Der verstorbene Ex-Bundespräsident Walter Scheel. (Bild: Imago/Revierfoto)
Staatsakt

Abschied von Walter Scheel

Mit einem Staatsakt nimmt die Bundesrepublik Abschied von Walter Scheel. In Berlin erweisen neben Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck zahlreiche weitere Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft dem „echten Liberalen", wie CSU-Chef Seehofer ihn nennt, die letzte Ehre.

Mit einem Staatsakt in Berlin nehmen Politik und Gesellschaft Abschied vom früheren Bundespräsidenten Walter Scheel. Bei der Trauerfeier im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie werden Bundespräsident Joachim Gauck, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und der frühere FDP-Chef Wolfgang Gerhardt sprechen. Auch Kanzlerin Angela Merkel nimmt an der Zeremonie teil. Aus dem Ausland wird der frühere österreichische Bundespräsident Heinz Fischer erwartet.

Von 1969 bis 1974 war Scheel Außenminister und Vizekanzler in der SPD/FDP-Koalition von SPD-Kanzler Willy Brandt. An dessen Seite setzte Scheel die umstrittenen Ostverträge durch und vollzog eine Neuausrichtung der deutschen Politik. Zuvor war Scheel erster Entwicklungshilfeminister der Republik unter Kanzler Konrad Adenauer. Von 1974 bis 1979 amtierte er als Bundespräsident und war damit viertes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland. Am 24. August starb er nach langer Krankheit im Alter von 97 Jahren.

Seehofer: „Scheel war eine Konstante der Nachkriegsgeschichte“

Für Bayern würdigt Ministerpräsident Horst Seehofer Scheels Verdienste um die Bundesrepublik. „Mit Walter Scheel geht eine Konstante in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.“ In verschiedenen hohen Ämtern habe der „überzeugte Liberale“, wie Seehofer ihn nennt, in bewegten Zeiten das Gesicht der deutschen Nachkriegspolitik entscheidend mitgeprägt. Als Bundespräsident habe Scheel „immer nah an den Menschen“ gestanden und dem höchsten Amt im Staat zu großer Bürgernähe und Popularität verholfen.

Walter Scheel hat in bewegten Zeiten das Gesicht der deutschen Nachkriegspolitik entscheidend mitgeprägt.

Horst Seehofer

Gauck würdigt Ost- und Europapolitik Scheels

Bundespräsident Joachim Gauck würdigt besonders die Ost- und Europapolitik seines Vorgängers. „In seinen öffentlichen Ämtern, ganz besonders als Bundespräsident, hat Ihr Mann Großes geleistet“, schrieb Gauck nach Angaben des Präsidialamtes an Scheels Witwe Barbara.

Die Einigung Europas voranzutreiben, lag ihm besonders am Herzen.

Joachim Gauck

Früh habe er die Bedeutung einer europäischen Integrationspolitik für Deutschland erkannt. „Mit seiner Ost- und Europapolitik hat er sich bleibende Verdienste für die Verständigung und Versöhnung auf unserem Kontinent erworben“, schreibt Gauck.

Am Ende des Staatsakts wird Scheel mit einem großen militärischen Ehrengeleit verabschiedet. Die Beisetzung ist auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf vorgesehen.

(dos/dpa)