Wohnungseinbrüche nehmen stark zu. (Bild: Fotolia/Photographee-eu)
Kriminalität

Raubzüge durch deutsche Haushalte

Bundesweit steigt 2015 die Zahl der Wohnungseinbrüche auf einen neuen Höchststand - besonders stark in Hamburg und Nordrhein-Westfalen. In Bayern dagegen sinken die Fallzahlen. Eine neue Software hilft der Polizei in München und Nürnberg, besonders anfällige Wohngebiete und Tageszeiten zu identifizieren. Die Einbruchskriminalität in Deutschland liegt vor allem in der Hand weniger großer Banden.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat im vergangenen Jahr drastisch zugenommen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik des BKA für 2015 weist einem Bericht der „Welt“ zufolge 167.136 Raubzüge durch deutsche Haushalte aus – ein Anstieg von 9,9 Prozent. Ihre Zahl liegt damit auf einem Höchststand seit 15 Jahren. Im Jahr 2014 hatten die deutschen Polizeidienststellen 152.123 Einbrüche registriert, und im Jahr davor 149.500. Den Rekord in diesem Bereich hält die Statistik der Behörden jedoch für das Jahr 1993 fest, als bundesweit rund 227.000 Wohnungen geknackt wurden.

Besonders stark stieg die Zahl der Einbrüche vergangenes Jahr in Hamburg (plus 20 Prozent) und in Nordrhein-Westfalen (plus 18,1 Prozent). Die genauen Zahlen will Bundesinnenminister Thomas de Maizière im Mai vorstellen.

Professionelle Banden plündern Landstriche

Für den Bund Deutscher Kriminalbeamte liegt die Einbruchskriminalität in Deutschland im wesentlichen in der Hand weniger großer Banden. Für einen Großteil der Einbrüche seien hochmobile, reisende Tätergruppen verantwortlich, sagte BDK-Chef André Schulz der Bild-Zeitung. Professionelle Banden aus Südosteuropa nähmen sich ganze Landstriche und Städte auf einmal vor. In vielen Fällen stecke „die georgische Mafia“ dahinter. Einbrecher kämen aber auch aus dem Westbalkan und den Maghreb-Staaten.

Rückgang in Bayern

Für Bayern hat Innenminister Joachim Herrmann bereits in der vergangenen Woche die Kriminalstatistik veröffentlicht (der Bayernkurier berichtete). Im Freistaat war die Zahl der Einbrüche 2015 jedoch rückläufig: 7480 gegenüber 8210 noch im Vorjahr. In mehr als die Hälfte der Fälle schlugen die Täter in Städten unter 20.000 Einwohnern zu. Dabei verursachten sie einen Schaden von 23,8 Millionen Euro. Die Aufklärungsquote liegt bei 15,9 Prozent, 893 Einbrecher konnte die bayerische Polizei festnehmen.

Zuversichtlich stimmen den Minister Pilotprojekte mit der Software „Precobs“ in München und Nürnberg. Mittels eines mathematisch-statistischen Verfahrens prognostiziert das Programm Gegenden mit hoher Einbruchsgefahr und besonders anfällige Tageszeiten. Dann können Polizeibeamte in den entsprechenden Vierteln gezielt Streife fahren. Im Testzeitraum seit Oktober 2014 schnappte sie dabei 26 Einbrecher. Die Fallzahlen in München gingen um 42 Prozent, in Nürnberg um 17,5 Prozent zurück.

Jugendkriminalität explodiert

Die bayerische Kriminalitätsstatistik wirft bereits ein Schlaglicht auf die Veränderungen im gesamten Bundesgebiet voraus, die sich aufgrund der Flüchtlingswelle im vergangenen Jahr ergeben dürften: Das Zahlenwerk für den Freistaat im Jahr 2015 weist nämlich 211.016 Straftaten gegen die Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetze aus. Ein dramatischer Anstieg gegenüber dem Vorjahr, nämlich beinahe eine Verfünffachung der 43.271 Fälle von 2014. Die Zahl der illegalen Einschleusungen von Ausländern verdoppelte sich von 1161 auf 2596 Fälle.

Aufgrund dieser Deliktsorte ist 2015 auch die gesamte Jugendkriminalität im Freistaat explodiert – nachdem sie jahrelang rückläufig war. So stieg die Zahl der Straftaten von Kindern und Jugendlichen unter 21 Jahren von 66.294 auf 128.190. Allerdings waren viele alterstypische Delikte wie Körperverletzung, Diebstahl, Beleidigung und Sachbeschädigung rückläufig. Die Zahl der Straftaten gegen das Aufenthalts- und Asylrecht stieg in Bayern jedoch bei Tätern, die noch unter das Jugendstrafrecht fallen: von 11.298 im Jahr 2014 auf 76.751. Viele Kommunen klagen seit dem vergangenen Jahr über die massive Zunahme von unbegleiteten Minderjährigen, die nach Deutschland gelangen.