren Nürnberger Gewerbemuseum bezogen: In einem repräsentativen, ja monumentalen Gebäude im Stil des Neobarock vom Ende des 19. Jahrhunderts, und das in idealer Lage. Fußläufig vom Hauptbahnhof an der Nürnberger Stadtmauer – und nahe der Pegnitz, der Insel Schütt und der Wöhrder Wiese. „Das Gebäude hat Geschichte, Flair und Ausstrahlung“, schwärmt Ministerin Huml. „Das war eine sehr gute Entscheidung, das Ministerium hier herein zu verlegen.“
Repräsentative Räume, wertvolle Uhren, prächtige Bibliothek
In der riesigen Säulenhalle und im marmornen Treppenhaus beeindruckt die wertvolle historische Uhrensammlung Karl Gebhardt. Eine majestätische Bibliothek aus dunklem Holz wird von der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie genutzt und verwaltet. Mehrere Räume gerade im ersten Stock sind hochrepräsentativ, etwa das Patrizierzimmer mit seiner Wandverkleidung aus wertvollem dunklem Holz und grünem Damast sowie großen historischen Porträts im Dürerstil. Hier empfängt Melanie Huml gern Ehrengäste.
Die Einrichtung mitsamt dem offenen Kamin, dem alten Bauernschrank, den Bildern und den übrigen Möbeln habe ich so übernommen.
Melanie Huml
Heute zeichnet die Ministerin in diesem prächtigen Patrizierzimmer eine Gruppe von 25 Schülern aus ganz Bayern aus, die sich in der Suizidprävention engagieren: Sie versuchen vor allem in Sozialen Netzwerken im Internet junge Menschen von Selbstmordplänen abzubringen. Ministerin Huml lobt das Engagement der Jugendlichen detailreich und ausführlich. Besonders würdigt sie, dass die jungen Leute ihre Freizeit dafür opfern, das Leben anderer junger Leute zu retten. „Jugendliche können gerade im Internet viel besser und glaubwürdiger mit anderen Jugendlichen kommunizieren als Erwachsene. Ihr findet einfach die beste Ansprache“, betont Huml, ehe sie die Jugendlichen einzeln zu sich ruft und jedem eine persönlich unterzeichnete Dankesurkunde mit dem Siegel des Ministeriums überreicht.
Symbolischer Einzugsschlüssel hat einen Ehrenplatz im Ministerbüro
Vom Einzug ins neue Domizil im November 2017 kündet ein riesiger symbolischer Schlüssel, der einen Ehrenplatz im Ministerbüro hat. Überhaupt hat ihr dieses quadratische Eckbüro mit vier Fenstern gleich zugesagt, wie Huml erzählt – und nicht nur wegen des unverbaubaren Blicks auf die Burg: „Die Einrichtung mitsamt dem offenen Kamin, dem alten Bauernschrank, den Bildern und den übrigen Möbeln habe ich so übernommen.“ Sie selber habe nur einen knallroten Teppich und das Kaffeegeschirr beigesteuert – ebenfalls knallrot –, sowie zwei riesige Zimmerpflanzen. Der Vormieter, die Agentur „Bayern Innovativ“, ist mittlerweile in einen modernen Bürokomplex im „Tullnau-Park“ im Osten der Stadt gezogen.
Wir befinden uns im digitalen Zeitalter. Die Mitarbeiter müssen nicht unbedingt am Schreibtisch sitzen, um zu arbeiten.
Melanie Huml
Der Beschluss des Bayerischen Kabinetts von 2016, dass das Gesundheitsministerium nach Nürnberg ziehen soll, habe bei den Mitarbeitern zunächst Überraschung und Unsicherheit ausgelöst, räumt Huml ein. Aber man habe sehr flexible Übergangsregeln gefunden. „Entsprechend den Grundsätzen der Heimatstrategie wird der neue Dienstsitz über den Zeitraum von zehn Jahren Schritt für Schritt weiter ausgebaut“, sagt Huml. Die ICE-Verbindung zwischen München und Nürnberg mit knapp über einer Stunde Fahrtzeit sei sehr praktisch. Zudem rechnet das Ministerium diese Fahrtzeiten zweimal pro Woche zu drei Vierteln auf die Arbeitszeit an – falls im Zug gearbeitet wird. „Außerdem befinden wir uns im digitalen Zeitalter. Die Mitarbeiter müssen nicht unbedingt am Schreibtisch sitzen, um zu arbeiten“, betont Huml.
Ministerium braucht deutlich mehr Platz
Mittlerweile haben 67 von insgesamt rund 300 Ministeriumsmitarbeitern ihren Arbeitsplatz komplett nach Nürnberg verlegt. Allerdings stößt das Ministerium sogar in dem riesigen ehemaligen Gewerbemuseum an eine Kapazitätsgrenze, denn es teilt sich das Gebäude mit anderen Einrichtungen wie der Nürnberger Volkshochschule, dem Presseclub und der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie. Daher hat Humls Ressort hier derzeit nur Räume für 70 bis 80 Arbeitsplätze. Wenn das Ministerium bis 2027 (fast) komplett hier herein ziehen sollte, braucht es also deutlich mehr Platz. „Wir befinden uns derzeit in Überlegungen und Gesprächen“, sagt Huml auf die Frage, wie es weitergeht. „Da ist noch nichts fix. Fest steht allerdings, dass das Gesundheitsministerium immer auch einen Dienstsitz am Sitz der Staatsregierung haben wird, und das ist München“, so die Ministerin.