Die Ditib Moschee in Köln mit Fernblick Richtung Ehrenfeld. (Bild: Imago/Horn/Eibner-Pressefoto)
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Ditib-Förderung stark gekürzt

Die Bundesregierung hat die Förderung des Dachverbandes türkisch-islamischer Moscheegemeinden Ditib laut einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers für das Jahr 2018 um 80 Prozent erneut gekürzt. Schon 2017 gab es 55 Prozent weniger Förderung.

Die Bundesregierung hat die Förderung des Dachverbandes türkisch-islamischer Moscheegemeinden Ditib für das Jahr 2018 deutlich gekürzt. Laut einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Parlamentarische Anfrage der Grünen, die der Kölner Stadtanzeiger veröffentlichte, gibt es für das kommende Jahr nur noch Fördermittel für die Ditib in Höhe von 297.500 Euro – das ist eine Kürzung um 80 Prozent.

Der verlängerte Arm Erdogans

Der Kölner Stadtanzeiger berichtet weiter, dass für 2017 ausweislich der ihm vorliegenden Zahlen des Ministeriums noch Zahlungen in Gesamthöhe von 1,47 Millionen Euro an die Ditib-Zentrale und ihre Teilverbände gingen. Der Schwerpunkt der Projektförderung lag wie schon im Vorjahr auf der Flüchtlingshilfe wie Integrationskursen. Bereits bewilligte sowie von mehreren Verbänden getragene Projekte würden nicht ausgesetzt, so das Ministerium.

Schon das war eine Kürzung um rund 55 Prozent, denn 2016 gingen an Ditib noch 3,27 Millionen Euro. Die „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“ ist eng verbunden mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet und gilt mittlerweile als verlängerter Arm und Handlanger des türkischen Diktators Recep Erdogan.

Spitzel, Antisemiten, Nationalisten und Islamisten

Dazu trugen eine Spitzelaffäre und antisemitische, islamistische sowie antichristliche Vorfälle mancher Ditib-Untergliederungen bei. Mindestens 13 Imame des Vereins, der rund 900 Moscheen in Deutschland betreibt, sollen in München, Düsseldorf und Köln im Auftrag der staatlichen türkischen Religionsbehörde „Spitzelberichte über unliebsame Personen wie angebliche Gülen-Anhänger“ nach Ankara gesandt haben. Das räumte selbst Ditib ein. Laut Medienberichten gab es eine Diyanet-Anordnung, die all ihre Bediensteten, also auch die Ditib Angestellten, zu Spitzeltätigkeiten verpflichtete. Zudem leugnet der Verband den türkischen Völkermord an den Armeniern 1915 und gilt in Teilen als frauenfeindlich, nationalistisch sowie islamistisch.

Die Ditib versucht, den Erdogan-Kurs in ihren Moscheegemeinden in Deutschland durchzusetzen.

Susanne Schröter, Islam-Expertin der Universität Frankfurt

Viele Politiker der Union forderten und fordern daher einen vollständigen Abbruch der Beziehungen zu Ditib, darunter Jens Spahn und Julia Klöckner von der CDU. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer forderte im Zuge der Spitzelaffäre, die Finanzierung von Moscheen und islamischen Kindergärten aus dem Ausland, insbesondere aus der Türkei und Saudi-Arabien, müsse beendet werden, damit nicht zum Teil extreme Wertvorstellungen importiert werden.

Es kann nicht sein, dass andere zum Teil extreme Wertvorstellungen aus dem Ausland importiert werden. Deutsch muss die Sprache der Moscheen werden.

Andreas Scheuer, CSU-Generalsekretär

Sogar der scheidende religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, verlangte, die Kooperation mit Verbänden wie Ditib, dem Zentralrat der Muslime oder Milli Görüs grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen. Diese würden „aus dem Ausland gesteuert“, sagte Beck der Zeitung.

Tiefes Misstrauen gegenüber Ditib

Zur Entfremdung und zum Misstrauen trugen auch die wiederholten Versuche der türkischen Diktatorenpartei AKP bei, die in Deutschland lebenden Türken für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Mit Erfolg, wie die 63 Prozent der Deutschtürken zeigten, die beim türkischen Verfassungsreferendum für Erdogan stimmten. Zwar waren nur 1,4 Millionen der auf rund 3 Millionen geschätzten Türken in Deutschland auch in der Türkei wahlberechtigt und die Wahlbeteiligung lag nur bei etwa 50 Prozent, dennoch gilt die Abstimmung als weitgehend repräsentativ. Zumal auch eine Emnid-Umfrage 2016 belegte, dass rund 47 Prozent der Deutschtürken islamische Gesetze für wichtiger erachten als die deutschen. Und 36 Prozent der Befragten waren überzeugt, nur der Islam könne die Probleme der Zeit lösen.

Auch Projekte des Zentralrats der Muslime sollen nach der Förderliste der Bundesregierung, die aber laut Kölner Stadtanzeiger „nicht abschließend“ sei, im kommenden Jahr weniger Geld erhalten: Für 2018 seien gut 100.000 Euro aufgeführt, im laufenden Jahr betrage die Unterstützung dagegen rund eine Million Euro. Eine Kürzung also um rund 90 Prozent.