Die kommenden Olympischen Spiele werden nicht bei ARD und ZDF zu sehen sein. (Bild: Imago/Westend61)
TV-Rechte

Olympia nicht mehr bei ARD und ZDF

ARD und ZDF werden künftig nicht mehr Live von Olympischen Spielen berichten. Die Sender konnten sich mit dem Rechteinhaber nicht auf Lizenzen einigen. Den Zuschlag erhält jetzt der Privatsender Eurosport - der einen Teil der Übertragungen nur gegen Bezahlung anbieten wird.

ARD und ZDF erleben den Olympia-Blackout – und die Sportfans müssen für einen Teil der TV-Berichterstattung künftig zahlen. Wie jetzt bekannt wurde, wird der Privatsender Eurosport exklusiv von den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 berichten – aber nicht alles im frei empfangbaren Fernsehen zeigen.

Schluss mit der Fülle

Der Grund: Die Verhandlungen von ARD und ZDF mit dem Spartensender Eurosport und dessen US-Mutterkonzern Discovery sind gescheitert, Eurosport wird für den deutschsprachigen Raum exklusiv berichten. Damit ist es aus Sicht der deutschen Sportfans auch mit der breit angelegten Berichterstattung vorbei. Neben dem Programm im eigentlichen Programm boten ARD und ZDF außerdem mehr als 1.000 Stunden Internet-Streams an. Eine solche Fülle wird es künftig nicht mehr geben. Wie viele Stunden Eurosport frei und wie viele nur im Bezahl-Bereich auf Sendern wie Eurosport 2 zeigen wird, wollte der Sender am Montag noch nicht verraten.

200 Millionen waren nicht genug

Der monatelange Poker auf verschiedenen Ebenen scheiterte am Geld und kommt letztlich die Sport-Liebhaber teuer zu stehen. Zunächst wurde nur über die Rechte für zwei Olympische Spiele verhandelt, am Ende über vier. ARD und ZDF haben nach dpa-Informationen für die Sub-Lizenzen von 2018 bis 2024 rund 200 Millionen Euro geboten, das US-Unternehmen Discovery etwa 300 Millionen Euro verlangt. In der letzten Runde sollen sich beide Seiten noch einmal ein bisschen angenähert haben – doch es reichte nicht für eine Einigung.

Wir müssen erkennen, dass die Forderungen von Discovery bei Weitem über dem liegen, was von uns verantwortet werden kann.

Ulrich Wilhelm, BR-Intendant

Bei den Verhandlungsführern der Öffentlich-Rechtlichen jedenfalls ist Ernüchterung eingetreten. „Wir müssen erkennen, dass die Forderungen von Discovery bei Weitem über dem liegen, was von uns verantwortet werden kann“, kommentierte BR-Intendant Ulrich Wilhelm, der auch Sportrechte-Intendant der ARD ist. ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärte: „Wir sind Discovery bis an unsere Schmerzgrenze entgegengekommen.“ Der Preis, den Eurosport bis zuletzt gefordert habe, sei jedoch „deutlich zu hoch“ gewesen.

Bedauern bei ARD, ZDF und DOSB

Mit „großem Bedauern“ reagierten ARD und ZDF auf das ergebnislose Ende der Verhandlungen. Ähnlich äußerte sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). „Nicht zuletzt in Rio haben ARD und ZDF aus Sicht des DOSB erneut eine exzellente Berichterstattung über die verschiedenen Kanäle sichergestellt“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Nicht nur die Olympia-Fans, auch der Verband muss sich umstellen.

Eurosport hat sich ebenfalls bereits an die deutsche Zuschauerschaft gewendet. Der Spartensender garantierte in einem Statement – ohne konkrete Werte anzugeben – „eine umfassende Verbreitung der Olympischen Spiele in Deutschland und übertrifft damit die Anforderungen des IOC sowie die rechtlichen Vorgaben“. Von Winterspielen müssen nach Angaben des IOC 100 Stunden im Free-TV übertragen werden, bei Sommerspielen sind es 200 Stunden. „Die größten Momente und die deutschen Medaillenentscheidungen werden bei Eurosport im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein“, versprach der Sender. Ob das zu Lasten der kleinen Sportarten gehen wird, ist noch nicht klar. Discovery will in Deutschland im Free-TV über Eurosport und den Sender DMAX übertragen. Weitere Angebote wie der Eurosport-Player sowie der Pay-TV-Kanal Eurosport 2 sind allerdings kostenpflichtig.

Discovery steht ebenfalls unter Zugzwang

Klar ist aber auch: Discovery will und muss mit der Olympia-Berichterstattung Geld verdienen. Dafür fehlen dem Sender aber jetzt die vielen Millionen, die ARD und ZDF für sogenannte Sub-Lizenzen bezahlt hätten. In anderen europäischen Ländern wie Großbritannien hat das US-Unternehmen einen Teil der Rechte an öffentlich-rechtliche Sender weiterverkauft.

Einigung unwahrscheinlich

Discovery dagegen muss 1,3 Milliarden Euro an das Internationale Olympische Komitee (IOC) zahlen und hat dafür die europäischen TV-Rechte für vier Olympische Spiele bis 2024 erhalten. Eine nachträgliche Einigung mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland ist jedenfalls unwahrscheinlich, auch wenn ZDF-Intendant Bellut mitteilte: „Sollte Discovery seine Entscheidung nochmals überdenken und auf unser Angebot zurückkommen wollen, sind wir jederzeit bereit, die Gespräche fortzusetzen.“ Die Fronten zwischen den Parteien sind verhärtet – und die Zeit ist eigentlich auch schon abgelaufen: Mehrere Fristen für die TV-Produktion der Winterspiele 2018 in Pyeongchang etwa sind bereits verstrichen.