Die Betreuungssituation in Deutschland hat sich laut einer Studie verbessert. (Bild: Imago/MITO)
Kinderbetreuung

Müller kritisiert Kita-Studie

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass sich die Betreuungssituation kleiner Kinder verbessert hat. An Bayern übt die Untersuchung jedoch Kritik. Sozialministerin Emilia Müller wirft den Autoren eine unseriöse Arbeitsweise vor.

Gute Nachrichten für Eltern: In Kitas und Kindergärten verbessert sich die Betreuungssituation. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Im März 2016 kümmerte sich ein Erzieher im Schnitt um 4,3 Krippenkinder, also um Nachwuchs unter drei Jahren. Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor beaufsichtigte ein Mitarbeiter in der Krippe fast fünf Kinder (4,8). Eine Verbesserung gibt es auch in den Kindergärten: Dort musste ein Mitarbeiter 2016 rein rechnerisch 9,2 Kinder im Blick haben – 2012 waren es fast zehn (9,8).

Ländermonitoring zeigt Unterschiede

Doch laut Studie existieren in der Kinderbetreuung deutliche Unterschiede je nach Bundesland. Am besten sei die Betreuungsrelation in Baden-Württemberg. Dort kommen in der Krippe im Schnitt drei Kinder auf einen Betreuer. Beim Schlusslicht Sachsen sind es mehr als doppelt so viele (6,5). Bei den Kindergärten schneidet ebenfalls Baden-Württemberg gut ab – mit 7,2 Kinder auf einen Betreuer. Schlusslicht ist hier Mecklenburg-Vorpommern mit fast doppelt so vielen Kindern (13,7). In Bayern gibt es der Untersuchung zufolge die größten regionalen Qualitätsunterschiede in der Kinderbetreuung. Die Autoren leiten dies an den Personalschlüsseln und an der Ausbildung der Fachkräfte ab.

Die Studie taugt nicht für eine fachliche Beurteilung der frühkindlichen Bildung.

Emilia Müller, Sozialministerin

Bayerns Familienministerin Emilia Müller (CSU) weist diese Kritik zurück. Sie wirft der Bertelsmann-Stiftung eine unseriöse Arbeitsweise vor. „Das reine Aufzählen von Personalschlüsseln und die stets negative Bewertung dieser Zahlen wird der komplexen, verantwortungsvollen Aufgabe der Kinderbetreuung und dem Engagement der Betreuerinnen und Betreuer nicht gerecht“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Zahl der Pädagogen hat sich verdoppelt

„Die Studie der Bertelsmann Stiftung ist sicher gut für eine Schlagzeile – für eine fachliche Beurteilung der frühkindlichen Bildung taugt sie aber nicht“, sagte Müller. Den Autoren warf sie vor, mit ihrer Studie nur schlechte Stimmung verbreiten zu wollen. Die Zahl der pädagogischen Fachkräfte in Bayern – darunter fallen Erzieherinnen ebenso wie Sozialpädagogen – habe sich seit 2006 auf 46.300 nahezu verdoppelt, betonte Müller.

Zudem gebe es innovative Strategien wie die sogenannten Qualitätsbegleiter. 81 Frauen und Männer sind bei dem Modellprojekt im Einsatz und beraten Kitas und Kindergärten zu möglichen Qualitätsverbesserungen vor Ort.

„Kinder sind das höchste Gut“

In einem Interview mit dem BAYERNKURIER hat Arbeits- und Sozialministerin Emilia Müller unlängst die Leistungen des Freistaats für Familien und Kinder hervorgehoben. Dazu zählt auch das Landesbetreuungsgeld:

Bayernkurier: Die Kindererziehung bedeutet oftmals eine enorme finanzielle Herausforderung – nicht nur für Alleinerziehende…

Müller: Familien sind etwas Besonderes und Kinder sind das höchste Gut, das es überhaupt in einer Gesellschaft gibt. Deshalb werden wir auch zukünftig in unsere Familien investieren und sie entlasten. Schon jetzt unterstützen wir in Bayern unsere Familien, alleine in diesem und im nächsten Jahr mit 4,9 Mrd. Euro. Kein Land unterstützt Familien besser als wir das tun! Dabei investieren wir sowohl in gute Kinderbetreuung als auch in Familienleistungen.

Die Häme über das Scheitern des CSU-Projekts Betreuungsgeld auf Bundesebene war groß, Bayern hat es dann einfach auf Landesebene eingeführt. War dieser Schritt richtig?

Das bayerische Betreuungsgeld erfüllt mich mit Stolz und Freude – es ist eine Erfolgsgeschichte. Ich rechne alleine im ersten Jahr mit rund 150.000 Eltern, die von dieser neuen Landesleistung profitieren. Unser bayerisches Betreuungsgeld steht für echte Wahlfreiheit. Eltern wissen selbst am besten, was gut für ihr Kind ist. Und die Zahlen geben uns Recht: Über 75 Prozent der bayerischen Eltern nutzen dieses Angebot.

 

Lesen Sie hier das gesamte Interview: „Die Lage ist so gut wie nie zuvor“.

dpa/AS