Die Landtagsabgeordneten Karl Freller, Thomas Kreuzer, Volker Bauer und Tobias Reiß (v.l.) in der Schwabacher Glattgoldschlägerei Eytzinger. (Foto: Wolfram Göll)
CSU-Fraktion

Aus erster Hand

Der Vorstand der CSU-Landtagsfraktion hat sich in Südmittelfranken hautnah über traditionelle Gewerbe, Kultur, Hochschulen und das Fränkische Seenland informiert. Besonders beeindruckend war der Besuch bei einem Schwabacher Goldschläger.

„Wir haben tiefe Einblicke in dieses wunderbare Gewerbe erhalten. Dafür danken wir Ihnen recht herzlich“, resümierte CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer nach der 90-minütigen Visite des geschäftsführenden Fraktionsvorstandes bei der Schwabacher Goldschlägerei Eytzinger. Der Geschäftsführer des 50-Mitarbeiter-Betriebes, Christian Scheuring, hatte den CSU-Politikern den gesamten Prozess vom Einschmelzen bis zur Verpackung demonstriert – und sich auch über die EU-Bürokratie beklagt, die seinem Betrieb das Leben schwer macht. Fazit: Das 500 Jahre alte Goldschläger-Handwerk lebt, aber die Politik muss eingreifen, damit es die EU mit ihrer Regelungswut nicht kaputt macht.

Die vier Vertreter des Fraktionsvorstandes – neben Kreuzer dessen Stellvertreter Karl Freller aus Schwabach und Tobias Reiß sowie Fraktionsgeschäftsführer Josef Widmann –, zudem Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, die gastgebenden CSU-Landtagsabgeordneten Volker Bauer (Roth), Andreas Schalk (Ansbach) und Manuel Westphal (Weißenburg-Gunzenhausen), der CSU-Fraktionschef im Bezirkstag, Peter Daniel Forster, und die CSU-Landtagskandidatin aus Nürnberg-Nord, Barbara Regitz, besuchten im Anschluss weitere interessante Ziele: die Schwabacher Außenstelle des Jüdischen Museums Franken mit der einzigartigen Laubhütte, einen Hopfengarten nahe Spalt, den Brombachsee samt Schiffahrt, die Hochschule Ansbach sowie den Landwirtschafts-Campus in Triesdorf.

Dach abdecken – fertig ist die Laubhütte

Beeindruckt zeigten sich die CSU-Politiker auch von der Schwabacher Laubhütte. Sie wurde in den 1990er-Jahren zufällig bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Sie ist insofern weithin einzigartig, als der Eigentümer des Hauses neben der Schwabacher Synagoge in den 1790er Jahren, Moses Löw Koppel, einen quasi „normalen“ Raum im Obergeschoss als Laubhütte nutzbar machte, indem er ihn so umbaute, dass während des Laubhüttenfests (Sukkot) das Dach einfach abgedeckt werden konnte.

Diese Laubhütte erfüllte alle Anforderungen der Tora. An den Wänden sind zudem barocke Fresken mit wichtigen Szenen der Geschichte des Volkes Israel fragmentarisch erhalten: König David sowie Abraham und Isaak. Das berühmte und nur in Schwabach anzutreffende Fresko „Jag den Has“ ist eigentlich eine Eselsbrücke – ein Anagramm, um sich die Teile des Sukkot-Gebetes besser merken zu können.

Gold schmelzen bei 1400 Grad

Nicht ganz so alt ist die Schwabacher Firma Eytzinger: Sie produziert seit 151 Jahren Blattgold in Schwabach. Damit ist sie einer von nur noch zwei „Mohikanern“ eines einst blühenden Handwerkszweiges, wie Geschäftsführer Christian Scheuring sich ausdrückte: Waren es in den 1930er Jahren 130 Betriebe mit 1200 Arbeitern, produzieren heutzutage nur noch Eytzinger und die Kollegen von Noris in Schwabach, allerdings nur Eytziger ausschließlich hier. In Italien gebe es noch drei Konkurrenten, die komplett im Ausland produzierten.

Bei 1200 bis 1400 Grad Celsius wird das Gold in der entsprechenden Legierung eingeschmolzen und dann aus einem Keramikgefäß in eine Barrenform gegossen. Die genaue Legierung wird nach Kundenwunsch zusammengestellt, und zwar in Abhängigkeit von der gewünschten Farbe: 33 mögliche Farben kann die Firma herstellen, sagte Geschäftsführer Scheuring. Dies sei nötig, weil man etwa für Restaurierungsarbeiten die historisch vorhandenen Blattgold-Farben, die früher nie normiert waren, möglichst genau treffen müsse. In vier Arbeitsschritten entsteht aus den Barren Blattgold in der Stärke 0,125 Mikrometer. 8000 Blättchen übereinander ergeben einen Millimeter Dicke.

Vom Mekka-Prestigeprojekt bis zur Goldschokolade

Zuletzt habe man das Blattgold für die Restaurierung des Klosters Einsiedeln in der Schweiz geliefert sowie für mehrere Schlösser in Belgien, erzählte der Geschäftsführer. Besonders stolz sei man auf Prestigeprojekte wie etwa die Vergoldung der Spitze des über 600 Meter hohen Royal Clock Tower in Mekka. „Hier wurden zwei Millionen Goldblättchen verwendet, die sind zwischen zwei Glasscheiben eingeschweißt, damit die Sandstürme sie nicht beschädigen“, so Scheuring. Außerdem habe Adidas eine Turnschuh-Serie „Stan Smith“ mit Schwabacher Blattgold herausgebracht. Rund 80 Prozent des Schwabacher Blattgoldes gingen ins Ausland, daher macht der Firma der drohende Handelskrieg mit Russland und den USA große Sorgen.

Eine wachsende Bedeutung habe die Rolle von Gold als Nahrungs- und Kosmetikmittel. Dieser Bereich bringe derzeit 15 bis 20 Prozent des Umsatzes. Und da komme die EU als Problembringer ins Spiel, sagte Scheuring: Seine Firma habe vor Jahren als erster Blattgoldhersteller die Produkte und die Herstellung von Anfang bis Ende zertifizieren lassen. Blattgold trage als E175 einen EU-Titel als unbedenklicher Nahrungszusatz. Die EU wolle diese Erlaubnis nun allerdings überprüfen – mit der klaren Tendenz, Gold in der Nahrung zu verbieten. Derzeit sei Blattgold nur in Likör zulässig, auf Schokolade und Zuckerzeug. Goldlikör dürfe tröpfchenweise Sekt zugesetzt werden, so dass Goldsekt entsteht.

EU-Bürokratie gefährdet Existenz

Dahinter stecke die Champagner-Lobby aus Frankreich, die sich die Goldsekt-Konkurrenz vom Hals halten wolle, vermutet der Geschäftsführer. Er selbst sei immer ein großer Europäer gewesen, betonte Scheuring. Aber nach der EU-Datenschutz-Verordnung, die ihm nur „Probleme ohne Ende“ mache, und dem jetzigen Versuch, Blattgold als Nahrungszusatz zu verbieten, wende sich das Blatt. „Wenn die EU auf diese Weise die kleinen Blattgoldfirmen mit ihrer hohen Produktqualität kaputtmacht, wer soll denn dann in 10 Jahren Blattgold liefern – zum Beispiel für die Renovierung von Neuschwanstein?“, so der Geschäftsführer. Die Landtagsabgeordneten sagten zu, die CSU-Europaparlamentarier und den bayerischen Europaminister einzuschalten.