Das Reinheitsgebot von 1516 gilt als weltweit ältestes bis heute gültiges Lebensmittelgesetz. (Bild: imago/Sven Simon)
Bierjubiläum Ingolstadt

Drinnen Feier, draußen Demo

Der Besuch der Kanzlerin in Seehofers Heimatstadt hat weniger politischen als vielmehr repräsentativen Charakter. Im Festzelt im Klenzepark in Ingolstadt prostet Angela Merkel Deutschlands Brauern beim Jubiläumsfestakt zum Reinheitsgebot von 1516 zu. Während drinnen gefeiert wird, demonstrieren draußen Umweltschützer gegen die Zulassung von Glyphosat.

500 Jahre Reinheitsgebot fürs Bier – und die Bundeskanzlerin feiert mit. Zum heutigen Festakt der Braubranche kam Angela Merkel nach Ingolstadt.

Warum in Ingolstadt?

Das Reinheitsgebot von 1516 gilt als weltweit ältestes bis heute gültiges Lebensmittelgesetz. Nach der Bestimmung dürfen nur Wasser, Hopfen und Malz ins Bier. Zur Gärung wird außerdem Hefe zugesetzt. 2016 jährt sich der Erlass des Reinheitsgebots für Bier zum 500. Mal – verkündet von den Bayernherzögen Ludwig X. und Wilhelm IV. beim Landständetag am 23. April 1516 in Ingolstadt. Der Beschluss dehnte die bereits bestehenden Vorschriften für das Brauwesen auf ganz Bayern aus. Es lautet in neuhochdeutscher Übersetzung:

Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten und Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.

Erlass des Reinheitsgebots von 1516

Umstritten ist, ob es sich um eine Maßnahme zum Verbraucherschutz oder eher um protektionistische Bestrebungen gegenüber den Wettbewerbern aus dem hohen Norden handelte. Doch in Bayern waren bald einzelne weitere Zutaten erlaubt und erste Weißbräuhäuser – die entgegen dem Reinheitsgebot Weizen verwendeten – nahmen den Betrieb auf. Der Begriff „Bier“ ist heute weiter gefasst und wird von der Bierverordnung aus dem Jahr 2005 geschützt. Sie legt fest, welche Biersorten angeboten werden dürfen und wie sie beschaffen sein müssen.

Demonstration gegen Glyphosat

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nutzt das Großaufgebot von Politikern, um ein Verbot des Pflanzenschutzmittels Glyphosat zu fordern. Das von der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserregend eingestufte Präparat wurde neben anderen Lebensmitteln auch im Bier nachgewiesen. Mehr dazu lesen Sie hier: „Spuren im Bier„.

EU verschiebt Abstimmung

Die EU-Kommission verschob die Abstimmung über eine weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat Anfang März. Offenbar habe sich keine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten ergeben. Eine qualifizierte Mehrheit wären 55 Prozent der Mitgliedstaaten, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. Frankreich, Schweden, Italien und die Niederlande hatten zuletzt Bedenken geäußert.

Deutschland enthält sich

Die Bundesregierung konnte sich auf keine einheitliche Position einigen und enthielt sich bei der Probeabstimmung. Federführend in der Angelegenheit ist das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) unter Minister Christian Schmidt (CSU). Er wollte ursprünglich für die erneute Zulassung von Glyphosat stimmen. Der BUND verlangt von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) als amtierendem „Bier-Botschafter“, eine strikte Ablehnung der EU-weiten Wiederzulassung von Glyphosat zu fordern.

Aigner vertritt Seehofer

Der Auftritt Merkels ist nicht öffentlich. Hier geht sie allein ihren wirtschaftspolitischen Verpflichtungen nach. Unter den Ehrengästen sind Volker Kauder (CDU), Unionsfraktionschef im Bundestag, Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir, der Linken-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU). Ursprünglich wollte auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei der Feier in seiner Heimatstadt dabei sein. Doch die Sonderkonferenz der Länder-Regierungschefs in Berlin hat Vorrang. Zu dem Treffen wird auch die Kanzlerin später hinzukommen. Beim Bier-Festakt vertritt ihn Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).