In Eritrea werden Christen verfolgt. (Foto: Open Doors)
Verfolgung

Christen im Fadenkreuz

Christen sind die am stärksten verfolgte Glaubensgruppe der Welt. Mehr als 200 Millionen werden auf Grund ihrer Religion unterdrückt, vertrieben und Opfer von Gewalt. Am schlimmsten ist die Lage in Nordkorea, in islamischen Ländern und in Indien.

Nordkorea, die islamischen Länder und neuerdings auch Indien: Dies sind die übelsten Christenverfolger und -unterdrücker weltweit. Das Hilfswerk Open Doors hat in seinem Weltverfolgungsindex die Lage verfolgter Christen weltweit zusammengefasst: Mehr als 200 Millionen Christen weltweit werden wegen ihres Glaubens unterdrückt, benachteiligt, aus ihrer Heimat vertrieben, gefoltert, ermordet. Seit 2016 hat sich die Zahl der verfolgten Christen damit mehr als verdoppelt.

Zum ersten Mal ist mit Indien ein hinduistisches Land bei der Verfolgung von Christen weit nach vorne gerückt.

Markus Rode, Open Doors Deutschland

„Nordkorea steht seit 2002 auf Rang eins, in den Ländern von Rang 2 bis 10 ist der Islam die Mehrheitsreligion. Und zum ersten Mal ist mit Indien ein hinduistisches Land bei der Verfolgung von Christen weit nach vorne gerückt, auf Rang 11“, erklärt Markus Rode, Vorstandsvorsitzender von Open Doors Deutschland, dem BAYERNKURIER. Hinter Nordkorea, wo aktive Christen inhaftiert, gefoltert, christliche Familien getrennt und auf alle mögliche Weise benachteiligt werden, stehen mit Afghanistan, Somalia, Sudan, Pakistan, Eritrea, Libyen, dem Irak, Jemen und dem Iran neun islamische Staaten auf der Liste der schlimmsten Christenverfolger. Afghanistan rückte von Platz 3 auf 2 vor, Eritrea machte einen Negativ-Sprung von 10 auf 6, Libyen von 11 auf 7. Hinter Indien belegen weitere islamische oder teilweise islamische Länder die Plätze 12 bis 17.

Feinde der Christen: Islamisten und Kommunisten

Der Islamismus ist weltweit das stärkste Motiv für Christenverfolgung, so das Hilfswerk. Allerdings mache ihm gerade die Entwicklung im hinduistischen Indien oder in manchen buddhistischen Ländern große Sorgen, so Markus Rode: „Für den Trend einer weltweit expansiven Islamisierung sind islamistische Gruppen wie der IS ebenso verantwortlich wie beispielsweise die Länder Saudi-Arabien und der Iran. Größere Bevölkerungsgruppen lassen sich in vielen Ländern radikalisieren, entweder durch einen streng-konservativen Islam oder durch religiös und ideologisch geprägten Nationalismus, wie stellvertretend im hinduistischen Indien, dem kommunistischen Laos oder dem buddhistischen Sri Lanka. Das bringt die Bevölkerungen gegen die christliche Minderheit auf.“

Sehr viel schlimmer geworden ist die Lage der Christen in der Türkei (Platz 31), wo Staatschef Erdogan eine Art islamistisch-nationalistische Diktatur anstrebt. Das jahrtausendealte Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel droht demnächst personell auszusterben, weil es faktisch keine Priester ausbilden kann. Deutlich schlimmer wurde die Lage der Christen auch in Kasachstan (28), Malaysia (23), wo Christen entführt wurden, Tadschikistan (22) sowie Ägypten (17), wo militante Moslems mehrmals Terroranschläge auf koptische Kirchen verübten und viele Christen ermordeten.

Entwicklung in Indien macht Sorgen

Erschreckend ist die Lage im ehemals toleranten Indien, das auf Platz 11 der Christenverfolger vorgerückt ist. Dort regieren die radikalen Hindu-Nationalsten, deren totalitäre Ideologie Korrespondenten sogar mit dem Nationalsozialismus vergleichen. „In Indien haben die Anhänger des nationalistischen Präsidenten Modi die klare Agenda, dass jeder Inder ein Hindu sein muss. Sie schlagen Kirchenleiter zusammen, zerstören Kirchengebäude und zwingen Konvertiten mit Gewalt, zum Hinduismus zurückzukehren“, betont Markus Rode. „Mehr als 600 registrierte gewalttätige Übergriffe auf Christen in 2017 sprechen hier eine erschreckende Sprache. Bei der Veröffentlichung des Weltverfolgungsindex geht es Open Doors im Wesentlichen darum, auf die Situation verfolgter Christen aufmerksam zu machen, damit Christen und Politiker sich für sie einsetzen.“

Viele Menschen konvertieren zum christlichen Glauben, was die Intensität der Verfolgung noch verstärkt.

Markus Rode

Besser wurde die Lage in Syrien, wo weite Teile des Landes vom IS befreit sind und gezielte Gewalt gegen Christen seltener wurde: Syrien fiel von Platz 6 auf 15. Außerdem besserte sich die Lage der Christen in Vietnam, wo 2017 keine Christen mehr wegen ihres Glaubens ermordet wurden (2016: 3 Ermordete), aber immer noch staatliche Unterdrückung christlicher Minderheiten stattfindet. Außerdem in Tansania, das von Platz 33 auf einen Platz unterhalb der 50 zurückfiel. Hier ist die Mehrheit christlich, aber viele junge Moslems schließen sich militanten Gruppen wie Al-Shabaab an und terrorisieren die Christen. Zudem könnte die Insel Sansibar autonom werden, dann droht dort die Einführung der Scharia.

Deutschland schiebt christliche Konvertiten in Verfolgerländer ab

Viele enttäuschte Anhänger anderer Religionen oder desillusionierte Kommunisten wenden sich weltweit dem Christentum zu, analysiert Open-Doors-Chef Rode: „Viele Christen traditioneller Kirchen fliehen ins Ausland. Aber gleichzeitig verlassen viele Menschen ihre Herkunftsreligion oder -ideologie, in der sie keinen Lebenssinn mehr sehen, und konvertieren zum christlichen Glauben, was die Intensität der Verfolgung noch verstärkt.“

Open Doors kritisiert auch, dass in Deutschland die Konversion ehemaliger Moslems zum Christentum bei der Asyl-Entscheidung zu wenig berücksichtigt werde. Vom Glauben abgefallenen Moslems („Apostaten“) droht laut Koran und Scharia die Todesstrafe. Diese Bestrafung erfolgt auch außerhalb staatlicher Strukturen, etwa durch lokale Scharia-Gerichte, Dorfgemeinschaften oder sogar durch die Familie. Teilweise unterstellten deutsche Behörden auch Schein-Bekehrungen, selbst wenn die Konvertiten sich hier aktiv am Gemeindeleben beteiligten und regelmäßig die Sakramente empfangen. „Der Stimme von Pfarrern, die solche Konversionen zum christlichen Glauben begleitet haben, wird in den Asylverfahren kaum Gewicht zugemessen“, kritisiert der Bericht. Es werden aber auch christliche Flüchtlinge aus muslimischen Ländern in deutschen Asylbewerberheimen von Moslems gedemütigt, tätlich angegriffen und körperlich verletzt. Sogar Mordversuche gab es schon.