Dorothee Bär ist die künftige Staatsministerin für Digitales. Foto: ToKo
Technologie

„Es geht um die Zukunft“

Die designierte Digitalministerin Dorothee Bär will, dass Deutschlands Behörden, Firmen und Schulen bei der Digitalisierung schneller voran kommen. Programmieren hält sie für so wichtig wie Lesen und Schreiben.

Die künftige Staatsministerin für Digitales im Kanzleramt, Dorothee Bär, drückt bei der Digitalisierung aufs Tempo. In ihrem neuen Amt wolle sie dazu beitragen, dass „Deutschland nicht nur eine erfolgreiche Industrienation bleiben kann, sondern auch eine erfolgreiche Digitalnation werden wird“, sagte sie im Interview mit den Tagesthemen.

Es ist ein Irrglaube, dass alle Kinder, die sich für Computer interessieren, dick und faul werden.

Dorothee Bär

Der Staat müsse dabei „Vorreiter sein“, verlangte Bär in der Bild-Zeitung. Behörden müssten endlich so vernetzt werden, dass Bürger nicht Stunden auf Ämtern vergeudeten, nur um sich zum Beispiel umzumelden. Start-up-Unternehmen dürften nicht an bürokratischen Hürden verzweifeln.

Programmieren als Schulfach

Bär sieht auch in einzelnen Fachministerien Defizite bei der digitalen Entwicklung. Sie habe in den vergangenen Jahren festgestellt, „dass wir auch in unseren Ministerien unterschiedliche Geschwindigkeiten haben“, sagte sie. „Da gibt es welche, die viel viel weiter sind; andere leider noch nicht.“ Jedes Ministerium in Deutschland müsse „ein Digitalministerium sein“, forderte die künftige Staatsministerin. Noch gehe ihr das alles „viel, viel zu langsam“.

Bär forderte zudem eine stärkere Digitalisierung der Schulen. „Es ist ein Irrglaube, dass alle Kinder, die sich für Computer interessieren, dick und faul werden.“ Man könne auf Bäume klettern und trotzdem eine Programmiersprache können. Programmieren gehöre in die Lehrpläne der Grundschule, es sei „so wichtig wie Lesen und Schreiben“, sagte Bär. Dass Schüler Tablets im Klassenzimmer benutzen, sollte die Norm sein, und „kein Privileg nur von Kindern in Privatschulen“.

Datenschutz aus dem 18.Jahrhundert

Deutliche Kritik übte Bär am Datenschutz. Der sei in Deutschland „wie im 18. Jahrhundert“. Stattdessen brauche das Land eine „smarte Datenkultur vor allem für Unternehmen“.

Große Chancen bei der Digitalisierung sieht Bär im Gesundheitsbereich. „Könnten Daten deutscher Patienten mit weltweiten Datenbanken abgeglichen werden, wäre eine Diagnose oft schneller da, als sie zehn Ärzte stellen können“, sagte sie der Bild.

Jetzt entscheide sich die Zukunft des Landes, so Bär. Digitalisierung müsse für alle Politiker, Bürger und Unternehmen das „Topthema Nummer Eins“ sein.

Frau Slomka und die Flugtaxis

Wie viel Arbeit dabei noch vor der neuen Digitalministerin liegt, zeigte das ZDF-Heute Journal. Die Redaktion machte sich auf Twitter darüber lustig, dass Bär im Gespräch mit Moderatorin Marietta Slomka angekündigt hatte, sich auch um Zukunftsthemen wie autonomes Fahren und fliegende Taxis kümmern zu wollen. „Hier noch einmal in Kürze. @DoroBär mit ‚Themen, die uns wirklich beschäftigen sollten‘, wie der Möglichkeit, sich mit einem#Flugtaxi fortbewegen zu können“, twitterte daraufhin das Heute Journal.

Tatsächlich beschäftigen sich Unternehmen wie Airbus längst genau damit. Erst kürzlich meldete der Konzern stolz, dass sein autonom fliegendes Taxi „Vahana“ die ersten Tests erfolgreich absolviert habe.

Wenn Deutschland und seine Unternehmen, wie Doro Bär es vorschwebt, tatsächlich in der Lage sein sollen, „Champions League zu spielen, Weltmeister zu sein“, dann gehören genau solche Themen auf die Agenda der Digitalministerin. Auch wenn das Heute Journal das nicht versteht.