Horst Seehofer und Christian Knauer vor der Gedenktafel, vorne Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet. (Bild: Bayerische Staatskanzlei)
Gedenktag

Stimmen der Erinnerung

Das Werk der Vertriebenen - ihr Einsatz für Völkerverständigung - müsse weitergeführt werden, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer anlässlich des Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Er wolle sich für Spätaussiedler einsetzen.

Im September 2014 lud die Bayerische Staatsregierung zum ersten Mal in den Kuppelsaal der Staatskanzlei zum landesweiten Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung ein. Wer habe damals daran gedacht, dass sich drei Jahre später weit mehr Menschen weltweit auf der Flucht befinden würden, fragte Christian Knauer, Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, zum Auftakt des diesjährigen Festaktes. So sei es gerade in dieser Zeit umso wichtiger den Menschen nahe zu bringen, was es für einen Betroffenen bedeute, seine Heimat zu verlassen und als Fremder – vielfach in anderen Kulturen – um ein Bleiberecht zu bitten, sagte er.

Zeitzeugen wecken Emotionen

Das geschehe beispielsweise, wenn Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten. Der Festakt sei zudem Anlass, sich gemeinsam gegen aufkeimenden Hass, Gewalt, Rassismus, menschenverachtende Ideologien und auch gegen einen fanatischen Nationalismus zu wehren und für Menschenrechte und gelebte Menschlichkeit einzutreten.

Ihr Einsatz für Völkerverständigung kann nicht hoch genug geschätzt werden.

Horst Seehofer, bayerischer Ministerpräsident

Ministerpräsident Horst Seehofer hob beim Festakt zum Bayerischen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung in München die Aufbauleistung der Vertriebenen und ihren Einsatz für Frieden und Aussöhnung hervor.

„Ihr Einsatz für Ausgleich und Versöhnung mit unseren östlichen Nachbarn, für Völkerverständigung, Frieden und Freiheit in einem vereinten Europa kann nicht hoch genug geschätzt werden“, sagte Seehofer. Dieses Werk müsse fortgeführt werden und die Werte an die kommenden Generationen weitergegeben werden.

Einsatz für Rentenanpassung

Der Ministerpräsident nahm den Gedenktag außerdem zum Anlass, sich erneut für eine Gleichbehandlung von Spätaussiedlern bei der Rentenanpassung einzusetzen. „Mit der Angleichung der Renten in Ost und West vollziehen wir auch in diesem für die Menschen so wichtigen Bereich die Deutsche Einheit. Das darf aber nicht dazu führen, dass Spätaussiedler, die ihren Anspruch auf soziale Sicherung im Herkunftsstaat verloren haben, unberücksichtigt bleiben“, so Seehofer. Doch man habe sich nicht durchsetzen können. „Bayern hat im Bundesrat eine Anpassung auch dieser Renten gefordert, aber leider keine Mehrheit bekommen. Ich verspreche Ihnen: Da bleiben wir dran, mit unserer bekannten bayerischen Hartnäckigkeit. Das ist für mich eine Frage der Gerechtigkeit und ein Zeichen gelebter Solidarität mit den Spätaussiedlern in unserem Land“, versprach der Ministerpräsident.

Schicksale lebendig machen

Knauer dankte im Namen der Heimatvertriebenen dafür, dass die Staatsregierung auch durch die Einführung dieses Gedenktages ihr Versprechen einhalte, das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein für das Schicksal der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler lebendig zu halten.

Wir dürfen nicht nachlassen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Christian Knauer, Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen

„Obwohl wir wissen, dass die Stimmen der Erinnerung niemals alle Waffen in unserer Welt zum Schweigen bringen werden, dürfen wir nicht nachlassen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen“, sagte er.