Das Radwegenetz im Großraum Nürnberg kommt: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (M.) und Nürnbergs OB Ulrich Maly besprechen die Trassenführung. (Foto: Wolfram Göll)
Schnellwege

Fränkisches Radl-Netz

Ab 2020 wird ein Netz aus leistungsfähigen Radschnellwegen zwischen Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Herzogenaurach gebaut, die auch Berufspendler anziehen sollen. Die Kosten von 150 Millionen Euro teilen sich Bund, Freistaat und Kommunen.

Ab 2020 soll ein Netz aus leistungsfähigen Radschnellwegen die Kommunen des Großraums Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach verbinden: Vier Meter breit, zweispurig, ordentlich asphaltiert und eindeutig markiert, ausgelegt auf eine Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern, möglichst getrennt von Autos und Fußgängern und mit möglichst wenigen Steigungen und Kreuzungen sollen sie viele Berufspendler, Schüler und Studenten aufs Radl locken – und das zu jeder Tages- und Jahreszeit, also mit Beleuchtung und Winterdienst.

Es handelt sich nicht um Betriebsgeheimnisse der mittelfränkischen Kommunen.

Innenminister Joachim Herrmann zum Nutzen für ganz Bayern

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly präsentierten im Nürnberger Rathaus eine Machbarkeitsstudie, die nun in konkrete Planung umgesetzt werden soll. 2020 sollen die ersten Bagger rollen. Wie Herrmann betonte, sollen möglichst viele bayerische Kommunen von den Erfahrungen in Mittelfranken profitieren, etwa im Großraum München. „Es handelt sich nicht um Betriebsgeheimnisse der mittelfränkischen Kommunen“, so Herrmann.

Sieben Haupttrassen und viele periphere Verbindungen

Im Zentrum der Planung stehen die sieben Trassen Nürnberg-Lauf, Nürnberg-Schwabach, Nürnberg-Oberasbach-Zirndorf-Stein, Nürnberg-Fürth, Nürnberg-Erlangen, Fürth-Erlangen und Erlangen-Herzogenaurach mit einer Gesamtlänge von rund 100 Kilometern. Hier erwarten die Forscher laut Studie die stärksten Fahrradpendlerströme. Vier dieser sieben Haupttrassen sollen zu mehr als 90 Prozent zu leistungsfähigen „Radschnellwegen“ für Geschwindigkeiten um die 30 Stundenkilometer ausgebaut werden, die übrigen drei zu einem großen Teil.

150 Millionen, das hört sich zunächst nach viel an. Aber verglichen mit den Kosten für einen Kilometer Autobahn relativiert sich das.

Joachim Herrmann

Eine Qualitätsstufe darunter rangieren die „Radhauptverbindungen“, die ebenfalls für Geschwindigkeiten um die 30 Stundenkilometer ausgelegt und gut ausgebaut sind – aber nur drei Meter breit. Hierfür sind die übrigen Anteile der genannten Haupttrassen vorgesehen sowie die Verbindungen Fürth-Stein-Schwabach oder Schwabach-Rednitzhembach-Roth. Dritte Qualitätsstufe sind „Radverbindungen“, die kleinere oder weiter außen gelegene Orte erschließen, etwa Langenzenn, Ammerndorf, Wendelstein, Feucht, Altdort, Hersbruck, Eckental oder Heroldsberg.

Die Kosten für die sieben Haupttrassen beziffert die Machbarkeitsstudie auf 146,8 Millionen Euro. „Das hört sich zunächst nach viel an. Aber verglichen mit den Kosten für einen Kilometer Autobahn relativiert sich das“, so Herrmann. Er gehe davon aus, dass die jährliche Radweg-Förderung des Freistaats Bayern von derzeit 40 Millionen Euro noch aufgestockt werden kann. Die Initiativen für den Ausbau der einzelnen Trassen sollten von den Städten ausgehen, betonte Herrmann: „Das ist Sache der Kommunen, da will der Freistaat nicht eingreifen.“

Schnelles Radwegenetz ist bundesweites Neuland

Der Freistaat Bayern werde den Städten und Kreisen jedoch bei der Planung und der Finanzierung zur Seite stehen. „Soweit nicht Bayern oder der Bund sowieso Baulastträger sind, stellt der Freistaat Fördermöglichkeiten bereit“, so der Innenminister. Wie Herrmann weiter erklärte, ist der Bund neuerdings grundsätzlich bereit, Radschnellwege zu fördern. Allerdings fehlten hier noch die Richtlinien. Er gehe aber davon aus, dass der Bund schnelle Radwege entlang der Bundesstraßen allein finanzieren werde, etwa neben der B4 Nürnberg-Erlangen.

Dank E-Bikes und Pedelecs können auch Nichtsportler heute 25 oder 30 Stundenkilometer erreichen, ohne dass man für sie Sauerstoffzelte bereithalten muss.

Joachim Herrmann

Damit betritt der Großraum Nürnberg bundesweit absolutes Neuland, denn ein solches leistungsfähiges Netz von schnellen Radwegen gibt es bislang nur in den Niederlanden. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden bislang nur wenige Teilstrecken gebaut, wie der Nürnberger Baureferent Daniel Ulrich dem BAYERNKURIER sagte.

Der Freistaat strebe an, dass bis 2525 rund 20 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens per Fahrrad absolviert werden, betonte Herrmann. Die erwünschten Geschwindigkeiten von 30 Stundenkilometer auf den Schnellwegen seien dank elektrisch unterstützter Fahrräder heutzutage auch für Nichtsportler erreichbar, „ohne dass man für sie Sauerstoffzelte bereithalten muss“, sagte der Minister schmunzelnd.